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Cannabis-Legalisierung: Mehr Vergiftungsfälle bei Kindern

Lena Höppner  |  13.01.2022

Durch den rechtmäßigen Besitz und Konsum von Cannabis steigt auch die Gefahr, dass Kinder versehentlich Cannabis konsumieren. Eine kanadische Studie veröffentlichte nun erschreckende Zahlen zu Einlieferungen in die Notaufnahme von Kindern aufgrund von Cannabis-Vergiftungen.

Junge klaut etwas aus Schüssel auf einem Küchentresen
Besonders hoch ist die Zahl der Vergiftungen bei Kindern, die versehentlich Lebensmittel essen, denen Cannabis zugesetzt ist.
© Wavebreakmedia/iStockphoto

Seit der Legalisierung von Cannabis in Kanada ist die Zahl der Notfalleinsätze durch den Cannabis-Konsum von Kindern in der Provinz Ontario um das Neunfache pro Monat gestiegen, so die traurige Bilanz der Studie. Insbesondere nach dem Konsum von cannabishaltigen Lebensmitteln stieg die Zahl dramatisch an. Auch die Zahl der Kinder, die stationär aufgenommen werden müssen, hat sich verdoppelt, während das Durchschnittsalter von drei Jahren und neun Monaten konstant blieb. Die weltweite Covid-19-Pandemie ließ den Anteil an Cannabis-Vergiftungen zusätzlich steigen, während die Gesamtzahl der Vergiftungen bei Kindern abnahm. Inzwischen sind 10 Prozent aller Vergiftungen von Kindern, die in der zentralen Notaufnahme in Ontario untersucht werden, auf den Konsum von cannabishaltigen Produkten zurückzuführen.

Seit Oktober 2018 sind Blüten, Samen und Öle der Cannabis-Pflanze in Kanada legal erhältlich. Im Februar 2020 folgte dann die nächste Stufe, indem auch Lebensmittel denen Cannabis zugesetzt ist, erlaubt wurden. „Die Ergebnisse sind aus diesem Grund so dramatisch, da sich Kanada von der Legalisierung erhofft hatte, dass der versehentliche Konsum bei Kindern abnehme“, so Dr. Daniel Myran, leitender Autor der Studie. So wurden Vorschriften verabschiedet, wie hoch die Konzentration in den Lebensmitteln sein darf und wie diese kindersicher verpackt werden müssen. Außerdem sollte durch Schulungen der Pflegekräfte und Eltern die Einnahmemöglichkeiten durch Kinder abnehmen. „Die Zahlen der Studie zeigen jedoch, dass dieses Ziel nicht erreicht wurde“, schlussfolgert Myran. „Da immer mehr Länder kurz vor einer Legalisierung von Cannabis stehen, müssen wahrscheinlich noch strengere Regeln zum Aussehen und Geschmack der Cannabiszubereitungen gewählt werden“, so der Experte weiter.

Für die Studie untersuchten die Wissenschaftler des Krankenhauses Ottawa und die Abteilung für Familien-Medizin der Universität in Ottawa alle Einlieferung in die Notfallambulanz von Kindern während drei verschiedener Zeitspannen: vor der Legalisierung, nach der Legalisierung der Blüten, Samen und Öle und nachdem cannabishaltige Lebensmittel erlaubt wurden.

In Deutschland erhalten betroffene Eltern Informationen bei den Giftinformationszentren der einzelnen Regionen.

Quelle: DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2021.42521

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