Corona und Asthma: Bin ich Risikopatient?

PZ/NK | 21.04.2020

Viele Patienten mit Asthma haben Angst, an einer Infektion mit dem neuen Coronavirus schwer zu erkranken. SARS-CoV-2 greift schließlich die Lunge an, weshalb Vorerkrankungen an diesem Organ bislang als Risikofaktor galt. Experten geben aber Entwarnung: Für Asthma scheint dies nicht der Fall zu sein, wie neue Daten zeigen. Auch vor Kortison müssen Patienten nicht fürchten.
Lungenfachärzte raten Asthmatikern, ihre Medikamente weiter regelmäßig einzunehmen. image.originalResource.properties.copyright

Die Coronavirus-Epidemie sorgt bei vielen Menschen für Verunsicherung. Asthmatiker sind besonders beunruhigt, da das Virus dafür bekannt ist, die Lunge zu belasten. Experten relativieren diese Sorge: Gut eingestellte Asthmatiker hätten grundsätzlich kein erhöhtes Risiko für Infekte und auch keine grundsätzliche Abwehrschwäche. Darauf haben deutsche Fachgesellschaften schon im März hingewiesen und Patienten aufgefordert, ihre Medikamente weiterhin wie mit dem Arzt besprochen einzunehmen.

Wer ist Risikopatient?

Aktuellen Daten aus New York zufolge sind diese Sorgen jedoch unbegründet. Die Gesundheitsbehörde des US-Bundestaats veröffentlicht fortlaufend epidemiologische Daten der an Covid-19 Gestorbenen. Mittlerweile gab es es fast 15.000 Todesfälle, von diesen hatten 89 Prozent mindestens eine Vorerkrankung. Asthma spielte mit 5 Prozent aber eine untergeordnete Rolle und war damit im Vergleich zur Häufigkeit der Erkrankung in der Bevölkerung sogar unterrepräsentiert. Andere chronische Krankheiten scheinen gefährlicher zu sein: So hatten bei den gestorbenen Covid-19-Patienten am häufigsten Bluthochdruck, Diabetes, hohe Blutfettwerte, koronare Herzkrankheit, Demenz, Nierenerkrankungen, Vorhofflimmern, chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD), Krebserkrankungen oder ein Schlaganfall vorgelegen.

Auch in einer frühen Analyse aus China war Asthma nicht als Risikofaktor für schwere Verläufe in Erscheinung getreten. Der Untersuchung von 1099 Covid-19-Patienten aus Wuhan zufolge waren die häufigsten Krankheiten der Patienten ebenfalls Bluthochdruck und Diabetes gefolgt von koronarerer Herzkrankheit. Asthma tauchte in der Liste gar nicht auf.

Die Gründe dafür sind noch unklar: Einige Forscher gehen davon aus, dass eine chronische Lungenerkrankung durch eine veränderte Immunreaktion in dem Organ vor schweren Verläufen schützen könne. Für diese Hypothese gibt es aber bislang keine Belege. Denkbar sei auch, dass Therapien gegen Asthma einen schützenden Effekt haben könnten. Inwieweit Kortisonhaltige Medikamente bei einer SARS-CoV-2-Infektion schaden oder nützen, sei aber ebenfalls noch offen. Daher sollten Patienten ihre bisherige Therapie nicht verändern.

Kortisonspray regelmäßig einnehmen

Das betonen auch die Experten der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP). Die Gefahr, dass sich das Asthma dadurch in bedrohlicher Weise verschlechtert, sei wesentlich bedrohlicher als ein unbelegtes Risiko einer Förderung der Ansteckung mit SARS-Cov-2.

Die Experten raten Asthma-Patienten, die bisher nur hin und wieder mit Kortison inhaliert haben, ihr Spray nun unbedingt regelmäßig zu verwenden und darauf achten, dass sie vollkommen beschwerdefrei sind, also die Atemwege offen sind und kein Husten und keine Atemnot besteht. Treten dennoch weiterhin asthmatische Beschwerden auf, sollte die Therapie in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt angepasst werden.

Was tun bei Verdacht auf Covid-19?

Generell gilt bei einem Verdacht auf Covid-19 bei Asthmatikern das gleiche wie für alle Patienten: Sie bleiben möglichst zu Hause und melden sich telefonisch bei ihrem zuständigen Gesundheitsamt oder ihrem behandelnden Arzt und folgen den entsprechenden Ratschlägen.

„Erleiden Asthmatiker gleichzeitig zu den Anzeichen einer Corona-Infektion eine Verschlimmerung ihrer asthmatischen Beschwerden, sollten sie rasch die für den Notfall vereinbarten Kortisontabletten einnehmen - in der Regel täglich 2 x 20 mg Prednisolon für eine Dauer von 5 Tagen“, empfiehlt Dr. med. Thomas Voshaar, VPK-Vorstandsvorsitzender und Chefarzt des Lungenzentrums am Krankenhaus Bethanien in Moers. Stellt sich trotzdem keine Besserung ein, sei eine Rücksprache mit dem behandelnden Arzt wichtig. „Falls sich die Auswurfsymptomatik ändern sollte, wenn also beim Husten insbesondere ein gelblicher oder grünlicher Auswurf beobachtet werden sollte, ist es ratsam, ein Antibiotikum einzunehmen“, sagt Voshaar.

Impfschutz gegen Grippe und Pneumokokken ist sinnvoll

Generell können Bakterien und Viren, die eine Entzündung der Bronchien oder der Lunge verursachen, aber auch ein gewöhnlicher Schnupfen asthmatische Beschwerden verstärken. „Ein Impfschutz gegen Pneumokokken und Grippe ist daher sinnvoll und angebracht - auch um zu verhindern, dass es zu einer gleichzeitigen Infektion mit mehreren, verschiedenen Erregern kommt, die den Organismus zusätzlich belasten und den Krankheitsverlauf verschlimmern würden“, rät Voshaar.

Um sich nicht anzustecken, sollten Asthmatiker - wie alle anderen Menschen - auf eine gute Hygiene achten, das heißt: häufiges Händewaschen, nicht mit ungewaschenen Fingern das Gesicht anfassen, von hustenden und offenbar erkälteten Menschen einen Sicherheitsabstand von etwa zwei Metern halten und Menschenansammlungen meiden.