dm setzt auf Online-Hautarzt und KI – Hautärzte warnen vor Risiken

Dr. Karen ZoufalElisabeth Kerler  |  30.09.2025 13:59 Uhr

Die Drogeriekette dm wirbt mit digitalen Hautchecks des Partners dermanostic – darunter ein Online-Hautarzt und eine KI-gestützte Hautanalyse für Kosmetik. Doch der Bundesverband der deutschen Dermatologen warnt davor.

Frau fasst sich an ihre Wange mit Pickeln.
Was haben die Unreinheiten im Gesicht zu bedeuten? Dm bietet mit einem Partner KI-Hautanalysen an, doch Dermatologen raten ab.
© Maksym Belchenko/iStockphoto

Die Drogeriekette dm bewirbt einen „Online Hautarzt“-Service des Partners dermanostatic. Der Bundesverband der deutschen Dermatologen (BVDD) hat sich das Angebot näher angeschaut – und kritisiert es stark, wie der Verband mitteilt.

„Online-Hautarzt“ von dm-Partner dermanostatic

Auf der Website von dm ist ein Verweis auf Online-Hautuntersuchungen von dermanostatic zu finden: Dort könne man Haut-, Haar- und Nagelveränderungen sowie Geschlechtskrankheiten und Muttermale hautfachärztlich via Online-Hautarzt untersuchen lassen. Dafür lade man Fotos der betroffenen Körperstellen hoch und beantworte Fragen. Innerhalb von 24 Stunden komme das Ergebnis inklusive geeigneter Therapie-Vorschläge mit Privat-Rezept. Dort arbeiteten in Deutschland approbierte Hautfachärztinnen und -ärzte, „speziell geschult, um Online-Diagnosen zu stellen“, heißt es auf der Website. 

Das sagt der Bundesverband der deutschen Dermatologen

Dr. Ralph von Kiedrowski, BVDD-Präsident, betrachtet dieses Teledermatologie-Angebot als „unverantwortlich“. Er kritisiert: „Etwa 30 Prozent der Fälle benötigen eine rezeptpflichtige medizinische Behandlung und mindestens 8 bis 10 Prozent der Anfragen sind überhaupt nicht für eine telemedizinische Konsultation geeignet.“ Beispielsweise reiche ein Foto von einem Muttermal nicht aus, um Hautkrebs verlässlich zu diagnostizieren oder auszuschließen.

Mit der Diagnose allein gelassen

Beim BVDD sieht man das Risiko, dass Menschen mit behandlungsbedürftigen Hautproblemen nicht zeitnah in Praxen weiterbehandelt werden können: Zwar kooperieren angeblich Praxen mit dem Anbieter, doch Tests hatten gezeigt, dass diese nicht wirklich zur Verfügung standen. Gleichzeitig könnten die unkontrollierten Untersuchungen aufgrund vermeintlicher „Diagnosen“ einen Run auf Hautarztpraxen auslösen. „Grundsätzlich stehen wir innovativen Versorgungsmodellen und digitalen Lösungen sehr offen gegenüber, aber dieses Projekt hilft nicht, die Versorgung Hautkranker zu verbessern“, stellte von Kiedrowski fest. 

Kostenlose KI-gestützte Hautanalysen für kosmetische Zwecke

dm bietet zudem eine kostenlose KI-gestützte Hautanalyse an: Anhand eines Fotos vom Gesicht werde der Hautzustand sowie die UV-Empfindlichkeit analysiert, heißt es auf der Website. Die Anwendung empfiehlt auch Produkte aus dem dm-Sortiment. dm betont: „Diese Hautanalyse ist nur für kosmetische Anwendungen bestimmt und hat keine medizinische Aussagekraft.“

Auch vor diesem Angebot warnt der BVDD-Präsident, der es selbst ausprobiert hat. Sein eingereichtes Foto sei als trockene Haut (Xerosis cutis) eingeordnet worden. Das Ergebnis sei leider falsch – und die vier beworbenen Produkte für insgesamt etwa 30 Euro hätten möglicherweise wenig genützt.

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