Mikronadelpflaster, angeblich „natürliche GLP-1-Lösungen“ oder Geräte zur nichtinvasiven Blutzuckermessung: In sozialen Netzwerken werden Menschen mit Diabetes zunehmend mit solchen Angeboten konfrontiert. Hinter den vermeintlichen Wundermitteln stehen jedoch oft Anbieter ohne Zulassung oder medizinischen Nachweis. Davor warnen die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), diabetesDE, der Bundesverband Niedergelassener Diabetologen (BVND) und der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD).
Gefältschte Logos, Zitate und Webseiten
Die Masche ist perfide: Logos etwa der DDG oder des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) werden gefälscht, ebenso wie angebliche Aussagen bekannter Diabetologinnen und Diabetologen. Zum Teil werden sogar Fotos von ihnen verwendet. Auch falsche Webseiten erweckten den Eindruck, von seriösen Organisationen betrieben zu werden, schreibt die DDG.
Rücksendung unmöglich
Wer dann Produkte bestellt, erhält in vielen Fällen gar nichts – oder lediglich minderwertige Geräte wie einfache Pulsoximeter ohne Nutzen für die Diabetestherapie. Rückerstattung oder Reklamation sind unmöglich, da die Anbieter oft anonym aus dem Ausland agierten, ohne Impressum oder Rücksendeadresse.
Tipps: So erkennen Sie unseriöse Angebote
- Wundermittel sind Warnzeichen: Versprechen schneller Heilung oder Wirkung ohne Nebenwirkungen, sollten Sie stutzig machen.
- Nur offiziellen Quellen vertrauen:Fachgesellschaften wie DDG oder diabetesDE empfehlen oder verkaufen keine Produkte. Prüfen Sie Logos, Expertenzitate und Webauftritte kritisch.
- Impressum und Rücksendeadresse prüfen: Fehlen diese Angaben, ist Vorsicht geboten.
- Behandlungsteam einbeziehen: etwa Ärztin, Arzt oder Diabetesberatung vor einem Kauf um Rat fragen.
Ärztinnen und Ärzte stehen vor zusätzlicher Aufgabe
In diabetologischen Praxen steigt der Beratungsbedarf deutlich. „Patientinnen und Patienten wenden sich immer häufiger mit Fragen zu Produkten, die sie online gesehen oder sogar bestellt haben, an ihre Ärztinnen und Ärzte“, berichtet Toralf Schwarz vom BVND. Für das medizinische Fachpersonal bedeutet dies, wertvolle Zeit in die Aufklärung über Fehlinformationen investieren zu müssen
Gemeinsames Ziel: Aufklärung und Schutz
Die Verbände sind sich einig darin, dass der beste Schutz gegen solche Angebote informierte Patientinnen und Patienten seien. Um mehr Menschen zu erreichen, sollten auch Apotheken auf das Problem aufmerksam gemacht werden, ebenso wie Verbraucherzentralen und Hausarztpraxen. „Wir arbeiten gemeinsam daran, diese Formen des Missbrauchs öffentlich zu machen, Anzeigen zu stellen und kontinuierlich zu warnen“, erklärt Professorin Julia Szendrödi, Präsidentin der DDG.
Die DDG gehe gegen betrügerische Angebote in den sozialen Medien vor und melde sie zur Löschung. „Auch wenn wir der Flut nicht vollständig Herr werden, handeln wir konsequent und beziehen eindeutig Stellung – für den Schutz von Patientinnen und Patienten,“ so die Szendrödi.
Quelle: Deutsche Diabetes Gesellschaft