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Gesichtsblindheit ist häufiger als angenommen

ZOU  |  09.03.2023

Wenn man ein bekanntes Gesicht sieht, dauert es normalerweise weniger als eine halbe Sekunde, bis man Stirn, Nase, Augen, Mund, Kinn und Wangen einer Person zuordnet. Während dies bei den meisten Menschen mühelos und unbemerkt funktioniert, erkennen sich Menschen mit schwerer Gesichtsblindheit nicht einmal selbst im Spiegel. Je nach Kriterien betrifft Gesichtsblindheit bis zu fünf Prozent aller Personen.

Fünf Gesichter nebeneinander.
Menschen mit Gesichtsblindheit haben große Probleme damit, Personen anhand ihres Gesichtes zu erkennen.
© scyther5/iStockphoto

Die meisten Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 2 bis 2,5 Prozent der Weltbevölkerung gesichtsblind sind. Ein Forschungsteam der Harvard Universität schreibt im Fachblatt „ScienceDirect“, dass das Phänomen möglicherweise häufiger ist als angenommen. In den letzten Jahren fand Gesichtsblindheit in den Medien eine größere Aufmerksamkeit, so dass sich immer mehr Betroffene gemeldet haben. Mehr als die Hälfte von ihnen erfüllt jedoch nicht die gängigsten diagnostischen Kriterien, so dass diese milderen Fälle nicht erforscht wurden.

Als das Forschungsteam mehr als 3.100 Erwachsene auf Gesichtsblindheit testete und befragte, fand es eine Reihe von Menschen, die dabei ziemlich schlecht abschnitten. Je nach den verwendeten Methoden und Grenzwerten für Gesichtsblindheit – von denen es verschiedene gibt – lag die Häufigkeit zwischen 0,13 und 5,42 Prozent. Mit strengen Kriterien gemessen lag die Diagnoserate bei knapp einem Prozent. In Tests zur Erkennung von Gesichtern schnitten diese Menschen interessanterweise jedoch nicht unbedingt am schlechtesten ab: Einige, bei denen nach diesen strengen Kriterien keine Gesichtsblindheit vorlag, hatten deutlich größere Schwierigkeiten. In der eigenen Stichprobe identifizierte das Forschungsteam 31 Personen mit schwerer und 72 Personen mit leichter Gesichtsblindheit, zusammen genommen drei Prozent.

Der Psychiater Joseph DeGutis folgert aus den Ergebnissen: „Die Mehrheit der Forschenden hat zu strenge diagnostische Kriterien verwendet, so dass vielen Personen mit erheblichen Problemen fälschlicherweise gesagt wurde, dass sie nicht gesichtsblind seien. Das Wissen darum ist aber wichtig, um Maßnahmen zu ergreifen, die negative Auswirkungen auf das tägliche Leben verringern. Zum Beispiel besteht die Möglichkeit, dass Menschen mit leichten Formen der Gesichtsblindheit von einem kognitiven Training profitieren.“

Quelle: DOI 10.1016/j.cortex.2022.12.014

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