Gezielte Chemotherapie durch Ultraschall-Aktivierung

ZOU | 13.04.2023

Platinverbindungen werden häufig für die Chemotherapie eingesetzt, um Krebszellen im Organismus zu bekämpfen. Ihr großer Nachteil ist, dass sie starke Nebenwirkungen hervorrufen. Ein neuer Wirkstoffkomplex könnte dies in Zukunft vermeiden und Tumore zudem ganz gezielt behandeln.
Forscher arbeiten daran, Chemotherapien künftig wirksamer und verträglicher zu machen. image.originalResource.properties.copyright

Mit Platinkomplexen lässt sich Krebs oft sehr erfolgreich behandeln, sie haben jedoch schwere Nebenwirkungen. Wissenschaftler versuchen deshalb, sogenannte Prodrugs herzustellen – Vorstufen von Medikamenten, die später aktiv werden. Durch einen Wirkstoffkomplex, der sich im Tumorgewebe anreichert und sich mit Ultraschall aktivieren lässt, ist es gelungen, in Tierversuchen Tumore zu behandeln.

Bisher hat man mit Verbindungen experimentiert, die sich durch Licht aktivieren lassen. Das funktioniert im Prinzip gut, die Schwachstelle dieser Methode ist aber, dass Licht kaum ins Gewebe eindringt. Dieser Nachteil wurde jetzt umgangen: Der neu entwickelte Wirkstoffkomplex lässt sich durch Ultraschall aktivieren. „Wo frühere Studien auf Lichtaktivierungen angewiesen waren, welche nur einige Millimeter tief in das Gewebe eindringen können, haben wir nun eine Therapiemethode mit Ultraschallaktivierung entwickelt, welche mehrere Zentimeter tief in den Körper eindringt. Die Medikamentenvorstufen sind stabil und inaktiv, also völlig unschädlich“, erklärte Dr. Johannes Karges von der der Ruhr University Bochum, Co-Autor der Studie, die in dem Fachmagazin „Angewandte Chemie International Edition“ erschienen ist.

Bei Mäusen mit Darmtumoren reicherte sich die Medikamentenvorstufe in den Tumoren an und wurde nach der Ultraschallbehandlung dort aktiv. Dadurch wurde giftiges Cisplatin freigesetzt, was die Tumoren nahezu vollständig beseitigte. Von Vorteil ist, dass die erforderlichen Ultraschallgeräte in Kliniken meistens schon vorhanden sind. Dennoch sei es noch nicht absehbar, wann die Methode für die Krebsbehandlung einsetzbar sein werde, denn es handele sich noch um Grundlagenforschung, so Karges.

Quelle: DOI 10.1002/anie.202301074