Herzvorhöfe aus dem Takt – was hilft

Vorhofflimmern ist eine häufige Herzrhythmusstörung und ein Risikofaktor für den Schlaganfall. Außerdem für Depressionen, wie man mittlerweile weiß. Zwar gibt es wirksame Behandlungsmethoden, doch wird die Erkrankung oft nicht rechtzeitig erkannt.

Gestresster Mann
Neben Übergewicht und Bluthochdruck können vor allem dauerhafter Stress und Ärger Vorhofflimmern begünstigen.
© Techniker Krankenkasse

Wer hat das nicht schon erlebt: Plötzlich kommt das Herz aus dem Takt, ganz kurz rast oder stolpert es. In der Regel ist das kein Grund zu Besorgnis. Schlägt es jedoch öfter unregelmäßig, möglicherweise sogar über Minuten oder Stunden, kann eine häufige und riskante Herzrhythmusstörung dahinterstecken: das Vorhofflimmern.

Nach Angaben einer süddeutschen Betriebskrankenkasse gehen 22 000 Schlaganfälle in Deutschland auf das Konto dieser Erkrankung. Doch ist dies nicht die einzige Folge: Nach einer anonymen Analyse von Versicherten-Diagnosen gibt es auch einen Zusammenhang zwischen Vorhofflimmern und Depressionen. Vor allem berufstätige Menschen unter 60 Jahren sind betroffen. Während bei den 50- bis 60-Jährigen sieben Prozent an einer Depression erkrankt sind, leiden in der gleichen Altersgruppe mit Vorhofflimmern doppelt so viele darunter. Außerdem weiß man heute, dass Bluthochdruck und eine Herzschwäche, also eine nachlassende Pumpleistung des Herzens, oft mit Vorhofflimmern einhergehen. Wie ist dies zu erklären?

Vorhöfen fehlt die Kraft zur Arbeit

Die beiden Vorhöfe des Herzens haben die Aufgabe, Blut in die Herzkammern zu transportieren, die es dann in die Lunge beziehungsweise in den Körperkreislauf pumpen. Damit möglichst viel Blut von den Vorhöfen in die Herzkammern gelangt, müssen sich die Vorhöfe nicht nur kräftig, sondern auch mit einem kleinen Vorsprung von 100 bis 200 Millisekunden vor den Herzkammern zusammenziehen. Dieses rhythmische Zusammenspiel ist beim Vorhofflimmern gestört. Die Vorhöfe ziehen sich nicht kraftvoll zusammen, sondern "flimmern" lediglich, wodurch zu wenig Blut in die Herzkammern strömt. Damit der Körper dennoch ausreichend mit Blut versorgt wird, schlägt das Herz zum Ausgleich schneller. Durch die Überanstrengung des Herzmuskels kann das Herz dauerhaft geschwächt werden.

Riskant ist das Vorhofflimmern aus einem weiteren Grund: Blut, das in Nischen der nur schwach zusammengezogenen Vorhöfe stockt, kann verklumpen. Gelangen Blutgerinnsel vom Herzen in die Hirngefäße, kommt es zum Schlaganfall. Aber auch die Psyche wird vom unregelmäßig schlagenden Herzen beeinflusst. Häufiges Herzrasen kann zu Angst- und Panikattacken, Unruhe und Erschöpfung führen.

Auch starke Gefühle können Auslöser sein

Für das Vorhofflimmern können mehrere Ursachen verantwortlich sein: ein dauerhaft hoher Blutdruck, eine Herzerkrankung, durch die die Vorhöfe überdehnt oder geschädigt wurden, eine Schilddrüsenüberfunktion, Atemstörungen im Schlaf, aber auch übermäßiger Alkoholkonsum. Nachdem ein Zusammenhang zwischen Vorhofflimmern und Depressionen festgestellt werden konnte, gelten auch Stress und Ärger als Auslöser für Vorhofflimmern. "Mindestens 20 Prozent aller ernst zu nehmenden Herzrhythmusstörungen werden von einem starken emotionalen Ereignis ausgelöst", stellte Professor Dr. Gustav Dobos, Direktor der Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin in Essen, auf einer Presseveranstaltung in München fest.

Ein häufig unerkanntes Leiden

Da Vorhofflimmern meist anfallsartig auftritt, tun sich Ärzte mit der Diagnose schwer: Ein die Herzströme aufzeichnendes Elektrokardiogramm (EKG) bleibt unauffällig, wenn der Patient zum Zeitpunkt der Untersuchung gerade symptomfrei ist. Ganz technikfrei kann man den Herzrhythmus selbst überprüfen, indem man seinen Puls tastet und die Zahl der Pulsschläge pro Minute ermittelt. Ist der Wert häufig und/oder anhaltend zu hoch oder sehr unregelmäßig, ist ein Besuch beim Hausarzt angezeigt.

Neben einem Langzeit-EKG mit einem im Alltag tragbaren Gerät gibt es inzwischen die Möglichkeit, akute Anfälle mit einem mobilen, scheckkartengroßen "Event Recorder" selbst zu Hause aufzuzeichnen und somit nachzuweisen. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für die kleinen Geräte zwar nicht, sie können jedoch gegen eine Gebühr bei vielen kardiologischen Praxen ausgeliehen werden. Der Recorder wird bei einem akuten Anfall einfach ans Herz gehalten und die gespeicherten Daten in der Arztpraxis ausgelesen.

Claudia Nöllke

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