ArzneimittelGesundheit

Keine Angst vor Opioiden

Apothekerin Katrin Schmitt  |  15.07.2021

Die Opiumkriege in China und aktuell die Opiatkrise in den USA zeigen mehr als deutlich: Opioide können körperlich und psychisch abhängig machen. Jedoch sind sie die potentesten Mittel gegen Schmerzen, wenn man sich an die ärztlichen Vorgaben hält.

Ältere Frau, hält ein Glas Wasser und eine Tablette in der Hand.
Opioide sind sehr wirksame Mittel bei starken Schmerzen, die jedoch auch Nebenwirkungen haben.
© microgen/iStockphoto

Ärzte setzten Opium – den getrockneten Saft aus der Kapsel des Schlafmohns – seit der Antike mit großem Erfolg gegen stärkste Schmerzen ein. Heute nutzt man nicht mehr das gesamte Stoffgemisch des Mohnsafts, sondern hat Morphin als Leitsubstanz aufbereitet und auf dessen Basis synthetische Wirkstoff e entwickelt. Die Gruppe der therapeutisch genutzten Substanzen nennt man Opioide. Sie sind die potentesten Schmerzmittel. Mediziner verwenden sie gegen stärkste Schmerzen bei Tumoren und Operationen und gegen Schmerzen, die von beschädigten Nerven ausgehen. Außerdem lindern sie Symptome von Herzinfarkt und Lungenödem. Opioide aktivieren Bindungsstellen im zentralen Nervensystem. Das führt dazu, dass Betroffene ihre Schmerzen weniger belastend empfinden. Auch gegen Rückenschmerzen, Arthritis und Arthrose finden sie Anwendung, wenn man entzündungshemmende Schmerzmittel nicht verwenden kann. In diesem Fall starten Ärzte die Therapie oft mit Tilidin oder Tramadol, zwei mittelstarken Opioiden, die als Tablette nahezu kein Suchtpotenzial aufweisen.

Morphin, Oxycodon und Hydromorphon, Fentanyl und Buprenorphin gelten als die stärksten schmerzlindernden Substanzen. Wegen der Gefahr, eine Abhängigkeit zu entwickeln, fallen sie unter das Betäubungsmittelgesetz und werden von der Bundesopiumstelle speziell überwacht. Wenn der Arzt diese Stoffe verordnet, erhält der Patient ein gelbes, zweiteiliges Rezept, das er spätestens nach sieben Tagen in der Apotheke einlösen muss. Zu Beginn der Therapie leiden Betroffene oft an Übelkeit, die aber nach den ersten Wochen abklingt. Darüber hinaus können Opioide Verstopfung verursachen. Gut verträgliche Abführmittel wie Macrogol sind in solchen Fällen Mittel der ersten Wahl. Helfen sie nicht, können sogenannte PAMORA, peripher wirkende Opioid-Rezeptor-Antagonisten, zum Einsatz kommen.

In jedem Fall profitieren Patienten mit stärksten Schmerzen, bei denen andere Maßnahmen ausgeschöpft sind, von einer Opioidtherapie. Dann sollte man sich keine Sorgen um Abhängigkeit machen, denn wenn man sich an die Einnahmevorschriften des Arztes hält, überwiegt der Nutzen das Risiko. Gut zu wissen: Unter einer gut eingestellten Opioidtherapie können Betroffene in Abstimmung mit dem Arzt sogar Auto fahren. 

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