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Betäubungsmittel: Was ist eigentlich Tilidin?

dh/PZ/NK  |  28.11.2020

Tilidin ist nicht nur das am häufigsten verordnete Opioid in Deutschland. Es macht auch zunehmend Schlagzeilen, weil es in Songs von Deutschrappern immer wieder vorkommt. Missbräuchlich wird es vor allem wegen seiner euphorisierenden und enthemmenden Wirkung eingenommen.

Junge Frau nimmt Schmerzmittel.
Tilidin ist ein Schmerzmittel mit hohem Missbrauchspotenzial und sollte daher erst verschrieben werden, wenn andere Medikamente nicht ausreichend wirken.
© iStock.com/Jose Jonathan Heres

„Gib mir Tilidin, ja ich könnte was gebrauchen“, heißt es in einem bekannten Rap-Song. Vor allem in der Deutschrap-Szene wurde Tilidin in den vergangenen Jahren mehrfach besungen, unter anderem von Rapper Capital Bra, der sich mittlerweile offen zu seiner Sucht bekennt und vor dem Opioid warnt. Im Sommer 2019 meldete das Reportage-Magazin »STRG_F« des NDR, die Tilidin-Verordnungen bei den 15- bis 20-Jährigen seien innerhalb von zwei Jahren um den Faktor 30 gestiegen – von rund 100.000 definierten Tagesdosen auf drei Millionen. Diese Zahlen wurden von anderen Quellen bislang nicht bestätigt. Suchtmediziner und Drogenberatungen bestätigen aber einen grundsätzlichen Trend.

Was ist das Einsatzgebiet von Tilidin?

Tilidin gehört neben Codein, Dihydrocodein und Tramadol zu den schwach wirksamen Opioiden. Die Wirkstärke entspricht etwa einem Fünftel der von Morphin. Die Wirkdauer hält etwa 3,5 Stunden an. Tilidin gilt als gut wirksam bei ausgeprägten Schmerzzuständen, sollte aber erst gegeben werden, wenn andere Schmerzmittel nicht ausreichend wirksam waren.

Tilidin wird nur gemeinsam mit dem Wirkstoff Naloxon verarbeitet. Die fixe Kombination aus Tilidin und Naloxon ist als Lösung oder Retardtabletten erhältlich. Während flüssige und damit schnell verstoffwechselte Tilidin-Präparate bereits 2013 als Betäubungsmittel (BtM) eingestuft wurden, fallen die Retardtabletten bislang nicht darunter.

Welche Nebenwirkungen kann Tilidin haben?

Wie andere Opioide auch wird Tilidin wegen seines schmerzlindernden Effekts eingesetzt, wirkt aber auch Atemprobleme verursachen, Übelkeit hervorrufen und zu Verstopfung führen. Als unerwünschte Wirkungen treten mitunter auch Benommenheit und Schwindel auf. Nach wiederholter Gabe besteht die Gefahr der Entwicklung einer Abhängigkeit, auch unter therapeutischen Dosen.

Tilidin kann aber auch angstfrei machen, die Risikobereitschaft steigern, euphorisieren und enthemmen. Andererseits wirkt es betäubend und packt den Nutzer gewissermaßen in Watte – er fühlt sich geborgen und alles andere ist egal. Außerdem sind Halluzinationen möglich. Diese Effekte erklären das Missbrauchspotenzial von Tilidin.

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