Lieber Schlaflieder statt Melatonin-Gummibärchen

ZOU | 20.10.2023

Gummibärchen mit Melatonin, die das Einschlafen erleichtern, sind als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich und liegen im Trend. Die Arbeitsgruppe Pädiatrie der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) empfiehlt jedoch, erst einmal andere Maßnahmen auszuprobieren, die einen guten Schlaf bei Kindern fördern.
Sollten Kinder Schlafprobleme haben, ist der Kinderarzt erster Ansprechpartner. image.originalResource.properties.copyright

Bisher gebe es 33 hochwertige Studien, in denen die Wirkung von Melatonin bei Einschlafproblemen von Kindern untersucht wurden, erläuterte Prof. Dr. med. Ekkehart Paditz. Er war an der Entwicklung einer neuen Leitlinie zum Thema federführend beteiligt. Diese Studien umfassten Kinder mit verschiedenen Einschlafstörungen, teilweise in Kombination mit zugrunde liegenden Erkrankungen. Nicht alle kommen zu dem Ergebnis, dass Melatonin wirksam ist, zu bedenken sind aber Nebenwirkungen: In den USA wurde über mehrere Todesfälle von Kindern im ersten und zweiten Lebensjahr berichtet, die im zeitlichen Zusammenhang mit Melatonin-Überdosierungen standen. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass längerfristige Melatoningaben den Eintritt der Pubertät bei Jugendlichen beeinflussen könnten.

Paditz rät von einer Behandlung in Eigenregie ab: „Kinder gehören zum Kinderarzt, wenn sich Eltern Sorgen in Bezug auf Schlafstörungen machen. Da Melatonin ein Hormon ist, sollten vor dessen Gabe immer erst ärztliche Abklärungen stehen.“ Von einer Einschlafstörung spricht man, wenn das Einschlafen mehrmals pro Woche länger als 30 Minuten dauert.

Bevor zu Melatonin-Präparaten gegriffen wird, empfehlen Fachleute zunächst eine gute Schlafhygiene und Musik: „Schon in Keilschrifttexten aus Mesopotamien sind Babyschlaflieder zu finden, die zur Beruhigung beitragen sollten. Vielleicht ein Hinweis, dass man nicht immer zu Medikamenten greifen muss“, so Paditz. Wer nicht singen kann oder mag, kann auf Melodien von Mozart zurückgreifen: Sie verbesserten in Studien die Schlafqualität und waren fast so wirksam wie von den Eltern gesungene Schlaflieder.