Neue Mittel gegen Makuladegeneration

Neue Untersuchungen zeigen, dass Sonnenlicht das Risiko für eine Makuladegeneration erhöht. Die Deutsche Ophthalmologische

Gesellschaft (DOG) rät, die Augen an sonnigen Tagen mit einer Sonnenbrille zu schützen, und informiert über neue Medikamente.

Frau mit Sonnenbrille
Eine Sonnenbrille kann vor Augenerkrankungen wie Grauem Star und Makuladegeneration schützen. Hierfür eignen sich Modelle mit einem Breitband-UV-400-Schutz.
© HOYA

Dies bestätigt jetzt eine Studie von Privatdozent Dr. Marcus Kernt und seinen Kollegen von der Augenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München. Nach dem Grauen und Grünen Star (Glaukom) ist die Makuladegeneration die dritthäufigste Ursache für Sehbehinderungen. Um den Einfluss des Sonnenlichts auf die Sehzellen zu untersuchen, bestrahlte sie Kernt mit speziellem weißen Licht. Unter den Studienbedingungen gingen schon nach 60 Minuten einige dieser Sehzellen unter. "Die durch Licht hervorgerufenen Veränderungen sind mit denen, die nach der Behandlung mit Wasserstoffperoxid auftreten, vergleichbar", erläutert der Forscher. Wasserstoffperoxid ist ein starkes Oxidationsmittel. Früher blondierten Frauen die Haare damit. Es setzt sogenannte freie Sauerstoffradikale frei. Diese können die Zellen irreparabel schädigen.

Gesucht: ein Wartezimmer für den Zelltod

"Durch diese Vorgänge kommt es zum programmierten Zelltod, der Apoptose", erklärt Kernt. Grund: Der Körper bildet vermehrt BAX-Proteine, Stoffe, die nachweislich zum programmierten Zelltod führen. Gleichzeitig sinkt die Konzentration von Stoffen, die diese Apoptose verhindern. Kernts Experimente zeigen, dass Licht die gleichen Schäden auslöst. Ob und wie sich dieser Prozess mit Medikamenten stoppen lässt, erforschen die Wissenschaftler zurzeit eingehend.

"Die Experimente von Dr. Kernt legen nahe, dass der Schutz der Augen vor einer direkten Lichteinstrahlung zu den sinnvollen Vorsichtsmaßnahmen gehört", sagt DOG-Pressesprecher Professor Dr. Christian Ohrloff aus Frankfurt am Main. Die Fachgesellschaft empfiehlt deshalb, an hellen Tagen eine Sonnenbrille zu tragen. Besonders wichtig sei, so Ohrloff, dass die Brillengläser einen UV-Schutz bieten. "Brillen ohne UV-Schutz schaden dagegen mehr als sie nützen."

Neuer Wirkstoff kurz vor der Zulassung

Seit einigen Jahren setzen Augenärzte den Wirkstoff Ranibizumab ein, um eine fortgeschrittene Makuladegeneration zu behandeln. "Monatliche Injektionen von Medikamenten in den Augapfel können heutzutage einen raschen Sehverlust verhindern. Oft verbessern sie sogar die Sehstärke", erklärt Professor Dr. Karl Ulrich Bartz-Schmidt, Klinikdirektor des Departments für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Tübingen. Der Experte rechnet mit der baldigen Zulassung eines weiteren Wirkstoffs: Aflibercept. Auch er wird in den Augapfel gespritzt. Die Behandlung erfolgt anfangs alle vier, später nur alle acht Wochen. "Die größeren Zeitabstände zur bisherigen Therapie sind für den Patienten weniger belastend. Zudem könnten sie die Therapiekosten senken", meint Bartz-Schmidt. Die letzte Entscheidung über eine Zulassung in den USA und Europa stand zum Redaktionsschluss jedoch noch aus.

Eine fortgeschrittene Makuladegeneration lässt sich auch durch eine Strahlentherapie behandeln. Die Strahlen müssen aber gesundes Gewebe durchdringen, um die Netzhaut zu erreichen. "Die Bedenken hinsichtlich strahlenbedingter Spätschäden müssen deshalb ernst genommen werden", warnt Bartz-Schmidt. Einen interessanten Ansatz verfolge eine britische Studie. Die Strahlen gelangen aus drei Richtungen zum Auge. Erst auf der Netzhaut treffen sie zusammen und entfalten dort ihre volle Wirkung. Umliegendes Gewebe bleibt weitestgehend verschont.

Vitamine und mehr

Für eine Makuladegeneration im Anfangsstadium befinden sich ebenfalls Arzneimittel in der Entwicklung, berichtet Bartz-Schmidt. "Bis diese verfügbar sind, können die Betroffenen vorerst versuchen, das Fortschreiten der Erkrankung durch eine gezielte Nahrungsergänzung zu verlangsamen." Die Kombination aus den Vitaminen C und E, Betacaroten, Zink und Kupfer hat in einer US-Studie eine gewisse Schutzwirkung erzielt. Derzeit untersuchen Forscher, ob sich die Effektivität durch in Pflanzen vorkommenden Xanthophyllen oder Omega-3-Fettsäuren steigern lässt.

Peter Erik Felzer

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