Neuer und häufiger Subtyp von Prostatakrebs entdeckt

ZOU | 01.06.2022

Ein bislang unbekannter Subtyp von hormonresistentem Prostatakrebs macht etwa 30 Prozent aller Fälle aus, berichten Forscher in dem renommierten Fachblatt „Science“. Dies könnte den Weg für neue zielgerichtete Therapien bei dieser Unterart von Prostatakrebs ebnen.
Prostatakrebs ist in Deutschland die häufigste Krebsart bei Männern. image.originalResource.properties.copyright

Bisher kannte man im Wesentlichen zwei Subtypen von bösartigen Tumoren der Vorsteherdrüse des Mannes, die als androgen-abhängig und neuroendokrin bezeichnet werden. Ein Forschungsteam hat nun einen dritten Typ identifiziert, der stammzellähnlich genannt wurde, weil einige für Stammzellen typische Gene in diesen Krebszellen aktiv sind.

„Wir wussten nicht, ob wir weitere Subtypen finden würden“, sagte Dr. Yu Chen vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York. „Wir waren froh und überrascht, dass es diese ziemlich große Gruppe von Patienten mit Tumoren gibt, die bisher noch nicht beschrieben wurden.“ Er hatte mit seinem Team aus 40 verschiedenen Tumoren von Patienten neuartige Prostatakrebs-Modelle herstellt: „Prostatakrebs lässt sich im Labor nur schwer vermehren. Während es Hunderte von Melanom- und Lungenkrebs-Zelllinien gibt, sind nur drei oder vier Prostatakrebs-Zelllinien nützlich.“

Abhilfe hat das Team geschaffen, indem es aus Stücken von Tumoren Organoide gezüchtet hat. Das sind organähnliche Strukturen – eine Art Avatar des Tumors des jeweiligen Patienten. An diesen lassen sich die Eigenschaften der Tumoren untersuchen, z. B. welche Gene in den Zellen an- oder abgeschaltet sind. Auf diese Weise fanden sie den neuen Prostata-Subtyp. 

In einer Biobank mit 366 Prostatatumoren suchten sie nach dieser Variante und wurden überraschend häufig fündig: Es war nach dem androgen-abhängigen Typ die zweithäufigste Gruppe. Die Forscher hoffen nun, dass sich mit diesem Wissen neue Behandlungsmöglichkeiten entwickeln lassen. Sie arbeiten bereits mit mehreren Unternehmen zusammen, um zu testen, ob bestimmte Medikamente das Wachstum dieses Subtyps blockieren können.

Quelle: DOI 10.1126/science.abe1505