Psyche

Stress verändert das Gedächtnis

ZOU  |  20.11.2024

Stress hat einen Einfluss darauf, wie das Gehirn schlechte Erinnerungen abspeichert und wieder hervorholt. Neue Forschungsergebnisse dazu könnten eine Chance für Menschen mit posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) sein.

Mann, schaut ängstlich auf sein Smartphone.
Forschende haben einen neuen Weg gefunden, um Angst in bestimmten Situationen zu begrenzen.
© Jelena Danilovic/iStockphoto

Wer bei einem Vortrag ins Stolpern geraten ist und dies als peinlich empfunden hat, steht beim nächsten Mal möglicherweise besonders unter Stress. Denn: Das Gehirn ruft die schlechte Erinnerung wieder auf. Stress, der an eine Erinnerung gebunden ist, kann sich über den Auslöser hinaus ausbreiten, so dass schließlich sogar harmlose Situationen angstbesetzt sind. Das wird aversive Gedächtnisgeneralisierung genannt, deren Mechanismen eine kanadische Forschungsgruppe genauer untersucht hat.

In dem Fachmagazin „Cell“ beschreibt die Gruppe eine Möglichkeit, das Gedächtnis wieder auf die richtige Spur zu bringen: Das Forschungsteam konnte Endocannabinoid-Rezeptoren auf Nervenzellen blockieren und so die stressbedingte aversive Gedächtnisgeneralisierung reduzieren. Dafür setzte es Versuchspersonen einem akuten, aber ungefährlichen Stress aus, um eine unspezifische Angsterinnerung zu erzeugen. Diese Erinnerung konnte durch nicht damit zusammenhängende sichere Situationen ausgelöst werden – ähnlich wie bei PTBS. Das hinterließ im Gehirn der Teilnehmenden deutlich weitreichendere Spuren als üblich und war mit einer erhöhten Freisetzung von Endocannabinoiden verbunden. Diese störten die Funktion spezieller Nervenzellen, die solche Spuren normalerweise begrenzen.

Endocannabinoide verbessern die Gedächtnisbildung und helfen, Erfahrungen mit Verhaltensweisen zu verknüpfen. Werden jedoch zu viele freigesetzt, so kommt es zu übermäßigen Angsterinnerungen. Dr. Sheena Josselyn vom Hospital for Sick Children (SickKids) in Toronto sagte: „Menschen mit PTBS reagieren in sicheren Situationen oder Umgebungen ängstlich. Wir haben einen Weg gefunden, diese ängstliche Reaktion auf bestimmte Situationen zu begrenzen und möglicherweise die schädlichen Auswirkungen von PTBS zu verringern. Indem wir die Endocannabinoid-Rezeptoren an spezifischen Interneuronen blockieren, könnten wir eines der bedeutendsten Symptome von PTBS vermeiden.“

Quelle: DOI 10.1016/j.cell.2024.10.034 

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