PZ/NAS
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07.03.2025 15:28 Uhr
Normalerweise verändern sich grundlegende Persönlichkeitsmerkmale im Erwachsenenalter nur langsam. Die Psychologie spricht hier von den "Big Five": Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Neurotizismus (also Stressanfälligkeit). Doch die Pandemie hat viele Menschen verändert, zeigt eine Studie der Florida State University: Das Forschungsteam um die Psychologin Angelina Sutin untersuchte über 7.000 Menschen im Alter zwischen 18 und 109 Jahren. Das Ergebnis: Im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie sind wir insgesamt introvertierter, weniger offen für Veränderungen und weniger bereit, Verantwortung zu übernehmen.
Junge Menschen besonders betroffen
Besonders junge Erwachsene haben sich deutlich verändert. Sie sind weniger verträglich und gewissenhaft, reagieren häufiger gereizt und empfinden mehr Stress. Das überraschte die Forschenden besonders, da Persönlichkeitsveränderungen in diesem Ausmaß normalerweise erst im hohen Alter auftreten.
Interessanterweise haben viele Menschen während der Pandemie einen gesünderen Lebensstil begonnen – sie haben sich bewusster ernährt, mehr Sport getrieben oder Achtsamkeitsübungen gemacht. Trotzdem ist die psychische Gesundheit im Durchschnitt gesunken. Denn auch wenn neue Gewohnheiten entwickelt wurden, führte die anhaltende Unsicherheit dazu, dass sich viele Menschen weniger wohlfühlen als vor der Pandemie.
Hilfsbereitschaft ist gesunken
Ein besonders bedenklicher Effekt der Pandemie ist der Rückgang an Empathie, Solidarität und Hilfsbereitschaft. Die anhaltende Unsicherheit sowie der Rückgang der Mobilität könnten womöglich die Weltsicht beschränkt haben, heißt es in der Studie.
Auch die Offenheit, uns auf neue Situationen einzulassen, hat abgenommen. In der Folge sind wir misstrauischer und verhaltener geworden. Weniger stark suchen wir außerdem die Gesellschaft anderer Menschen und genießen sie. Auch die Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen, hat gelitten. Laut der Studie fällt es uns schwerer, Aufgaben konsequent zu erledigen, organisiert zu bleiben und langfristige Ziele zu verfolgen. Die Forschenden vermuten, dass die fehlende Alltagsstruktur während der Lockdowns und die damit verbundene Unsicherheit diese Entwicklung begünstigt haben.
Vor allem aber steigt die Sorge um das Stressempfinden. Wer anfälliger für Stress ist, hat ein höheres Risiko für gesundheitliche Probleme und psychische Erkrankungen. Die Forschenden warnen daher, dass die psychologischen Folgen der Pandemie möglicherweise langfristig spürbar bleiben.
Quelle: DOI 10.1371/journal.pone.0274542