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Thema der Woche: Diagnose Krebs – was nun?

25.08.2015

Die Diagnose Krebs wirft jeden aus der Bahn. Drängende Fragen tun sich auf: Welche Therapien gibt es? Wie belastend sind sie? Wie gut sind die Heilungschancen? Welches sind die nächsten Schritte? Lesen Sie hier, wie man zu Beginn vorgehen und Hilfe bekommen kann.

Was tun nach der Diagnose Krebs?
Ein Arzt, zu dem man volles Vertrauen hat, sollte die gesamte Behandlung koordinieren, wenn mehrere Ärzte beteiligt sind.
© Alexander Raths - Fotolia

Der Verdacht auf ein schlimmes Leiden wie Krebs oder gar dessen sichere Diagnose verändert schlagartig die Lebensperspektive. Der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg sagt dazu: „Die meisten Menschen haben eine Vorstellung davon, wer sie sind, was sie können und was sie sich von der Zukunft erwarten. Eine schwere Erkrankung kann all das infrage stellen: Sie wird als grundlegende Bedrohung empfunden. Mit jeder Veränderung des Gesundheitszustands, aber auch mit jeder Etappe der medizinischen Behandlung ergeben sich Situationen, die so noch nie durchlebt wurden. Krebspatienten müssen sich neu orientieren, sie müssen Möglichkeiten finden, mit den veränderten Bedingungen zurechtzukommen.“

Checkliste für die ersten Tage und Wochen

Als Hilfe, um die ersten Schritte in das Leben mit der Krankheit zu schaffen, schlägt der Krebsinformationsdienst die folgende Checkliste für die ersten Tage und Wochen vor:

  • sich einige Tage Zeit nehmen, um den Schock zu verdauen,
  • Gefühle zulassen,
  • sich über die Erkrankung informieren,
  • mit Angehörigen, Freunden und Ärzten über die eigenen Befürchtungen sprechen,
  • bei Bedarf professionelle Unterstützung durch Krebsberatungsstellen oder Psychoonkologen suchen, eine Selbsthilfegruppe kontaktieren,
  • sich auf Arztgespräche vorbereiten, Fragen notieren, einen Angehörigen oder Freund dazu bitten,
  • eventuell eine zweite ärztliche Meinung einholen,
  • einen Arzt des Vertrauens wählen, der die weitere Behandlung koordiniert, vor allem, wenn mehrere Ärzte beteiligt sind,
  • sich nach Fachkliniken und Krebszentren erkundigen, eventuell auch nach der Möglichkeit, an klinischen Studien teilzunehmen,
  • sich über sozialrechtliche Fragen informieren und beraten lassen,
  • Untersuchungsergebnisse sammeln und eine eigene Patientenmappe anlegen,
  • sich Gutes tun und auf die eigenen Bedürfnisse achten!

Betroffene dürfen sich im Umgang mit ihrer Krebserkrankung nicht selbst zu sehr unter Druck setzen, weil sie glauben, keinen Tag mehr mit der Behandlung warten zu dürfen. An erster Stelle steht eine sichere Diagnose, da sie maßgeblich die Wahl der am besten geeigneten Behandlungsmethoden bestimmt. Es werden dazu vielfältige Untersuchungsdaten benötigt, etwa Bilder des Körperinneren mittels Ultraschall und der Computer- oder Magnetresonanztomografie, dazu kommen Blutwerte, Analysen von Gewebeproben oder die Ergebnisse spezieller radiologischer Untersuchungen wie Szintigraphien. All dies zusammenzutragen und auszuwerten, braucht etwas Zeit, und die sollte man sich lassen. Besonders bei schwerwiegenden Therapie-Entscheidungen oder Zweifeln an der Diagnose ist es möglicherweise sinnvoll, eine ärztliche Zweitmeinung einzuholen. Nur in wenigen Fällen muss sehr rasch gehandelt werden, so etwa bei einer akuten Leukämie (Blutkrebs). Das gilt es im Einzelfall mit dem Arzt zu klären. Sehr wichtig für Patienten sind vertrauenswürdige, fachlich hochwertige Informationen − Adressen dafür finden Sie im nebenstehenden Kasten. Dadurch lassen sich Fehleinschätzungen in Sachen Krebs am besten vermeiden.

So muss man zum Beispiel wissen, dass es „den Krebs“ nicht gibt, sondern dass dieser Sammelbegriff viele verschiedene Krebserkrankungen umfasst. Sie haben einen recht unterschiedlichen Verlauf und lassen sich dementsprechend nicht alle auf die gleiche Weise behandeln. In einer ganzen Reihe von Fällen bedeutet eine Krebserkrankung auch kein baldiges Todesurteil. Es gibt heilbare oder zumindest lange Zeit beherrschbare Krebsleiden! Beispiel Darmkrebs: In einem sehr frühen Stadium sind nach Angaben der Felix-Burda-Stiftung die Heilungschancen gut, wenn ein noch kleiner Tumor durch eine Operation ganz entfernt wird. So leben von 100 behandelten Patienten mit dem sehr frühen Stadium I nach fünf Jahren noch 86 bis 97 Patienten, schreibt die Stiftung, die sich der Bekämpfung von Darmkrebs verschrieben hat. Und auch von Patienten im Stadium II seien nach fünf Jahren noch 70 bis 87 Prozent am Leben. Je früher bei Darmkrebs eingegriffen wird, umso besser. Die Chance dafür steigt durch die Teilnahme an Untersuchungen zur Darmkrebs-Früherkennung und durch regelmäßige Nachkontrollen bei behandelten Patienten.

Wer sich über seine Krebserkrankung sowie die Behandlungsmöglichkeiten inklusive den Chancen und Risiken gut informiert, kann damit oft schon dazu beitragen, Unruhe und Angst nach der Diagnose zu lindern.

Einen Arzt des Vertrauens suchen

Da an der Diagnose und Behandlung eines Krebsleidens mehrere Ärzte und eventuell Kliniken beteiligt sind, empfiehlt es sich, gleich zu Anfang einen Arzt des Vertrauens zu wählen, bei dem die Fäden zusammenlaufen. Er sammelt Untersuchungsergebnisse, übernimmt einen Teil der Behandlung und überweist an die benötigten Spezialisten und Kliniken. Es gibt zudem Schwerpunktpraxen für die ambulante Behandlung von Krebspatienten.

Das seelische Leid lindern

Psychische Belastungen durch so schwere Leiden wie Krebs kann nicht jeder aus eigener Kraft bewältigen. Der Rückhalt in der Familie oder durch Freunde sowie Kollegen kann dabei helfen. Aber nicht alle Probleme und Nöte lassen sich so auffangen. Zumal Patienten auch Tipps bekommen, die ihnen mitunter wenig helfen, so etwa, doch einfach positiv zu denken. Dazu der Krebsinformationsdienst: „Krebspatienten hören Ratschläge wie diesen häufiger. Das ist meist gut gemeint und kommt doch oft ungebeten. Der Hinweis von Verwandten, Freunden oder Kollegen, man solle sich vom Tumor nicht unterkriegen lassen, ist dabei nicht selten Ausdruck ihrer eigenen Angst vor der Krankheit.“ Zudem gebe es keine Belege, dass die innere Einstellung bei Krebs die Prognose maßgeblich verändert: „Die Heilung einer Krebserkrankung lässt sich durch Kampfgeist oder positives Denken nicht erzwingen. Wissenschaftliche Untersuchungen haben bisher keine eindeutigen Anhaltspunkte dafür gefunden, dass eine ganz bestimmte Art des Umgangs mit der Krankheit besonders günstig ist oder womöglich das Leben verlängern kann.“

Eine aktive Haltung kann Patienten jedoch das Gefühl geben, der Krankheit nicht völlig ausgeliefert zu sein, was sehr wichtig für die Lebensqualität ist. Um mit psychischen Folgen von Krebs umgehen zu können, hilft möglicherweise eine Betreuung durch Psychologen, die Erfahrung im Umgang mit Krebspatienten haben. Es handelt sich um sogenannte Psychoonkologen. Hat man das Bedürfnis, sich mit ebenfalls betroffenen Menschen auszutauschen und von ihnen zu erfahren, wie sie mit der Erkrankung und ihren Folgen fertig werden, ist der Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe nützlich. Das "Haus der Krebs-Selbsthilfe" ist ein Verbund bundesweit tätiger, von der Deutschen Krebshilfe geförderten Selbsthilfeorganisationen. Die gemeinsame Internetseite <link www.hksh-bonn.de>findet sich unter diesem Link. Dort stehen auch Links, die zu den angeschlossenen Selbsthilfeverbänden führen, über die man Kontakte zu den jeweiligen Selbsthilfegruppen vor Ort bekommen kann. Hinweise und Informationen zur Selbsthilfe gibt es auch unter<link www.krebsinformationsdienst.de>dieser Internetadresse.

Es gibt also viele Möglichkeiten, etwas zu tun, wenn man mit der erschreckenden Diagnose Krebs konfrontiert wird. Und es gibt Informationen, Rat und Hilfe für Betroffene.

Befunde verstehen: TNM- und UICC-Einteilung

Größe und Ausbreitung vieler Tumoren beschreiben Mediziner mit dem TNM-System.

  • „T“ steht hier für Größe und Ausdehnung des Ausgangstumors (T1 bis T4). Einen am Entstehungsort verbliebenen, noch nicht in umliegendes Gewebe eingedrungenen und nicht streuenden Tumor bezeichnet man als “insitu-Tumor“ oder kurz „Tis“.
  • „N“ steht für „Nodus“ (Knoten) beziehungsweise Lymphknoten. N0 würde bedeuten, dass kein Lymphknoten von Krebszellen befallen ist, N1 und mehr heißt, dass es einen Befall von einem oder mehreren Lymphknoten gibt.
  • „M“ gilt der Metastasierung, also ob bereits Tochtergeschwulste fern vom Ausgangstumor und nahen Lymphknoten zu finden sind. Bei M0 ist das nicht so.

Es gibt viele mögliche Zusätze vor oder nach TNM-Angaben, um weitere Informationen anzugeben. So steht das vorgesetzte „c“ für eine Einstufung nach klinischen Untersuchungen aber vor der Behandlung. Ein vorgesetztes „p“ steht für die Beurteilung entfernten Tumorgewebes nach einer Operation. „R0“ besagt, dass nach der Behandlung kein nachweisbarer Tumorrest geblieben ist, bei R1 oder R2 ist ein Rest geblieben, bei RX ist es unklar. Zudem kann man auch Angaben dazu machen, wie stark sich das Tumorgewebe gegenüber dem Normalzustand verändert hat, man spricht hier von Grading. Oft verwendet man die Einstufung „G1“ bis „G4“.

Die T-, N- und M-Einstufungen können dazudienen, einen Tumor in ein UICC-Stadium einzuteilen, das besagt, wie weit die Erkrankung aus ärztlicher Sicht insgesamt vorangeschritten ist (UICC I bis IV; das Kürzel UICC steht für die französische Bezeichnung der Internationalen Union gegen Krebs). Es gibt dabei noch Feinabstufungen. Daneben existieren weitere Einstufungssysteme, um Krebsleiden einzuordnen, für die sich die hier genannten Systeme nicht eignen. Die genaue Einstufung eines Tumors kann mitunter sehr kompliziert ausfallen, man muss sie sich im Einzelfall vom Arzt erläutern lassen.

Dr. Frank Schäfer

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