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Warum die Covid-19-Impfung nicht unfruchtbar macht

Lena Höppner  |  06.01.2022

Nach einem Jahr Corona-Impfungen und etwa neun Milliarden verabreichten Dosen hält sich das Gerücht, die Impfung könne unfruchtbar machen, immer noch hartnäckig. Lesen Sie hier, wie die aktuelle Studienlage aussieht.

Junges Paar freut sich über positiven Schwangerschaftstest
Frauen mit Kinderwunsch empfiehlt die STIKO eine Corona-Impfung vor der Schwangerschaft.
© dragana991/iStockphoto

Insbesondere in den sozialen Medien kursiert das Gerücht, die Corona-Impfung beeinflusse die Fruchtbarkeit. Viele junge Frauen mit Kinderwunsch sind deswegen verunsichert, ob sie sich nun gegen Corona impfen lassen sollten. Dabei belegen aktuelle Daten ganz eindeutig, dass dies nicht der Fall ist.  

Bei den aufwendigen zulassungsrelevanten DART-Studien zeigten Untersuchungen an Ratten, die den Impfstoff erhielten, keine Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit oder eine Veränderung der Fortpflanzungsorgane werden bei den weiblichen noch bei den männlichen. Im zwei monatigen Nachbeobachtungszeitraum der Zulassungsstudie des BioNTech/Pfizer-Impfstoffes berichteten eine gleiche Anzahl an Frauen aus der Gruppe, die den Impfstoff erhielten und auch aus der Placebo-Gruppe, die keinen Impfstoff bekamen, über eine Schwangerschaft. Ein Unterschied zwischen den Gruppen besteht also nicht.

Auch in Israel untersuchten Wissenschaftler Paare mit Kinderwunsch. Sie analysierten entnommene Eizellen von Frauen, sie sich künstlich befruchten ließen und währenddessen eine Impfung erhielten.  Die entnommenen Eizellen zeigten keine Veränderungen und die Fruchtbarkeit blieb unverändert: Paare mit Impfung wurden gleichermaßen schwanger wie Paare ohne Impfung.

Woher kommt das Gerücht?

Durch den Corona-Impfstoff werden unsere Körperzellen angeregt, Proteine zu bilden, die den Spike-Proteinen auf der Oberfläche der Viren ähneln. Das Spike-Protein weist in sehr geringem Umfang eine strukturelle Ähnlichkeit mit dem Protein Syncytin-1 auf, das während einer Schwangerschaft in der Plazenta gebildet wird. Daraus wird der falsche Schluss gezogen, dass sich die gebildeten Antikörper nicht nur gegen das Coronavirus, sondern auch gegen das Protein Syncytin-1 richten und so zur Unfruchtbarkeit führen könnten. Die strukturelle Ähnlichkeit zwischen dem Corona-Spike-Protein und dem menschlichen Protein Syncytin-1 wurde vollständig untersucht. Sie beschränkt sich lediglich auf 0,75% der Aminosäuren (5 Aminosäuren von 1273 Aminosäuren im Corona-Spike-Protein bzw. 5 ähnliche, aber nicht gleiche, von 538 Aminosäuren im Syncytin-1 Protein) (siehe auch: Universität Jena: Impfmythen zu Corona - UKJ-Experten stellen klar). Nach dieser Logik müsste auch die Infektion mit COVID-19 unfruchtbar machen, denn auch nach Infektion mit COVID-19 kommt es zur Bildung von Antikörpern gegen das Spike-Protein - statt von einer Impfung durch das Virus selbst ausgelöst. Auch dies wurde jedoch weltweit nicht beobachtet.

Dieses Protein hat Übereinstimmungen mit dem Syncytin-1 Protein, welches der Körper während der Schwangerschaft in der Plazenta bildet. Die Ähnlichkeit soll den Gerüchten zufolge dazu führen, dass der Körper die Stoffe nicht unterscheiden kann. Dadurch sollen sich die gebildeten Antikörper auch gegen das Plazenta-Protein richten können, was zur Unfruchtbarkeit führt. Das ist jedoch nicht richtig: Um Proteine zu vergleichen, untersucht man die Übereinstimmung der Aminosäuresequenzen. Diese beträgt hier weniger als ein Prozent. Fünf Aminosäuren ähneln sich in einer Sequenz, stimmen aber nicht vollständig überein. Bei einer Corona-Infektion bildet das Immunsystem zudem auch Antikörper gegen das Spike-Protein. Folglich müsste eine Infektion auch zur Unfruchtbarkeit führen – aber auch das stimmt nicht.  

Im Übrigen nutzt man Antikörper, die gegen Proteine gerichtet sind, die dem Plazenta-Protein ähneln auch bei der Behandlung von Autoimmunerkrankungen wie beispielsweise Multipler Sklerose oder Diabetes. Hier liegt die Übereinstimmung der Aminosäuresequenzen teilweise sogar bei bis zu 80 Prozent. Allerdings konnte man auch hier keine Veränderungen in der Fruchtbarkeit oder der Plazenta feststellen.

Experten raten Frauen dringend zur Impfung

Die STIKO empfiehlt eine Impfung gegen SARS-CoV-2 für Frauen im gebärfähigen Altem mit Kinderwunsch, Stillende und Schwangere ab der 14. Schwangerschaftswoche. Insbesondere Schwangere haben ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf mit Krankenhauseinweisung. Das Risiko erhöht sich, wenn Vorerkrankungen wie Übergewicht, Diabetes oder Bluthochdruck bestehen.

Eine Infektion kann darüber hinaus Schwangerschaftskomplikationen wie eine Hypertonie begünstigen. Besonders bei schweren Verläufen in der Schwangerschaft bildeten sich vermehrt Blutgerinnsel im venösen System und Lungenembolien traten häufiger auf. Der Nutzen überwiegt den Risiken einer Impfung also in jedem Fall.

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