Einsamkeit macht müde

ZOU | 05.04.2023

Keine sozialen Kontakte zu haben kostet Energie: Nach acht Stunden sozialer Isolation waren Testpersonen müde. Der Energieabfall war sogar vergleichbar mit dem nach achtstündigem Fasten, berichtet eine Forschungsgruppe der Universität Wien in dem Fachmagazin „Psychological Science“.
Soziale Isolation hat offenbar große Auswirkungen auf das Energielevel. image.originalResource.properties.copyright

An 30 erwachsenen Frauen haben Forschende die Effekte von acht Stunden sozialer Isolation mit dem von acht Stunden Nahrungsentzug verglichen. Nach sozialer Isolation berichteten die Frauen, energielos und müde zu sein, und zwar in einem ähnlichen Ausmaß wie diejenigen, die nichts gegessen hatten. Um zu testen, ob man unter alltäglichen Bedingungen zu ähnlichen Ergebnissen kommt, wurde der Versuch in einem Covid-19-Lockdown mit 87 Teilnehmenden zu Hause wiederholt. Auch hier wurde der Energie-Abfall durch fehlende soziale Kontakte beobachtet. Dies war auch von der Persönlichkeit abhängig: Alleinlebende gesellige Menschen waren an Tagen, an denen sie sozial isoliert waren, energieloser als an Tagen mit sozialen Kontakten.

„In der Laborstudie fanden wir auffallende Ähnlichkeiten zwischen sozialer Isolation und Nahrungsentzug. Beide Zustände führten zu verminderter Energie und erhöhter Müdigkeit, was überraschend ist, wenn man bedenkt, dass wir durch Nahrungsentzug buchstäblich an Energie verlieren, während dies bei sozialer Isolation nicht der Fall ist“, sagten Ana Stijovic und Paul Forbes, die an der Studie maßgeblich beteiligt waren.

Sie nehmen an, dass Energielosigkeit möglicherweise eine normale menschliche Reaktion auf soziale Isolation ist: „Es ist bekannt, dass langfristige Einsamkeit und Müdigkeit zusammenhängen, aber wir wissen wenig über die unmittelbaren Mechanismen, die diesem Zusammenhang zugrunde liegen. Die Tatsache, dass wir diesen Effekt schon nach einer kurzen Zeit der sozialen Isolation beobachten, lässt vermuten, dass niedrige Energie eine ‚soziale homöostatische‘ Anpassungsreaktion sein könnte, die langfristig problematisch werden kann“.

Quelle:  DOI 10.1177/09567976231156413