Weniger Suizidversuche bei Folsäure-Einnahme

ZOU | 04.10.2022

Als ein Forschungsteam feststellte, dass Menschen, die Folsäure einnahmen, seltener Suizidversuche unternahmen, hielten sie dies zuerst für einen unwichtigen Nebenbefund. Denn viele Schwangere nehmen Folsäure, und während der Schwangerschaft ist die Suizidrate bekanntermaßen gering. Bei näherer Betrachtung gab es diesen Effekt aber auch bei Männern, und in weiteren Untersuchungen hat sich der Zusammenhang bestätigt.
Folsäure könnte das Risiko für einen Suizidversuch senken. Das legen verschiedene Studien nahe. image.originalResource.properties.copyright

In einer großen Studie reihte sich Folsäure bei den Antidepressiva, Anxiolytika und Antipsychotika ein – Medikamenten, von denen man weiß, dass sie das Suizidrisiko senken können: Bei Personen, die Folsäure verschrieben bekamen, kam es zu 44 Prozent weniger Suizidversuchen und Selbsttötungen, berichtet ein US-Forschungsteam in der Zeitschrift „JAMA Psychiatry“. Das Risiko schien zudem mit der Einnahmedauer zu sinken: Jeder Monat, in dem Folsäure verschrieben wurde, war mit einer Verringerung von Suizidversuchen um weitere 5 Prozent verbunden. Bei Vitamin B12, das als Kontrolle verwendet wurde, war dies nicht zu beobachten.

Die Gruppe hatte in Krankenversicherungsdaten von 866.586 Personen nach Zusammenhängen zwischen der Einnahme von Vitaminen wie Folsäure oder Vitamin B12 und Suizidversuchen über einen Zeitraum von zwei Jahren geschaut. Schwierig dabei ist, eine mögliche Wirkung von anderen Faktoren wie weiteren Medikamenten, dem Einkommen, einer gesundheitsbewussten Einstellung oder Erkrankungen wie Depression zu trennen. Das umgingen die Wissenschaftler, indem sie die Personen vor und nach der Verschreibung eines Medikaments mit sich selbst verglichen.

Prof. Robert Gibbons von der Universität Chicago sagte: „Es gibt keine wirklichen Nebenwirkungen, Folsäure kostet nicht viel Geld und man kann sie ohne Rezept bekommen. Dies könnte Zehntausende von Menschenleben retten.“

Quelle: DOI 10.1001/jamapsychiatry.2022.2990