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Wetterfühligkeit: Was steckt dahinter?

Tamara Berikoven  |  01.03.2022

Jeder redet über das Wetter, und so mancher fühlt es auch. Der menschliche Organismus registriert Wetterumschwünge. Das kann sich individuell recht unterschiedlich bemerkbar machen.

Frau mit Migräne.
Migräne bringen viele Menschen mit einem Wetterumschwung in Verbindung.
© Kateryna Onyshchuk/iStockphoto

"Das Wetter macht mir zu schaffen!" Diesen Satz haben die meisten schon gehört. Doch während die einen keinen Zweifel an dieser Aussage hegen, argwöhnen die anderen. Müssten nicht auch sie "etwas" merken? Nicht unbedingt: Nur gut 50 Prozent der Deutschen bezeichnen sich laut Umfragen als wetterfühlig. Bestimmte meteorologische Verhältnisse belasten sie oder machen sie sogar richtiggehend krank. Manche spüren Wetterumschwünge Stunden oder sogar Tage im Voraus. Dass meteorologische Bedingungen rundsätzlich Einfluss auf das Wohlbefinden, die Leistungsfähigkeit und Gesundheit nehmen können, gilt wissenschaftlich als belegt. Warum sich das so verhält, konnten Forscher jedoch bisher nicht eindeutig klären.

Untersuchungen ergaben, dass bei Wetterfühligen die körperliche Regulationsfähigkeit bei wechselnden atmosphärischen Situationen eingeschränkt ist oder anders als üblich erfolgt. Für dieses Justieren sorgt das vegetative Nervensystem, die Steuerungszentrale für selbstständig ablaufende lebenswichtige Funktionen. Und womöglich funktioniert dieses Justieren bei Wetterumschwüngen nicht immer und bei jedem optimal. Professor Dr. Andreas Matzarakis vermutet, dass noch weitere Faktoren verstärkend wirken können. Als Beispiele sieht der Experte für Umweltmeteorologie und Leiter des Zentrums für Medizin-Meteorologische Forschung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Freiburg den Hormonhaushalt und ungesunde Lebensgewohnheiten an. Auch Stress und Umweltbedingungen könnten eine Rolle spielen.

Auswirkungen der Wetterfühligkeit

Meteoropathie: So lautet der Fachbegrifffür wetterbedingte Beschwerden. Er klingt fälschlicherweise nach einer speziellen Krankheit, es geht jedoch um ein Anpassungssyndrom. Nicht nur meteorologisch Empfindliche, Geschwächte und Ältere können unter bestimmten Wetterverhältnissen leiden. Auch Menschen mit gesundheitlichen Vorschäden und chronischen Erkrankungen gelten als anfällig. Hierzu zählen beispielsweise Personen  mit Asthma, Rheuma oder einer Bluthochdruck-Erkrankung.

Häufige Symptome der vom Wetter Geplagten: Kopfschmerzen und Migräne, danach folgen in der Rangliste Abgeschlagenheit und Müdigkeit. Auf dem fünften und sechsten Platz rangieren Gelenkschmerzen und Schlafstörungen. Außerdem kommen Kreislaufprobleme wie Schwindel, Kurzatmigkeit oder Herzrasen vor. Auch Konzentrationsprobleme, Muskelschmerzen, Übelkeit und Verdauungsprobleme treten auf. Ein weiterer Personenkreis kämpft mit mentalen Auswirkungen: Ängste, Unruhe und Reizbarkeit oder auch Stimmungstiefs bis hin zu Apathie.

Gutes Wetter, schlechtes Wetter?

Doch gibt es für Wetterfühlige auch "gute" Wetterlagen? "Günstig für das Wohlbefinden kann ein Hoch sein, sofern es nicht als Hitzewelle auftritt", weiß Matzarakis. Ziehe hingegen ein Tiefdruckgebiet heran, seien negative Auswirkungen zu befürchten. Eine Warmfront könne Migräne, entzündliches Rheuma sowie Kreislaufstörungen bei Menschen mit niedrigem Blutdruck auslösen. Eine Kaltfront hingegen sei belastend für Menschen mit hohem Blutdruck oder Asthma. Generell wirkten sich sehr schnelle und/oder starke Luftmassen und Wetterwechsel, wie Föhn oder Gewitter, besonders ungünstig aus und bedeuten Stress für den Organismus. Mittel und Therapien, die Wetterfühligkeit heilen, gibt es nicht. Es empfehlen sich Medikamente und Behandlungsmethoden abhängig vom Beschwerdebild und in Absprache mit dem Arzt. Sport, Wechselduschen und Akupunktur können zudem von Vorteil sein, auch Yoga und Entspannungstechniken. Weiß man im Vorfeld, dass ungünstige Wettereinflüsse drohen, kann man sich besser darauf einstellen. Der Deutsche Wetterdienst bietet dafür Gesundheitswetter-Vorhersagen sowie eine App für Wetterfühlige an.

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