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Wie man das Glück findet

19.12.2013

In einem Exklusiv-Interview für aponet.de und die Neue Apotheken Illustrierte erklärt der Neurobiologe Professor Dr. Gerald Hüther das Glück und entlarvt die Glücksfallen. Hier ein Ausschnitt.

Professor Dr. Gerald Hüther
Der Neurobiologe Professor Dr. Gerald Hüther kennt sich aus mit Glück.
© Franziska Hüther

Was genau ist das Glück?

Hüther: Der Mensch pendelt ja zwischen dem Wunsch nach Zugehörigkeit und Angenommenheit einerseits und dem Streben nach Freiheit und Autonomie andererseits. Wenn man auf dieser Skala die eigene Mitte gefunden hat, wenn das Hirn nicht mehr durch Grübeln und Suchen gestört wird, wenn die eigene Biografie akzeptiert ist, dann ist das wahres Glück. Wenn Denken, Fühlen und Handeln eine Einheit bilden. Und das sieht man den Menschen übrigens an. Man sagt dann, sie hätten Charisma, sie seien authentisch.

Wo genau sitzt denn dieses Glück im Gehirn?

Hüther: Neurobiologisch im Mittelhirn, dort wird das Belohnungssystem aktiviert und das Neurohormon Dopamin ausgeschüttet. Wenn das Gehirn kein wahres Glück erfährt, versucht es sich Ersatzbefriedigungen zu verschaffen. Das neue Auto, die Anerkennung durch den Chef: Auch bei Erreichen dieser Ziele gibt es einen Dopaminstoß. Das Neurohormon wird leider schnell verstoffwechselt. Während die eigene Mitte sich wiederfinden lässt, ist das Glück durch das neue Auto nicht beliebig wiederholbar – außer durch ein noch schöneres Auto. Insbesondere wenn wir Akzeptanz als Kinder nicht erleben durften, wenn es früh im Leben um Wettbewerb ging, dann neigt das Gehirn zu Ersatzbefriedigungen. Wir haben das Gehirn dann praktisch so erzogen.

In anderen Ländern sind die Menschen ärmer aber glücklicher. Wer hat uns zum unglücklich sein verdammt?

Hüther: In anderen Ländern, beispielsweise in Ostasien, erleben die Menschen mehr Zugehörigkeit, das ist ihre Kultur. In der westlichen Welt hat man sich eher für die Ich-Bezogenheit und die Individualität entschieden. Entstanden ist das wohl zur Zeit der alten Griechen. Seitdem suchen wir unser Glück als Einzelne. Dabei haben wir ja auch viel gefunden und entdeckt, nur glücklich sind wir so nicht geworden.

Warum rennen so viele Menschen dann vermeintlichen Glücksbringern in Form von Konsumgütern und fremdem Lob hinterher?

Hüther: Das wird jetzt ganz bitter: Wir machen uns Stress, weil wir die Zugehörigkeit suchen. Wir wollen beliebt sein, wir suchen deshalb nach Anerkennung und sind bereit, dafür sehr viel zu leisten. Wenn jeder seine Mitte gefunden hätte, ganz bei sich und wirklich glücklich wäre, hätte unsere Konsumwirtschaft ein Riesenproblem. Wer glücklich ist, braucht nicht all diese vielen Produkte, die uns täglich angepriesen werden.

Was halten Sie von dem Sprichwort: Menschen stehen ihrem Glück selbst im Weg?

Hüther: Ja, das machen wir ständig, weil wir uns mit unseren eigenen Vorstellungen daran hindern, zu sehen, was wirklich ist. Der Mensch sieht zu 80 Prozent das, was er im Kopf hat, nicht die Realität. Manche Personen wiederholen einmal gemachte schlechte Erfahrungen in ihren Vorstellungen immer wieder, obwohl die Realität gar nicht so negativ ist.

Herr Professor Hüther, ich danke Ihnen sehr für das Gespräch.
Die Fragen stellte Chefredakteurin Jutta Petersen-Lehmann.

Das komplette Interview lesen Sie in einer der kommenden Ausgaben der Neuen Apotheken Illustrierten.

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