Was verbirgt sich hinter dem Begriff GLICEMIA?
Leuner: Glicemia ist der italienische Name für Diabetes. Dahinter verbirgt sich eine Studie des WIPIG – Wissenschaftliches Institut für Prävention im Gesundheitswesen und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. In der GLICEMIA-Studie geht es darum, inwieweit sich einem Typ-2-Diabetes mit Unterstützung der Apotheker vorbeugen lässt. Derzeit nehmen 42 Apotheken in Bayern teil.
Welche Patienten werden angesprochen und wie viele machen mit?
Leuner: Die Patienten müssen mindestens 35 Jahre alt sein und ein erhöhtes Risiko für einen Typ-2-Diabetes tragen. Das wird mit Hilfe eines standardisierten Gesundheitschecks überprüft. Insgesamt haben wir für die Studie mit über 1.000 Patienten gerechnet, knapp 600 für die Kontroll-, und 600 in der Interventionsgruppe.
Warum halten Sie Apotheken für bedeutsam im Kampf gegen Diabetes?
Leuner:Apotheken haben täglich etwa 3,5 Millionen Kundenkontakte und sind auch Anlaufstelle für Menschen, die nicht zum Arzt gehen. Das sind immerhin zehn Prozent der Bevölkerung. Gerade in ländlichen Gebieten, in denen auch keine Präventionsangebote von Krankenkassen wahrgenommen werden können, kann die Apotheke ein wichtiger Partner im Kampf gegen Typ-2-Diabetes sein.
Wie sieht das Studienprogramm für die Probanden aus?
Leuner: Die Probanden der Interventionsgruppe haben ein strukturiertes Programm über ein Jahr. Am Anfang steht ein intensives Beratungsgespräch mit dem Apotheker, in dessen Rahmen nach Risikofaktoren geschaut und besprochen wird, wie der Patient sie verringern kann. Kommt heraus, dass der Patient möglicherweise einen Diabetes hat, wird er sofort an einen Arzt verwiesen. Alle zwei Monate finden Vorträge zu unterschiedlichen Gesundheitsthemen statt, wie etwa zu Ernährung, Bewegung und Motivation. Zusätzlich bekommen die Probanden einen Schrittzähler, mit dessen Hilfe sie am Ende jedes Tages auswerten können, wie viele Schritte sie gegangen sind.
Ist geplant, diese Studie auch auf andere Bundesländer auszuweiten?
Leuner: Wenn sich positive Resultate ergeben, dann soll das Präventionsprogramm auch flächendeckend angeboten werden. Die Studie endet im Oktober/November kommenden Jahres. Wir rechnen damit, die Ergebnisse bis Mitte 2014 ausgewertet zu haben, dann werden sie veröffentlicht.
Vielen Dank für das Gespräch.
Die Fragen stellte Apothekerin Isabel Weinert.