Gesundheit

10 Fragen & Antworten bei Diabetes

Katrin Faßnacht-Lee  |  16.03.2024

Die Diagnose Typ-2-Diabetes bekommen die meisten Menschen im mittleren Lebensalter. Das ist erstmal ein Schock. Doch wer sich informiert, kann mit der Erkrankung gut leben. Hier die wichtigsten 10 Fragen & Antworten (nicht nur) für Neulinge.

Blutzuckermessgeräte.
Nach der Diabetes-Diagnose haben Patienten in der Regel viele Fragen. Die wichtigsten davon beantworten wir hier.
© Firn/iStockphoto

1. Was passiert beim Typ-2-Diabetes? 

Diese Form des Diabetes mellitus beginnt meist schleichend. Am Anfang steht in der Regel eine sogenannte Insulinresistenz. Das heißt, der Körper reagiert weniger gut auf das Hormon Insulin, dessen Aufgabe es ist, Zucker aus dem Blut in die Zellen zu schleusen. Die Blutzuckerwerte steigen über die Zeit nur langsam an, ohne dass die Betroff enen dies spüren. Der Arzt erkennt den Diabetes oft erst bei einem Check-up oder durch Zufall bei Untersuchungen im Rahmen einer anderen Erkrankung. Bei stark erhöhten Blutzuckerwerten zeigen manche Menschen aber auch Symptome wie vermehrten Durst, häufiges Wasserlassen, Müdigkeit, Konzentrationsschwäche oder Sehstörungen.

2. Wo liegt der Unterschied zwischen Typ 1 und Typ 2

Während Typ-2-Diabetes meist erst jenseits der 40 auftritt, bekommen Typ-1-Diabetes oft schon Kinder und Jugendliche. Die Erkrankung hat einen sehr viel plötzlicheren Verlauf. Grund: Der Körper zerstört die Zellen im Körper, die für die Insulinproduktion sorgen. Man spricht von einer Autoimmunerkrankung. Dadurch kommt es sehr schnell zu einem starken Insulinmangel und sehr hohen Zuckerwerten. Betroffene haben viel Durst, müssen häufi g Wasserlassen, nehmen schnell ab und fühlen sich antriebslos. Wird die Krankheit nicht erkannt, droht ein lebensgefährliches diabetisches Koma.

3. Warum habe ausgerechnet ich Diabetes bekommen?

Diese Frage lässt sich nicht abschließend klären, da es auch unterschiedliche Subtypen von Typ-2-Diabetes gibt. Sicher ist aber, dass eine erbliche Veranlagung für die Entstehung von Typ-2-Diabetes eine Rolle spielt. Sich selbst oder Betroffenen die Schuld zu geben, ist daher fehl am Platz. Zu den weiteren Risikofaktoren gehören ein höheres Alter, Übergewicht, zu wenig Bewegung und ungesunde Ernährung. Auch andere Erkrankungen wie Bluthochdruck oder erhöhte Blutfettwerte begünstigen die Entstehung. Die gute Nachricht ist also: Man kann gegensteuern.

4. Gibt es noch weitere Diabetes-Formen?

Tatsächlich gibt es Mischformen oder seltene Varianten des Diabetes, die zum Beispiel auf Infekte, genetische Defekte, bestimmte Medikamente oder Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse zurückgehen. Eine weitere relativ häufige Form des Diabetes ist der Gestationsdiabetes. Er tritt bei Frauen während der Schwangerschaft auf, kann danach aber wieder verschwinden. Doch Vorsicht: Mehr als die Hälfte der Frauen mit Gestationsdiabetes entwickeln innerhalb von acht bis zehn Jahren nach der Entbindung einen Typ-2-Diabetes. Mehr zu diesem Thema und wie man sich schützen kann, gibt es hier.

5. Wann ist eine Schulung sinnvoll? 

Menschen, die in ein sogenanntes Disease-Management-Programm (DMP) eingeschrieben sind, haben tatsächlich die Pflicht, eine Schulung zu besuchen. Aber auch allen anderen Patienten mit Typ-2-Diabetes empfehlen Experten, dies zu tun. Die Kosten tragen die Krankenkassen. Schulungen bieten die beste Möglichkeit, alles Wichtige im Umgang mit dem Diabetes zu erlernen und individuelle Fragen zu stellen. Die Basisschulung umfasst vier bis fünf Sitzungen à 90 Minuten. Studien konnten zeigen, dass geschulte Menschen bessere Blutzuckerwerte aufweisen, eine bessere Lebensqualität und seltener Depressionen haben. Sprechen Sie Ihren behandelnden Arzt auf Möglichkeiten in Ihrer Nähe an.

6. Muss ich jetzt Blutzucker messen?

Nicht bei jeder Ausprägung des Typ-2-Diabetes ist regelmäßiges Blutzuckermessen nötig. Lediglich Menschen mit Insulintherapie bekommen Blutzuckermessgeräte plus Teststreifen verschrieben. Menschen, die mehrmals täglich Insulin spritzen, haben oft sogar Anspruch auf ein kontinuierliches Messgerät. Wer ohne Verschreibung ab und zu seinen Zuckerwert kontrollieren möchte, kann alle Arten von Messgeräten natürlich auch auf eigene Kosten kaufen. Das Team in der Apotheke vor Ort berät hierzu gern. Übrigens: Hier können Sie in der Regel auch den Blutzuckerwert bestimmen lassen.

7. Lässt sich Typ-2-Diabetes heilen?

Ganz heilen nicht, wohl aber zurückdrängen. Studien legen nahe, dass dies bis zu 50 Prozent der Betroffenen gelingen kann. Gerade Menschen, bei denen ein zu hohes Gewicht zur Entstehung des Diabetes beigetragen hat, können in den ersten Jahren nach der Diagnose den Rückwärtsgang einlegen. Wer etwa 15 Prozent seines Ausgangsgewichtes verliert, hat gute Chancen auf eine sogenannte Remission. Das kann mit gesunder Ernährung und mehr Bewegung gelingen, gestaltet sich aber nicht immer einfach. Doch es gibt viele Möglichkeiten, die helfen: So zeigen Formuladiäten – auch als Abnehmpulver bekannt – im Rahmen eines Programms sehr gute Erfolge. Auch Apps zum Abnehmen, sogenannte Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA), konnten in Studien ihren Nutzen beweisen. Diabetes-Medikamente auf Basis von Inkretinhormo - nen unterstützen ebenfalls bei der Gewichtsreduktion. Eine weitere Möglichkeit bieten operative Verfahren wie eine Magenverkleinerung. Menschen mit starkem Übergewicht wenden sich am besten an ihren Arzt. Er kann über die einzelnen Möglichkeiten aufklären und bei der Suche nach der geeigneten Therapie helfen.

8. Was sollte ich im Alltag ändern?

Ein gesunder Lebensstil verhilft zu besseren Blutzuckerwerten. Am besten versucht man allerdings, nicht gleich alles auf einmal umzustellen, sondern sich Stück für Stück neue Ziele zu setzen. Eine Schulung kann hierbei helfen. Perspektivisch heißt es, mehr Bewegung in den Alltag zu bringen. Denn mehr Muskelaktivität senkt den Blutzucker und hilft beim Abnehmen. Nach der Diagnose lohnt sich auch unbedingt eine Ernährungsberatung. Denn hier wird neben allgemeinen Tipps auf individuelle Bedürfnisse und Vorlieben Rücksicht genommen. Fünf Sitzungen bezahlt bei Bedarf die Krankenkasse. Generell gilt: Bevorzugen Sie Lebensmittel, die den Blutzucker nur langsam ansteigen lassen und beim Abnehmen helfen: viel Gemüse, etwas Obst, mageres Fleisch, hin und wieder Fisch, Vollkorn- statt Weißmehlprodukte, gute Öle, Nüsse und Hülsenfrüchte.

9. Muss ich schon bald Insulin spritzen?

Menschen mit Typ-2-Diabetes müssen teilweise nie oder oft erst nach Jahren Insulin spritzen. Denn es gibt heutzutage viele unterschiedliche Möglichkeiten, um den Blutzucker in Schach zu halten. Die Anpassung des Lebensstils kann schon viel helfen (siehe Punkt 8). Aber auch verschiedene Arzneimittel stehen zur Verfügung. Viele Patientinnen und Patienten bekommen zunächst das Medikament Metformin. Stellt sich damit nicht der gewünschte Erfolg ein, kann der Arzt beispielsweise Wirkstoffe wie sogenannte Inkretinhormone oder SGLT-2-Hemmer verschreiben – allein oder kombiniert. Der Vorteil: Diese wirken sich zusätzlich positiv auf die Herz- und Nierengesundheit aus und helfen beim Abnehmen. Insulin braucht man erst, wenn die Bauchspeicheldrüse nicht mehr genug davon produziert.

10. Ist die Gefahr von Folgeerkrankungen wirklich so hoch?

Erhöhte Blutzuckerwerte beeinflussen tatsächlich den gesamten Organismus. Sie greifen die Nerven, die Blutgefäße und auch das Herz an. Zu den typischen Folgen gehören Augen- und Nierenschäden, ein höheres Risiko für Herzkrankheiten, Missempfindungen und Durchblutungsstörungen an den Füßen, aber auch Auswirkungen auf das Liebesleben können zu spüren sein. Selbst wenn man den Diabetes zunächst nicht spürt, gilt es also, ihn ernst zu nehmen. Wer dies tut, kann sich mit einer guten Blutzuckereinstellung, regelmäßigen Kontrollterminen und Vorsorgeuntersuchungen gut vor den negativen Folgen schützen.

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