Hafer, allenfalls ergänzt mit Nüssen, Beeren oder Gemüse, als Hauternährungsmittel? Das gilt bei den Hafertagen. Doch warum sollte es gesund sein, sich hauptsächlich von einem Getreide zu ernähren?
Hafertage: Bei Typ-2-Diabettes Insulinmenge etwa um die Hälfte reduziert
„Studien zeigen, dass Menschen mit Typ-2-Diabetes durch den Einsatz von Hafertagen ihre Insulinmenge um durchschnittlich die Hälfte reduzieren können und dennoch bessere Zuckerwerte aufweisen. Das ist erstaunlich und man weiß nicht, ob sich dieser Effekt durch die bisher bekannten Mechanismen erklären lässt“, erklärt Dr. Winfried Keuthage, Diabetologe DDG in Münster.
Hafertage zum Abnehmen?
Der Diabetologe erklärt: „Ich habe in meiner Praxis vornehmlich bei Patientinnen und Patienten mit Typ-2-Diabetes gesehen, dass Hafertage auch beim Abnehmen helfen.“ Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA, „European Food Safety Authority“) habe eine offizielle, gesundheitsbezogene, gesicherte Aussage („Health Claim“) zum Abnehmen geprüft. Jedoch hätte sie die Aussage nicht erlassen.
Laut Keuthage bringt Hafer zwei wichtige Eigenschaften mit: Er macht aufgrund seiner Zusammensetzung sehr gut und langanhaltend satt. Außerdem verbessert er die Insulinwirksamkeit. Bei Menschen mit Insulinresistenz führt dies zu weniger Insulin im Blut, was wiederum das Abnehmen erleichtert. Ein wichtiger Bestandteil ist auch der Ballaststoff Beta-Glucan, davon sind 4,5 g in 100g Hafer enthalten.
Anerkannte Gesundheitsaussagen zu Beta-Glucan
Die EFSA hat drei Health Claims zu Beta-Glucan zugelassen:
Beta-Glucane tragen zur Aufrechterhaltung eines normalen Cholesterinspiegels (Blutfettwertspiegels) im Blut bei.
Die Wirkung kann ab 3 g Beta-Glucan am Tag erzielt werden
Der Verzehr von Beta-Glucan aus Hafer oder Gerste als Teil einer Mahlzeit trägt dazu bei, den Anstieg des Blutzuckerspiegels nach der Mahlzeit zu verringern.
Die Angabe gilt für Lebensmittel, die mindestens 4 g Beta-Glucan pro 30 g verfügbarer Kohlenhydrate enthalten.
Beta-Glucan aus Hafer senkt nachweislich den Cholesterinspiegel im Blut. Ein hoher Cholesterinspiegel ist ein Risikofaktor für die Entwicklung einer koronaren Herzkrankheit.
Auch für diese Wirkung ist eine tägliche Aufnahme von 3 g Hafer-Beta-Glucan nötig.
Hafertage auch empfehlenswert bei Prädiabetes, Fettleber und Fettstoffwechselstörungen
„Ich sehe in der Praxis, dass einige Patienten und Patientinnen sehr stark auf die Hafertage reagieren,“ betont Keuthage. In der Regel seine es Menschen mit Typ-2-Diabetes, manchmal auch mit Typ-1-Diabetes. „Aber die Methode funktioniert auch nicht bei allen. Warum das so ist, konnte man auch in Studien bisher nicht herausfinden.“ Ein Versuch mit Hafertagen lohne sich jedoch unbedingt, auch bei Menschen mit Prädiabetes, Fettleber und Fettstoffwechselstörungen.
Gemäßigte Hafertage empfohlen
Zwei bis drei Tage lang sollen gemäß dem Buch „Die Haferkur“ drei Hafermahlzeiten mit 60 bis 80 Gramm Haferflocken eingenommen werden. Je nach Rezept können sie mit Gemüse, Nüssen, Beeren, Kräutern sowie Gemüsebrühe oder Süßungsmittel angereichert werden. Hafertage können alternativ auch an zwei bis vier Einzeltagen im Monat erfolgen.
Keuthage empfiehlt neben Speisen und Gebäck mit Haferflocken und -kleie auch das ganze Haferkorn: „Die haben richtig schön Biss und man kann alles damit machen, was man auch mit Reis zubereitet.“