Augen zu! Schon Grundschulkinder meiden unangenehme Wahrheiten

Dr. Karen Zoufal  |  07.10.2025 11:25 Uhr

Kinder wollen alles wissen – bis Wissen unangenehm wird. Eine Studie zeigt, wann Kinder beginnen, die „Vogel-Strauß-Taktik“ anzuwenden – und warum selbst Grundschulkinder manchmal lieber nichts erfahren.

Lächelndes Grundschulkind hält sich die Augen zu.
Schon Kinder im Alter von 7 bis 10 Jahren neigen dazu, bestimmte Informationen – und damit negative Emotionen – zu vermeiden, so eine Studie.
© PeopleImages/iStockphoto

Mit der „Vogel-Strauß-Taktik“ lässt sich emotionaler Stress vermeiden, indem man bestimmten Informationen aus dem Weg geht. Das nutzen selbst Kinder im Grundschulalter, auch wenn die Taktik auch negative Folgen haben kann. Ein Forschungsteam hat untersucht, wann und warum das Verhalten beginnt: Denn Kinder im Vorschulalter wollen noch alles wissen und stellen endlos fragen.

Die Psychologin Dr. Radhika Santhanagopalan hat Tests mit Kindern durchgeführt und herausgefunden: 

  • 5-bis 6-Jährige sind noch neugierig
  • 7- bis 10-Jährige neigen bereits dazu, Informationen strategisch zu vermeiden, die negative Emotionen auslösen

Informationen zu Lieblings-Süßigkeiten kommen ungelegen, zu nicht so Beliebten nicht 

In einem der Tests benannten Kinder ihre Lieblingssüßigkeit und eine, die sie nicht mochten. Dann wurden sie gefragt, ob sie ein Video darüber sehen wollten, warum die Süßigkeit schlecht für ihre Zähne sei. 

„Jüngere Kinder wollten die Informationen. Ältere Kinder zeigten dagegen Vermeidungstendenzen: Sie wollten nicht wissen, warum ihre Lieblingssüßigkeit ungesund ist, aber sie hatten kein Problem damit, zu erfahren, warum die ungeliebte Süßigkeit ungesund ist“, sagte Santhanagopalan in einer Mitteilung zur Studie.

Wann nutzen Kinder moralischen Spielraum?

„Wir wollen in unserem eigenen Interesse handeln, legen aber auch großen Wert darauf, anderen gegenüber fair zu erscheinen. Moralischer Spielraum ermöglicht es uns, beide Ziele zu erreichen“, erklärte Santhanagopalan. Sie überprüfte dies, indem sie Kindern zwei Eimer mit erkennbar unterschiedlich vielen Aufklebern zeigte. Das Kind durfte sich einen Eimer aussuchen. Die Frage, ob sie wissen wollten, wie viele Aufkleber ihr Partnerkind dann aus dem anderen Eimer bekommen würde, verneinten ältere Kinder häufiger. So konnten sie ihre Wahl ohne Schuldgefühle treffen. „Der moralische Spielraum ermöglicht es ihnen, die eigennützige Belohnung zu wählen und gleichzeitig die Illusion von Fairness aufrechtzuerhalten“, erklärte die Psychologin. 

Wie vermeidet man das Vermeiden? 

Santhanagopalan räumt ein, dass Informationsvermeidung durchaus sinnvoll sein kann – aber eben nicht immer. Sie rät, darüber nachzudenken, warum man etwas vermeidet – möglicherweise etwas kurzfristig Angenehmes vorzieht und langfristige Vorteile des anderen Handelns ausblendet. 

„Auch wenn ein Ergebnis bedrohlich erscheint, neigen Menschen dazu, Informationen zu vermeiden. Es spricht aber einiges dafür, ein gewisses Maß an Unsicherheit hinzunehmen“, meint Santhanagopalan. „Machen Sie es dann wie die Kinder: Folgen Sie Ihrer Neugier.“

Quelle: DOI 10.1177/09567976251344551

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