Bei Diabetes in die Sauna?

Trotz Diabetes in die Sauna? Was Diabetiker beachten müssen, erklärt ein Experte.

Diabetiker können saunieren, wenn sie einige Dinge beachten.
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In die Sauna – ja oder nein? Menschen mit Diabetes besprechen dies am besten mit ihrem Arzt. Professor Dr. Karsten Müssig, Leiter des Studienzentrums am Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ), nennt Gründe: "Ein zu hoher oder zu niedriger Blutdruck kann beispielsweise für Probleme sorgen, weil sich in der Sauna die Gefäße erweitern – das kann für Blutdruckschwankungen sorgen." Auch wer unter schweren Nervenschäden an den inneren Organen oder an den Füßen leidet, bleibt der Sauna lieber fern. Experten sprechen in solchen Fällen von einer autonomen oder peripheren diabetischen Neuropathie.

So wirkt die Hitze

Müssig erklärt: "Die autonome Neuropathie sorgt dafür, dass der Körper nicht mehr ausreichend auf die Temperaturunterschiede und die damit verbundene Belastung des Herz-Kreislauf-Systems reagiert. Es droht ein Kreislaufkollaps." Bei der peripheren Neuropathie, die vor allem die langen Nervenstränge in den Beinen betrifft, spüren die Füße oft kaum noch Schmerz. Betroffene können sich dann beispielsweise unbemerkt auf den heißen Saunabänken verbrennen. Die

Hitze beeinflusst auch die Insulinwirkung, wenn dies direkt vor dem Saunagang gespritzt wurde. Müssig: "Die Haut ist stärker durchblutet, deshalb wird das Insulin schneller ins Blut aufgenommen, und es kann zu einem Blutzuckerabfall kommen." In manchen Fällen steigt der Blutzucker aber auch an, weil der Körper gestresst ist. "Stresshormone werden ausgeschüttet und wirken dem Insulin entgegen", erläutert der Diabetologe.

Das kann helfen

"Grundsätzlich sollte man zwischen den Saunagängen genügend Wasser trinken", führt Experte Müssig aus. Ausreichende Ruhezeiten seien ebenfalls wichtig, da selbst ein entspannender Saunagang den Körper belastet. Müssig rät Anfängern, zunächst nicht zu lange zu saunieren und spätestens bei Zeichen des Unwohlseins hinauszugehen.

Drei Saunagänge à jeweils 15 Minuten mit Ruhezeiten heißt es dem Experten zufolge nicht zu überschreiten. Bei hohem Blutdruck hilft zum Abkühlen ein Spaziergang an der frischen Luft. Danach den Körper mit kalten Güssen, die an Armen und Beinen beginnen,weiter erfrischen. "Außerdem sind Badeschlappen ein
Muss, weil sie vor Fußpilz und bei einer Neuropathie vor Verletzungen und Verbrennungen schützen", rät Müssig. Um Fußpilz vor zubeugen, die Füße einschließlich der Zehenzwischenräume immer gut abtrocknen. Krönendes Finale: eine pflegende Körperlotion – denn vor allem Menschen mit Diabetes neigen zu trockener Haut.

Geräte bleiben draußen

Wer ein CGM-Gerät oder eine Insulinpumpe trägt, muss die Technik vor dem Saunagang ablegen. CGM steht für "Continuous Glucose Monitoring" – die Geräte überwachen ständig den Glukosewert im Gewebe und können in der Sauna nicht arbeiten. Bei unter der Haut eingesetzten Langzeit-Sensoren ist während des Saunabesuchs der Transmitter zu entfernen. Flash-Glucose-Monitoring (FGM)-Sensoren, die ebenfalls den Glukosewert im Unterhautfettgewebe erfassen, braucht man laut Müssig nicht abzunehmen. Diese aber durch einen Klebeverband zusätzlich am Körper fixieren.

Je nachdem, wie lange der Saunabesuch dauert und was man gegessen hat, sollte der Patient, der sonst eine Insulinpumpe trägt, vorübergehend einen Insulinpen einsetzen. Doch Achtung: Insulin verliert durch die hohen Temperaturen seine Wirkung.

Natascha Plankermann

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