Gesundheitspolitik

Britische Zuckersteuer verhindert Fettleibigkeit

PZ/JB  |  09.02.2023

Seit 2018 sind zuckerhaltige Getränke in Großbritannien mit einer extra Steuer belegt, wodurch der Zuckergehalt der Getränke deutlich gesenkt wurde. Als Folge scheint sogar die Fettleibigkeit bei Kindern teilweise rückläufig zu sein.

Kind trinkt Limonade durch einen Strohhalm
In Großbritannien werden seit Einführung der Zuckersteuer sehr viel weniger stark zuckerhaltige Getränke verkauft.
© iStock.com/LightFieldStudios

2018 trat in Großbritannien die sogenannte Soft Drinks Industry Levy (SDIL) in Kraft,also die Softdrinkindustrie-Abgabe. Seitdem müssen Hersteller bei Getränken, bei denen der Zuckergehalt zwischen fünf und acht Gramm pro 100 Milliliter liegt, 20 Cent pro Liter extra zahlen. Liegt der Zuckergehalt über acht Gramm pro 100 Milliliter, sind es sogar 27 Cent extra.  Laut einer aktuellen Publikation im Fachjournal Plos Medicine hat die Einführung dieser Steuer dazu geführt, dass der Zuckergehalt von Limonaden stark abnahm und Fettleibigkeit bei Jugendlichen seltener wurde.

Die Forschenden der University of Cambridge berichteten, dass zwischen September 2015 und Februar 2019 der Anteil der Limonaden mit mehr als fünf Gramm Zucker pro 100 Milliliter von 49 Prozent auf 15 Prozent gesunken ist. Zusätzlich untersuchten die Forschenden, wie sich die Häufigkeit von Fettleibigkeit bei Kindern zwischen vier und fünf Jahren sowie bei Kindern zwischen zehn und elf Jahren sowie vor und 19 Monate nach der Einführung der SDIL entwickelte. Dafür werteten sie die Daten von mehr als einer Million Kindern aus, die im Rahmen des National Child Measurement Programme erhoben worden waren.

Dabei war bei zehn- bis elfjährigen Mädchen ein Rückgang des relativen Risikos für Fettleibigkeit um acht Prozent zu erkennen. Das entspreche 5234 Fällen von Fettleibigkeit, die in Großbritannien allein in dieser Altersgruppe bei Mädchen verhindert worden seien. Laut den Autoren sei der Rückgang am stärksten bei Mädchen aus sozial schwachen Gegenden ausgeprägt, da Kinder dort am meisten zuckerhaltige Limonaden konsumierten. Bei den Vorschulkindern und den zehn- bis elfjährigen Jungen ließ sich jedoch kein vergleichbarer Zusammenhang feststellen. Ein möglicher Grund könnte sein, dass gerade jüngere Kinder weniger Limonaden und mehr Säfte konsumieren. Auf diese wird, trotz des oft hohen Fruchtzuckergehaltes, keine Zuckersteuer erhoben. Warum der Effekt bei älteren Jungen bislang ausblieb, können sich die Forschenden noch nicht abschließend erklären.

In Deutschland konnte bislang noch keine Regierung dazu durchringen, eine solche Steuer auf den Weg zu bringen. Auch die derzeitige Bundesregierung plant keine solche Steuer: Nachdem sie während der Ampel-Koalitionsverhandlungen zunächst gerüchteweise vorgesehen war, taucht sie im letztlich unterschriebenen Vertrag nicht mehr auf.

Quelle: 10.1371/journal.pmed.1004160

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