Daten aus Großbritannien: Impfung der Schwangeren senkt RSV-Risiko für das Baby

Pharmazeutische ZeitungElisabeth Kerler  |  28.07.2025 10:44 Uhr

Pieks mit großer Wirkung: Werdende Mütter können mit einer Impfung das Risiko einer RSV-Infektion für ihr Baby senken. Das zeigt eine Studie aus Großbritannien. Was bei der RSV-Impfung in Deutschland zu beachten ist.

Schwangere Frau fasst sich lächend an das Pflaster auf ihrem Oberarm.
Gegen RSV geimpft, um das Kind zu schützen? In Großbritannien üblich: Die RSV-Impfung für Schwangere gehört zum nationalen Impfprogramm.
© stefanamer/iStockphoto

Jedes Jahr müssen weltweit etwa 1,4 Millionen Säuglinge wegen einer Infektion mit RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus) im Krankenhaus behandelt werden. RSV kann zu schweren Infektionen der unteren Atemwege (ARLI,  Acute Lower Respiratory Infection) führen, an denen mehr als 45.000 Babys sterben. 

Warum schützt es das Kind, die Mutter zu impfen?

Eine Möglichkeit, das Kind zu schützen: Die RSV-Impfung der Schwangeren ab der 28. Schwangerschaftswoche mit dem in Deutschland dafür zugelassenen Impfstoff. Die Mutter gibt die gebildeten Antikörper gegen den Erreger über die Plazenta an das Ungeborene weiter. So erhält das Kind einen passiven Impfschutz, der bis zu sechs Monate nach der Geburt anhalten kann.  Wie effektiv schützt diese passive Immunisierung Säuglinge?

Um das herauszufinden, untersuchte ein Forschungsteam aus Großbritannien über 500 Mutter-Kind-Paare. Die Babys waren zwischen Anfang Oktober 2024 und Ende Januar 2025 wegen ARLI in ein Krankenhaus gekommen. Dabei achteten die Forschenden darauf, dass die Mütter schwanger gewesen waren, nachdem die RSV-Impfung Teil der nationalen Impfprogramme geworden waren. Sie beendeten die Datenerhebung, wenn die Kinder das Krankenhaus verließen oder starben. Dann verglich das Team die Impfrate der Mütter der RSV-positiven und -negativen Kinder, wertete die Daten statistisch aus und berücksichtigte dabei Einflussfaktoren wie etwa Frühgeburtlichkeit, Alter des Kindes oder Geschlecht.

Schutz davor, das Kind stationär im Krankenhaus aufnehmen lassen zu müssen

So fanden sie heraus: Die Impfeffektivität lag bei 58 Prozent. Wurden die Mütter vor den letzten 14 Tagen ihrer Schwangerschaft geimpft, lag der Schutz vor Hospitalisierung des Babys sogar bei 72 Prozent.

“Da ein wirksamer RSV-Impfstoff verfügbar ist, der das Risiko einer Krankenhausbehandlung bei Kleinkindern in Großbritannien nachweislich deutlich senkt, bietet sich schwangeren Frauen eine hervorragende Gelegenheit, sich impfen zu lassen und sich und ihre Kinder im kommenden Winter vor einer RSV-Bronchiolitis zu schützen”, kommentiert Erstautor Dr Thomas Williams von der University of Edinburgh in Schottland in einer Pressemitteilung.

DOI: 10.1016/S2352-4642(25)00155-5


Die Lage in Deutschland: Keine Empfehlung der STIKO

Zwar ist auch in Deutschland ein RSV-Impfstoff für Schwangere zugelassen. Allerdings übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die Impfung nur, wenn eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) vorliegt. Die STIKO empfiehlt Schwangeren diese Impfung aber noch nicht. 

Stattdessen sieht die STIKO vor, allen Neugeborenen und Säuglingen den monoklonalen Antikörper Nirsevimab vor oder in ihrer ersten RSV-Saison zu geben. Diese liegt in der Regel zwischen Oktober und März. 

Kommt das Kind zwischen April und September zur Welt, empfiehlt die STIKO die Medikamentengabe für das Kind möglichst im Herbst vor Beginn der Saison. Kinder, die in der Saison geboren werden, sollen den Antikörper möglichst schnell nach der Geburt bekommen. 

Quelle: STIKO: Epidemiologisches Bulletin 04/2025 und Informationen zu RSV

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