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27.11.2024
Ist der Schluckvorgang, also der geregelte Transport von Essen und Trinken vom Mund in den Magen, eingeschränkt, liegt eine sogenannte Dysphagie vor. Ursachen dafür gibt es einige: zum Beispiel Operationen im Kopf-Hals-Bereich bei Tumoren, neuromuskuläre Veränderungen oder Anomalien der Schilddrüse. Auch die mit dem Älterwerden verbundenen gefäßbedingten und neurodegenerativen Veränderungen oder Erkrankungen wie Morbus Parkinson oder Morbus Alzheimer können eine Schluckstörung auslösen oder verstärken.
Schluckstörung durch Medikamente
Auch Medikamente können Schluckstörungen verursachen. Das Problem: „Bis heute werden medikamentenassoziierte Auswirkungen auf die Schluckfunktion von Ärzten und/oder Patienten häufig nicht ausreichend wahrgenommen, stillschweigend akzeptiert oder die Kausalität wird nicht erkannt“, sagt Dr. Cornelia Schwemmle von der HNO-Universitätsklinik Gießen. Sie hat zusammen mit Kollegen 2015 eine Übersichtsarbeit zu medikamentenbedingten Schluckstörungen in der Fachzeitschrift „HNO“ veröffentlicht. Demnach gibt es Medikamente, welche die Schluckfunktion direkt beeinflussen: Sie wirken auf am Schluckvorgang beteiligte Strukturen, etwa die Muskulatur der Speiseröhre. Eine indirekte Wirkung liegt vor, wenn sie übergeordnet die Voraussetzungen für den Schluckvorgang beeinflussen oder eine Mundtrockenheit auslösen.
Welche Medikamente können Schluckstörungen auslösen?
- Zentral wirksame Arzneistoffe: bestimmte Antipsychotika, Anticholinergika, Antiepileptika, Antidepressiva/Sedativa, Analgetika (vorrangig Opioide, Morphine), Antiemetika, bestimmte Chemotherapeutika (Vincristin und andere Alkaloide)
- Arzneistoffe, die Mundtrockenheit auslösen: zum Beispiel Anticholinergika, Antiarrhythmika, Antihistaminika mit anticholinerger Wirkung, Diuretika, Opiate, Antidepressiva, Antipsychotika.
- Arzneistoffe, die durch ihre neuromuskuläre Wirkung die Koordination, Peristaltik und Muskelaktivität der am Schluckvorgang beteiligten Muskeln im Bereich Kehlkopf und Speiseröhre beeinflussen: zum Beispiel Butylscopalamin und Theophyllin.
- Wirkstoffe, die durch ihren direkten Kontakt mit der Schleimhaut in der Speiseröhre lokale Entzündungen und Geschwüre auslösen können (oral medication induced esophageal injury, OMIEI): zum Beispiel Bisphosphonate, Antibiotika (vorrangig Tetracycline, Doxycycline, Trimethoprim-Sulfamethoxazol, Clindamycin), nicht steroidale Antirheumatika, Sildenafil, Zidovudin, Kalium, Antiarrhythmika (Quinidin/Chinidin), Eisensulfate, Vitamin C.
Wer solche Medikamente einnimmt und unter Schluckstörungen leidet, sollte dies mit einem Arzt besprechen. In vielen Fällen ist es möglich, einen alternativen Wirkstoff zu testen. Auf keinen Fall sollten verordnete Medikamente ohne ärztliche Rücksprache einfach abgesetzt werden.
Weitere Infos rund um das Thema Schluckstörungen gibt es hier.