Natascha Schleif
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22.05.2025 08:21 Uhr
Eisen ist ein lebenswichtiges Spurenelement, das unter anderem für die Bildung von Hämoglobin – dem roten Blutfarbstoff – und den Sauerstofftransport im Blut benötigt wird. Darüber hinaus spielt es eine Rolle im Energiestoffwechsel, der Immunabwehr und der geistigen Leistungsfähigkeit. Ohne ausreichend Eisen kann der Körper nicht genug rote Blutkörperchen produzieren, was zu einer sogenannten Eisenmangelanämie führen kann.
Weltweit sind laut WHO über zwei Milliarden Menschen betroffen, in Deutschland etwa zehn bis zwanzig Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter. Besonders gefährdet sind Schwangere, Jugendliche im Wachstum, Sportler und Menschen mit chronischen Erkrankungen oder einseitiger Ernährung.
Aber auch Blutverluste – sichtbar oder unbemerkt – können zu Eisenmangel führen. Die Beschwerden sind oft unspezifisch und entwickeln sich schleichend. Mit einer gezielten Diagnostik und passenden Maßnahmen lässt sich der Eisenhaushalt meist gut wieder ins Gleichgewicht bringen.
Symptome
Eisenmangel entwickelt sich häufig schleichend und bleibt deshalb oft lange unbemerkt. Die Beschwerden können sehr unterschiedlich sein und hängen davon ab, wie stark der Mangel ausgeprägt ist. Bei einem leichten Eisenmangel sind die Symptome oft unspezifisch, erst bei einer ausgeprägten Eisenmangelanämie treten deutlichere Anzeichen auf.
Typische Symptome bei Eisenmangel
- Betroffene fühlen sich häufig müde, abgeschlagen oder antriebslos, selbst nach ausreichendem Schlaf.
- Die körperliche Leistungsfähigkeit nimmt ab, einfache Tätigkeiten können schneller erschöpfen.
- Konzentrationsprobleme und eine verminderte geistige Belastbarkeit können auftreten.
- Die Haut wirkt blass, manchmal auch fahl oder trocken.
- Nägel können brüchig werden, und Haare fallen vermehrt aus.
- Es kommt häufiger zu Kopfschmerzen oder Schwindelgefühlen.
- Bei manchen Menschen treten Kälteempfindlichkeit oder frierende Hände und Füße auf.
- Auch Herzklopfen oder ein erhöhter Puls bei Belastung können Anzeichen sein.
- In ausgeprägten Fällen kann es zu Kurzatmigkeit, besonders bei körperlicher Aktivität, kommen.
- Kinder mit Eisenmangel können eine verlangsamte geistige und körperliche Entwicklung zeigen.
Verlauf
Unbehandelter Eisenmangel kann sich über Wochen oder Monate verschlechtern und schließlich zu einer sogenannten Eisenmangelanämie führen – einer Blutarmut, bei der die Zahl der roten Blutkörperchen abnimmt. Dadurch wird der Sauerstofftransport im Körper eingeschränkt, was zu starker Erschöpfung und einem erhöhten Risiko für Infekte, Kreislaufprobleme und Konzentrationsstörungen führen kann. Die Beschwerden nehmen im Verlauf deutlich zu und beeinträchtigen den Alltag spürbar.
Besonders kritisch ist ein Eisenmangel in der Schwangerschaft. Der Eisenbedarf ist in dieser Zeit deutlich erhöht – für die Blutbildung, die Plazenta und das Wachstum des Kindes. Ein unbehandelter Mangel kann das Risiko für Frühgeburten oder ein niedriges Geburtsgewicht erhöhen. Bis zu 50 Prozent der Schwangeren haben zu niedrige Eisenwerte.
Auch Stillende, Jugendliche im Wachstum, Sportlerinnen und Sportler sowie Menschen mit chronischen Erkrankungen sind besonders gefährdet und sollten regelmäßig ihren Eisenstatus kontrollieren lassen.
Mit einer gezielten Therapie lassen sich die Eisenwerte meist gut normalisieren – je nach Ursache durch Ernährung, Präparate oder weiterführende medizinische Maßnahmen.
Ursachen von Eisenmangel
Für Eisenmangel kann es verschiedene Gründe geben: ein erhöhter Bedarf, unzureichende Zufuhr über die Ernährung oder ein gestörter Eisenstoffwechsel. Auch Blutverluste – sichtbar oder innerlich – sind eine häufige Ursache.
Typische Ursachen für Eisenmangel:
- Blutverluste, z. B. durch starke Monatsblutungen, Magen-Darm-Blutungen oder Operationen
- Ein erhöhter Bedarf, etwa in der Schwangerschaft, Stillzeit, im Wachstum oder bei Leistungssport
- Eine eisenarme Ernährung, besonders bei vegetarischer oder veganer Kost ohne gezielte Auswahl eisenreicher Lebensmittel
- Eine gestörte Eisenaufnahme, z. B. durch chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Zöliakie) oder nach Magenoperationen
- Chronische Entzündungen oder Infektionen, bei denen das Eisen im Körper nicht mehr richtig verwertet werden kann
- Pflanzliche Eisenquellen sind grundsätzlich wertvoll, das Spurenelement wird daraus jedoch schlechter aufgenommen als Eisen aus tierischen Produkten.
- Kaffee, schwarzer Tee oder Milchprodukte zur falschen Zeit können die Aufnahme zusätzlich behindern.
Hinweis: Menschen, die blutverdünnende Medikamente wie Gerinnungshemmer (z. B. ASS, Marcumar oder neuere Wirkstoffe) einnehmen, sollten besonders auf ihren Eisenstatus achten – innere Blutverluste können unbemerkt bleiben und schleichend zu einem Mangel führen.
Diagnose
Eine gezielte Blutuntersuchung ist entscheidend für die Diagnose. Schon ein einfacher Check beim Hausarzt oder der Hausärztin kann zeigen, ob ein Eisenmangel oder sogar eine Eisenmangelanämie vorliegt. Wichtig ist dabei nicht nur der Hämoglobinwert, sondern auch andere Laborparameter, die den Eisenspeicher im Körper genauer widerspiegeln.
Typische Untersuchungen zur Abklärung:
- Die Anamnese gibt Hinweise auf mögliche Risikofaktoren wie starke Regelblutungen, Magen-Darm-Erkrankungen oder eine einseitige Ernährung.
- Der Hämoglobinwert (Hb) zeigt, ob bereits eine Anämie – also eine Blutarmut – vorliegt.
- Der Ferritinwert ist der wichtigste Marker für den Eisenspeicher im Körper – ist er niedrig, spricht das für einen Mangel.
- Die Transferrinsättigung gibt das Verhältnis der Menge des Transporteiweißes Transferrin zur Eisen-Menge im Blut an. Sie hilft zu beurteilen, wie viel Eisen tatsächlich im Blut transportiert wird.
- Bei Verdacht auf versteckte Blutverluste kann ein Stuhltest auf okkultes Blut durchgeführt werden.
- In speziellen Fällen können auch weitere Werte wie CRP (Entzündungswert) oder ein Vitamin-B12- und Folsäurestatus sinnvoll sein, um andere Ursachen auszuschließen.
Eine sorgfältige Diagnose ist besonders wichtig, um die passende Therapie zu wählen und die Ursache des Eisenmangels zu erkennen – denn nicht immer reicht eine einfache Substitution aus.
Behandlung von Eisenmangel
In vielen Fällen lässt sich ein leichter Mangel durch eine gezielte Umstellung der Ernährung beheben. Bei ausgeprägtem Mangel oder einer Eisenmangelanämie sind jedoch Eisenpräparate notwendig – in Tablettenform oder, bei Bedarf, als Infusion. Wichtig ist, dass auch die Ursache des Mangels gefunden und – wenn möglich – behoben wird.
Typische Maßnahmen bei Eisenmangel
- Eine eisenreiche Ernährung ist die Basis – empfohlen werden Lebensmittel wie rotes Fleisch, Leber, Eigelb, Hülsenfrüchte, Vollkorngetreide, Haferflocken, Grünkohl, Kürbiskerne, Spinat und rote Beete.
- Eisen aus tierischen Quellen (Häm-Eisen) wird besser aufgenommen als pflanzliches Eisen – Vegetarier sollten deshalb besonders auf die Kombination mit Vitamin-C-reichen Lebensmitteln achten.
- Vitamin C verbessert die Eisenaufnahme – besonders bei pflanzlichen Quellen, aber auch bei tierischem Eisen kann es unterstützend wirken. Ein Glas Orangensaft, frische Paprika oder ein Stück Kiwi zur Mahlzeit kann die Aufnahme deutlich steigern.
- Kaffee, schwarzer Tee, Milch und calciumreiche Lebensmittel sollten nicht direkt zu eisenreichen Mahlzeiten konsumiert werden, da sie die Aufnahme hemmen.
- Bei stärkerem Mangel kommen rezeptfreie oder ärztlich verordnete Eisenpräparate zum Einsatz – oft in Form von Tabletten oder Kapseln.
- Eisenpräparate sollten nüchtern eingenommen werden, idealerweise mit Vitamin C – Magenbeschwerden sind jedoch möglich.
- Wenn Tabletten nicht vertragen werden oder der Bedarf sehr hoch ist, kann Eisen auch als Infusion verabreicht werden.
Bei chronischen Erkrankungen oder häufigem Eisenmangel ist eine ärztlich begleitete Langzeitbetreuung sinnvoll. Eine regelmäßige Kontrolle des Blutbilds hilft, den Therapieerfolg zu beurteilen und eine Überversorgung zu vermeiden.
Was die Apotheke rät
- In der Apotheke erhalten Sie eine Auswahl an Eisenpräparaten – sowohl rezeptfrei als auch auf ärztliche Verordnung.
- Apothekerinnen und Apotheker beraten zur richtigen Einnahme: Eisen sollte möglichst auf nüchternen Magen mit einem Glas Wasser oder Vitamin-C-haltigem Saft eingenommen werden.
- Bei Magenproblemen können magenschonende Alternativen oder Präparate mit geringerer Dosierung empfohlen werden.
- Auch Medikamente wie Säureblocker oder bestimmte Antibiotika können die Eisenaufnahme beeinflussen – hier kann die Apotheke zu geeigneten Einnahmeabständen beraten.
- Für Menschen mit vegetarischer oder veganer Ernährung kann die Apotheke gezielt auf pflanzliche Eisenquellen und geeignete Kombinationen hinweisen.
- Vitamin-C-Präparate oder Kombinationsprodukte können die Aufnahme zusätzlich unterstützen und werden häufig empfohlen.
Eisenmangel kurz zusammengefasst
- Eisenmangel gehört zu den häufigsten Mangelerscheinungen weltweit und kann Müdigkeit, Konzentrationsprobleme und körperliche Schwäche verursachen.
- Besonders betroffen sind Frauen im gebärfähigen Alter, Schwangere, Kinder im Wachstum, Menschen mit Blutverlusten oder chronischen Erkrankungen.
- Die Diagnose erfolgt über eine Blutuntersuchung, insbesondere durch die Bestimmung des Ferritinwerts.
- Leichte Formen lassen sich durch eine gezielte Ernährung behandeln, bei stärkerem Mangel sind Eisenpräparate notwendig.
- Vitamin C verbessert die Eisenaufnahme – besonders bei pflanzlichen Quellen – und sollte möglichst mit eisenreichen Mahlzeiten kombiniert werden.