Eklige Videos aktivieren das Immunsystem

Natascha Koch | 03.08.2022

Ekelerregendes Video mit Bezug zu einer ansteckenden Krankheit erhöhen die Konzentration von Antikörpern im Speichel. Das berichten Forschende des Fachbereichs Biologie der Universität Hamburg. Die Studie zeigt, dass das Immunsystem schon reagiert, bevor Krankheitserreger in den Körper gelangen.
Videos, die eine Person mit einer ansteckenden Krankheit zeigen, aktivieren das Immunsystem. image.originalResource.properties.copyright

Für die Studie ließen die Wissenschaftler 116 Testpersonen verschiedene ekelauslösende Videos schauen. Zwei der Videos zeigten Situationen mit ansteckenden Virusinfektionen der Atemwege. Das dritte Video enthielt kein Risiko einer Ansteckung, sondern Situationen, die im Kern Ekel hervorrufen, wie etwa verdorbene Lebensmittel, verwesende Tierkadaver oder Kakerlaken. Ein viertes Video diente als Kontrolle und zeigte Landschaftseindrücke. Anschließend wurden Speichelproben entnommen, um die Konzentration von Antikörpern (sIgA) zu messen.

„Es zeigte sich, dass die sIgA-Konzentration bei Testpersonen nach der Stimulation – vor allem bei Videos, die Menschen mit Krankheitssymptomen zeigen – anstieg“, sagt Judith Keller, Erstautorin der Studie und Doktorandin in der Arbeitsgruppe Neuroendokrinologie am Fachbereich Biologie der Universität Hamburg. Im Durchschnitt erhöhte sich die sIgA-Konzentration nach dem Schauen des Krankheitsvideos um 83,15 Prozent und nach dem Schauen von Videos mit verdorbenen Lebensmitteln um 44,79 Prozent.

„Dies ist besonders, da das physiologische Immunsystem bisher als hauptsächlich reaktiv gilt, also sonst eher auf ein Pathogen im Körper reagiert. Der Anstieg in unserer Studie spricht dafür, dass es auch reagiert, bevor das Pathogen in den Körper kommt“, so Keller. Zukünftige Studien müssen weiter untersuchen, ob dieser Anstieg von sIgA tatsächlich eine Immunantwort auslöst und somit eine erhöhte Immunität von zum Beispiel Atemwegsviren widerspiegelt, noch bevor die Schleimhäute mit einem Erreger in Kontakt gekommen sind.

Quelle: DOI 10.1016/j.bbih.2022.100489