Kaugummi kauen oder Lutscher im Mund – und schon weiß man, ob man mit Grippeviren infiziert ist? Daran arbeitet ein Forschungsteam aus Würzburg, Braunschweig und Köln. Es hat diese verblüffend einfache Lösung vorgestellt: einen Selbsttest, der mittels Geschmacksinn funktioniert, wie die Universität Würzburg meldet.
Wie funktioniert der Anatz für Selbsttests?
Das Diagnose-Werkzeug besteht aus dem Geschmacksstoff Thymol, bekannt aus Thymian, und einem virusspezifischen Zuckerbaustein. Kommt es mit Grippeviren in Kontakt, wird das Thymol freigesetzt und im Mund entsteht ein klar erkennbarerer Geschmack. Bei Menschen ohne Grippeviren dagegen gibt es keine Reaktion.
So könnte eine Person einen speziellen Kaugummi kauen oder Lutscher verwenden. Hat sie Grippeviren Speichel, schmeckt sie den Geschmacksstoff. Wer nicht infiziert ist, schmeckt nichts. So ließe sich eine Infektion innerhalb weniger Minuten feststellen und ist auch nicht auf ein Labor oder Fachpersonal angewiesen.
Flexibel und vielseitig anpassbar
Das System ist erstaunlich variabel: Geschmack und Zucker-Erkennungsbaustein lassen sich anpassen: Der zu erkennende Geschmack könnte von süß bis salzig reichen, auch kindgerecht. Über die spezifischen Zuckerbausteine ließen sich künftig auch andere Erreger erkennen.
Auf dem Weg in die Praxis
Der nächste Schritt ist, die Sensoren alltagstauglich in Kaugummis oder Lutscher einzubringen und für eine große Produktion vorzubereiten. Dieser Schritt, so die Uni Würzburg, werde wahrscheinlich etwa vier Jahre dauern. Erste Anwendungen könnten besonders in Schulen, Kindergärten oder Altenheimen entscheidend sein, um Infektionsketten früh zu unterbrechen.
Warum Grippeviren?
Die Grippe ist keine harmlose Erkältung: Jährlich fordert sie weltweit rund eine halbe Million Todesopfer. Besonders heimtückisch ist, dass Infizierte schon ansteckend sind, bevor die ersten Symptome auftreten. Mit dem Diagnose-Werkzeug könnten Betroffene vermeiden, besonders Risikogruppen anzustecken.
Quelle: DOI 10.1021/acscentsci.5c01179