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Handwerken in Corona-Zeiten: Zahl der Verletzungen steigt

Natascha Koch  |  27.03.2021

Zurzeit verbringen viele Menschen mehr Zeit zu Hause als üblich und nutzen diese, um Renovierungsarbeiten in Angriff zu nehmen. Wer keine Erfahrungen damit hat, muss jedoch besonders vorsichtig sein: Unfallchirurgen haben im vergangenen Jahr rund ein Drittel mehr Handwerkerverletzungen in der Notaufnahme behandelt als sonst. Lesen Sie hier, worauf es ankommt und wie man bei Notfällen richtig reagiert.

Junge Frau, nutzt einen Akkubohrer um einen Ofen zu verschrauben.
Viele Menschen nutzen die viele freie Zeit in der Corona-Pandemie, um ihre eigenen vier Hände auf Vordermann zu bringen.
© Kerkez/iStockphoto

Hunderttausende Menschen arbeiten derzeit im Homeoffice. Manche können ihr Geschäft nicht öffnen, andere sind in Kurzarbeit oder verbringen ihren Urlaub zu Hause. Die Idee, die eigenen vier Wände wohnlicher zu gestalten, liegt also nahe. Ob Bodenbeläge austauschen, ein Regal bauen oder Wände streichen – oft handelt es sich um Arbeiten, die man sonst nur selten tut. „Viele informieren sich in YouTube-Videos. Diese erzeugen den Eindruck, dass Handwerken ohne Vorwissen für jeden machbar ist, doch die Umsetzung endet oft mit Verletzungen. Wir sehen jetzt etwa ein Drittel mehr Handwerkerverletzungen in der Notaufnahme“, sagt Prof. Dr. Michael J. Raschke, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am Universitätsklinikum Münster.

Es gilt, handwerkliche Tätigkeiten gut vorzubereiten und diese nicht zu unterschätzen. Alle Arbeitsgeräte müssen sich für die geplante Tätigkeit eignen und gut gewartet sein. Die Experten der DGU geben dafür folgende Tipps:

  • Festes Schuhwerk tragen und nicht in Hausschuhen oder Flipflops arbeiten
  • Keine wackligen Leitern benutzen und nicht auf Tische, Stühle oder Hocker steigen, um an höhergelegene Stellen zu kommen
  • Konzentriert arbeiten mit Bohrmaschine, Flex und Co
  • Die eigenen Fähigkeiten realistisch einschätzen, besonders wenn beim Handwerken keine Vorerfahrung vorhanden ist; bei Zweifel besser einen Handwerker hinzuziehen, beispielsweise bei Elektroarbeiten
  • Vorsicht bei Ratgeber-Videos: Nicht immer liefern Amateur-Videos die richtigen Sicherheits-Informationen und vieles sieht einfacher aus, als es ist.

Falls doch ein Unfall passiert, geben die DGU-Experten folgende Erste-Hilfe-Tipps:

Bei Quetschungen: PECH-Regel anwenden – Pause, Eis, Kompression, und Hochlegen. Sollten die Beschwerden am Folgetag nicht wesentlich rückläufig sein, so empfiehlt es sich, einen Arzt aufzusuchen, um strukturelle Verletzungen abklären zu lassen.

Beim Schnitt mit einem Cuttermesser: Blutung mit einem sauberen Tuch stoppen und die Wunde beobachten. Kribbelt der Finger oder ist er taub, könnte ein Nerv verletzt sein. Auch hier gilt, dass im Zweifel ein Arzt kontaktiert werden sollte.

Beim Schlag mit dem Hammer auf Finger oder Daumen: Wenn es keine offene Wunde ist, dann mit einem feuchten Tuch kühlen. Wenn der Schmerz oder die Schwellung nicht nachlässt, sollte auch hier eine Abklärung erfolgen, um ggf. Brüche auszuschließen. Auch ein Bluterguss unter dem Nagel sollte ärztlich abgeklärt werden.

Bei einem abgeschnittenen Finger: Falls mit der Kreissäge ein Finger abgetrennt wurde, ist schnelles Handeln erforderlich. Die Blutung am Stumpf muss mit einem Druckverband gestoppt werden. Das Fingerglied gehört trocken in eine Plastiktüte. Diese Tüte wird in eine weitere Plastiktüte gesteckt, die mit etwas Wasser und wenig Eis gefüllt ist. Das Fingerglied darf keinesfalls direkt mit Eis in Berührung kommen, sonst kann es zu thermischen Schädigungen am Gewebe kommen.

Beim Sturz auf den Rücken: Bei starken Schmerzen oder Bewusstlosigkeit sollte umgehend ein Rettungswagen gerufen werden, da es sich um eine Wirbelsäulenverletzung oder schwerere Kopfverletzung handeln kann.

Als besonders tückisch erweisen sich manchmal auch kleine Verletzungen, beispielsweise am Handteller oder am Fuß. Denn Keime können etwa bei einem Schnitt tief in die Wunde eindringen. Da sich die obere Hautschicht sofort wieder schließt, ist zwar äußerlich von der Wunde kaum noch etwas zu erkennen, aber in den unteren Gewebeschichten kann sich eine Infektion entwickeln und Knochen und Gewebe schädigen. Es ist deshalb ratsam, bei länger anhaltender Rötung, pochenden pulssynchronen Schmerzen oder Entzündungszeichen unbedingt den Facharzt aufzusuchen – auch in Corona-Zeiten.

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