Bei Babys, die vor der 32. Schwangerschaftswoche geboren wurden, fanden sich messbare Zusammenhänge zwischen Hautkontakt zu den Eltern und der Gehirnentwicklung. Besonders Gehirnregionen, die für das Gedächtnis und die Regulation von Emotionen und Stress zuständig sind, entwickelten sich bei viel Hautkontakt besser. Dabei galt: je mehr, desto besser. Das ist Ergebnis einer Studie mit 88 Frühchen, die im Durchschnitt etwa 1,2 Kilogramm leicht waren und zwei Monate im Krankenhaus blieben. Vor der Entlassung bekam jedes Baby einen Gehirnscan.
Was ist “Känguruen”?
Bei der Känguru-Methode liegt das Baby nur mit einer Windel bekleidet auf der nackten Brust der Mutter oder des Vaters. Dabei wird es mit einem warmen Tuch bedeckt. Dies hilft beiden Seiten, eine emotionale Bindung aufzubauen. Frühchen können dadurch die zu frühe Trennung von der Mutter zudem besser verarbeiten.
Bei Frühgeborenen, die „Känguruen“ durften, entwickelte sich das Gehirn in bestimmten Bereichen stärker als bei Babys mit weniger Hautkontakt. Hirnscans fanden Unterschiede vor allem in Bereichen, die mit dem Gedächtnis, mit Emotionen und dem Umgang mit Stress verbunden sind. Im Schnitt hatten die Familien ihre Babys einmal pro Tag besucht. Eine Känguru-Sitzung dauerte durchschnittlich etwa 70 Minuten. Sowohl die Dauer als auch die Anzahl der intensiven Hautkontakte spielten eine Rolle, wobei deren Länge bedeutender war.
Hautkontakt hat viele Vorteile für Babys
Studienautorin Dr. Katherine E. Travis vom Burke Neurological Institute in New York ordnete die Studienergebnisse in einer Mitteilung zur Veröffentlichung ein: „Hautkontakt bei Frühgeborenen hat nachweislich viele Vorteile. Frühere Studien brachten ihn mit verbesserter Bindung, Schlaf, Herz- und Lungenfunktion und Wachstum sowie mit weniger Schmerzen und Stress in Verbindung.
Unsere Ergebnisse untermauern die zunehmenden Hinweise darauf, dass die Entwicklung der weißen Gehirnsubstanz empfindlich auf die Erfahrungen eines Frühgeborenen im Krankenhaus reagiert. Hautkontakt bietet Frühgeborenen nicht nur familiäre Bindungen, sondern kann auch neue Verbindungen im Gehirn selbst fördern und so die Gehirngesundheit des Babys insgesamt verbessern.“
Quelle: DOI 10.1212/WNL.0000000000214138