Ohren- und Kopfschmerzen, nachdem man ein Hörgerät bekommen hat und was tun, wenn man schon vorher zu Ohrentzündungen neigt? Mit solchen Fragen kennt sich Eberhard Schmidt, Hörakustiker aus Regensburg und Präsident der Bundesinnung der Hörakustiker aus.
Ohren- und Kopfschmerzen: Kommt das vom Hörgerät?
Ohren- und Kopfschmerzen können vereinzelt in der Gewöhnungsphase an die Hörsysteme vorkommen, erklärt Schmidt. Das gilt besonders bei fortgeschrittener und spät behandelter Schwerhörigkeit, denn dann „hat das Hörzentrum im Gehirn längere Zeit keine oder nur wenige Impulse empfangen.“ Wenn dann wieder mehr Reize über den Hörnerv ins Gehirn gelangten, könne dies zur Reizüberflutung mit Stress, Erschöpfung oder Kopfschmerzen für den Träger führen.
Reizüberflutung durch Hören: Was tun?
„In solchen Fällen sollten die Hörsysteme dennoch regelmäßig weitergetragen werden, damit sich das Gehirn wieder an die Impulse gewöhnen kann. Erfahrungsgemäß lassen die Kopfschmerzen nach einer Weile von selbst nach“, erklärt Schmidt. Hörakustiker könnten aber auch den Wirkungsgrad des Hörsystems leicht heruntersetzen, etwa auf 90 Prozent. So ist eine gleitende Anpassung möglich, bei der dann über Monate hinweg die Leistung langsam wieder erhöht wird.
Hörakustiker richtige Adresse bei Ohren- und Kopfschmerzen
Schmidt empfiehlt einen Besuch beim Hörakustiker bei Ohren- und Kopfschmerzen. Er kann unter anderem helfen, wenn
- die Lautstärke nicht richtig eingestellt ist,
- das Ohrpassstück zu eng, zu groß oder nicht passend sitzt und Druckstellen verursacht,
- das Gerät auf den Knochen hinter der Ohrmuschel (Mastoid) drückt – was zu Hautreizungen oder Entzündungen führen kann.
Was tun bei Entzündungen im Ohr
Entzündungen im Ohr: Insbesondere Im-Ohr-Hörgeräte könnten Keime und Bakterien begünstigen, erklärt der Präsident der Innung. Denn dabei kommt es häufig zu einem Okklusionseffekt, bei dem sich Feuchtigkeit im Ohr sammeln kann. „Durch das Hörsystem wird der Gehörgang teilweise verschlossen und dadurch schlechter belüftet“, erläutert Schmidt. Daher sollten Hörsysteme nachts nicht getragen werden. So kann das Ohr belüftet bleiben, trocknen und sich die Haut regenerieren.
Hinter Ohrenschmerzen könnte aber zum Beispiel auch eine Mittelohrentzündung stecken. In dem Fall keine Hals-Nasen-Ohren-Arztpraxis helfen. Schmidt betont zudem: „Möglich ist auch, dass der Patient früher an einer Ohrerkrankung litt, die bei der Versorgung mit Hörsystemen berücksichtigt werden muss.“
Anfällig für Ohrenentzündungen? – Hörgerät besser täglich reinigen
Generell gilt: Wer anfällig für Ohrentzündungen ist, sollte seine Hörgeräte täglich reinigen. Denn so können Staub, Kosmetika oder Ohrenschmalz (Cerumen) sowie Bakterien und Keime entfernt werden. „Dafür eignet sich ein weiches, trockenes Tuch oder spezielle Reinigungstücher und Reinigungssprays, die es beim Hörakustiker gibt“, erklärt Schmidt. „Eine weitere Alternative kann der Einsatz einer Trockenbox sein, die mit UV-Licht arbeitet. Das UV-Licht wirkt desinfizierend, trocknet die Technik und schützt somit die Elektronik.“
Besser keine Reinigungs- oder Lösungsmittel
Hörsysteme sollten allerdings starker Feuchtigkeit fernbleiben, auch wenn moderne Hörsysteme in der Regel wasser- und schmutzabwesend seien. Auch auf Reinigungs- oder Lösungsmittel sollte verzichtet werden: Sie können Hörsysteme schädigen.