Intensivstationen haben keine freien Betten für kranke Kinder

NK | 01.12.2022

Lediglich 83 freie Betten gibt es aktuell noch auf Kinder-Intensivstationen in ganz Deutschland – das sind 0,75 freie Betten pro Klinik, also weniger als eines pro Standort. Intensivmediziner bezeichnen die Situation als katastrophal.
Intensivmediziner berichten von einer sehr kritischen Situation in deutschen Kinderkliniken. image.originalResource.properties.copyright

Neue Zahlen, die aus einer Umfrage der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) stammen, zeigen eine alarmierende Situation in deutschen: Die 110 Häuser, die an der Befragung teilgenommen haben, weisen insgesamt 607 Betten aus, von denen aber lediglich 367 Betten betrieben werden können. Grund für die Sperrung von knapp 40 Prozent der Intensivbetten für Kinder sei hauptsächlich der Personalmangel. Freie Betten gab es lediglich 83, das heißt durchschnittlich 0,75 Prozent freie Betten pro Klinik. 47 Kliniken melden null verfügbare Betten, 44 Kliniken ein freies Bett. 51 Kliniken berichten von abgelehnten Patientenanfragen: Jede zweite Klinik berichtete, dass sie in den vergangenen 24 Stunden mindestens ein Kind nicht für die Intensivmedizin annehmen konnten. „Diese Situation verschärft sich von Jahr zu Jahr und wird auf dem Rücken kritisch kranker Kinder ausgetragen“, konkretisiert DIVI-Generalsekretär und Kinder-Intensivmediziner Professor Florian Hoffmann die Situation.

Viele Kinder mit RSV auf Intensivstationen

Besonders viele Kinder liegen aktuell mit dem respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) auf den Intensivstationen, 138 insgesamt. „Die RSV-Welle baut sich immer weiter auf und macht bei vielen Kindern die Behandlung mit Atemunterstützung notwendig. Wir können Stand heute davon ausgehen, dass es zu dieser Behandlung nicht genügend Kinder-Intensivbetten gibt“, sagte Professor Sebastian Brenner, DIVI-Kongresspräsident und Bereichsleiter der interdisziplinären Pädiatrischen Intensivmedizin im Fachbereich Neonatologie und Pädiatrischen Intensivmedizin der Unikinderklinik Dresden.

„Das ist eine katastrophale Situation, anders ist es nicht zu bezeichnen“, so DIVI-Generalsekretär Hoffmann. Er fordert daher unter anderem eine Verbesserung der Arbeits- und Ausbildungsbedingungen in der Kinderkrankenpflege. „Pflegekräfte müssen es sich leisten können, dort zu wohnen, wo sie arbeiten“, so Hoffmann. Dafür brauche es unter anderem eine deutlich bessere Bezahlung der Pflegekräfte. Um Nachwuchsmangel entgegenzuwirken, müssten Kinderkliniken zudem verpflichtet werden, Kinderkrankenpfleger auszubilden. Zudem fordert die DIVI einen Aufbau telemedizinischer Netzwerke, damit sich die Kliniken untereinander austauschen können. Das trägt dazu bei, dass alle kranken Kinder die gleiche Qualität bei der Behandlung erhalten.  „Wir alle wünschen uns die bestmögliche Versorgung schwer kranker Kinder – das muss für uns gesellschaftlich selbstverständlich werden – denn Kinder sind unsere Zukunft“, ergänzt Brenner.