GesundheitspolitikArzneimittel

Apotheker warnen vor Versorgungschaos

PZ/NK  |  14.03.2023

Die Standesvertretung der Apotheken in Deutschland hat heute auf einer Bundespressekonferenz auf ein drohendes Versorgungschaos hingewiesen. Dabei ging es unter anderem um Lieferengpässe bei Arzneimitteln, die seit Jahren stetig zunehmen und Apotheken vor große Herausforderungen stellen.

Apothekerin
Ein benötigtes Medikament ist nicht erhältlich: Das ist in vielen Apotheken Alltag und könnte künftig für noch mehr Probleme sorgen.
© zamrznutitonovi/iStockphoto

Mit deutlichen Worten hat sich die Spitze der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V. am heutigen Dienstagvormittag an die Presse gewandt. ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening und ABDA-Geschäftsführer (Pharmazie) Professor Martin Schulz beschwerten sich insbesondere über das von der Ampel-Koalition geplante Lieferengpass-Gesetz. Im ersten Entwurf des Gesetzes sollen die während der Pandemie eingeführten Austauschfreiheiten für Apotheken zwar verstetigt, allerdings gleichzeitig an eine Arzneimittel-Liste beim BfArM gebunden werden. Overwiening erinnerte mehrfach daran, dass sich die Lieferengpass-Situation in den vergangenen drei Jahren, seitdem die Austauschfreiheiten gelten, dramatisch verschärft hat. 

"Kranke Kinder müssen zurück in die Arztpraxis geschickt werden"

Dass die Austauschfreiheiten laut Entwurf voraussichtlich ab August an die sogenannte BfArM-Liste geknüpft werden sollen, werde laut ABDA zu großen Problemen in der Praxis führen: Dadurch, dass die schwer verfügbaren Fiebersäfte beispielsweise nicht auf der BfArM-Liste stehen, hätten die Apotheken nach den neuen, von der Ampel-Koalition geplanten Regelungen keine Versorgungsmöglichkeiten mehr. Die kranken Kinder müssten gemeinsam mit ihren Eltern zurück in die Praxen geschickt werden. „Den Patienten und uns droht möglicherwiese das größte Versorgungschaos in der Geschichte der Bundesrepublik", warnt Overwiening.

Auch ABDA-Geschäftsführer Martin Schulz erneuerte seine Kritik an der BfArM-Liste. Schulz ist selbst Mitglied des Beirates im BfArM, der sich mit den Lieferengpässen beschäftigt. „Die Liste, wenn es sie denn überhaupt gibt, hat mit der Versorgungsrealität nichts zu tun“, so Schulz. Der Pharmazie-Geschäftsführer kritisierte unter anderem, dass die Hersteller-Meldungen für die Engpass-Liste freiwillig sind. Schmerzmittel, wie etwa Fiebersäfte für Kinder, seien nicht aufgeführt. Und da die Liste nicht in den Warenwirtschaftssystemen der Apotheken aufrufbar ist, müssten die Apothekenteams vor jedem Austausch auf der Seite des BfArM nachschauen. Die geplanten Regelungen seien also „bürokratischer Irrsinn“, so Schulz.

Apotheker protestieren weiter

Dass die Anfang April auslaufenden Austauschfreiheiten nun kurzfristig bis Ende Juli verlängert werden sollen, begrüßte die ABDA-Spitze. Trotzdem will die Standesvertretung der Apotheker ihre Proteste gegen das geplante Lieferengpass-Gesetz nicht einstellen. Overwiening forderte, dass die Austauschfreiheiten für alle Arzneimittel dauerhaft verstetigt werden sollen. Außerdem müsse es für das Engpass-Management der Apotheken eine angemessene Pauschale geben. Schließlich erhielten die Apotheken für ihren Aufwand derzeit gar nichts. In Verbindung mit der durch den gestiegenen Kassenabschlag erfolgten Honorar-Absenkung betreibe die Ampel-Koalition derzeit eine Politik, die die Apotheken schwäche. Die Standesvertretung werde daher weiter protestieren: „Wir werden laut werden. Wir werden die Politik und die Öffentlichkeit konfrontieren und immer wieder auf uns hinweisen. Wir werden die Arzneimittelversorgung ins politische Spielfeld holen. Am Ende soll sich niemand wegducken können und sagen, er oder sie habe von nichts gewusst“, so Overwiening.

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