Ihre Gedichte und Songtexte sprechen jüngere wie ältere Menschen an. Hier berichtet Julia Engelmann über die heilsame Kraft des Schreibens und wie ihre Gedichte entstehen.
Julia Engelmann: Das ist gar nicht so leicht zu sagen. Der erste Gedanke taucht oft ganz zufällig irgendwo auf. Dann notiere ich ihn mir, und wenn ich anschließend merke, dass mich das Thema beschäftigt, es mich berührt oder mir viel dazu einfällt, dann braucht es einfach Zeit und Arbeit. Für mich heißt schreiben nie, sofort ein Gedicht zu schreiben. Es geht vielmehr darum, sich den Raum zu geben, um einmal zu schauen, was so in einem herumschwirrt.
Engelmann: Nein, aber es gibt einen Text von Rilke, der mich seit Jahren begleitet, und den ich in meinem engeren Umfeld schon jedem, der in einer Krise war, vorgelesen habe. Er heißt "Über die Geduld", und es geht darin um Veränderung, Zuversicht und nicht zu drängen. Nicht partout sofort alle Antworten finden zu wollen, sondern die Fragen zu leben. Dann lebt man eines Tages von ganz allein in die Antworten hinein. Diesen Ansatz finde ich schön.
Engelmann: Und Fragen finden. Ich denke, dass alles, was unangenehme Gefühle in einem auslöst, wie Druck, Neid oder Sehnsucht, Wegweiser sind. Daraus lassen sich Fragen formulieren. Warum fühle ich mich so? Nach was sehne ich mich? Was will ich? Die Umwandlung in Fragen ist aus meiner Sicht ein produktiver Umgang mit solchen Gefühlen. So lässt sich Druck in Energie umwandeln.
Engelmann: Splitter ist nach sechs Jahren mein zweites Album. Ich habe mich verändert seitdem, und ich glaube, das hört man. Es geht um ähnliche Themen aus neuen Blickwinkeln: Freundschaft, Liebe, Sehnsucht. Bei meiner Tour gibt es Musik und Gedichte im Wechsel. Ich habe eine fantastische Band – einen Schlagzeuger, einen Bassisten und eine Pianistin – und freue mich schon sehr darauf, das Programm mit ihnen auf die Bühne zu bringen.
Engelmann: Auf jeden Fall, Schreiben hat etwas Heilsames. Wenn man etwas versprachlichen, also in Worte fassen kann, kann das sehr entlastend sein. Dass Schreiben beim Verarbeiten hilft, belegen auch Studien. Bei meinen Schreib-Workshops handelt es sich zudem um einen wertfreien Raum. Es gibt kein Richtig und am Ende hat einer gewonnen. Niemand muss das, was er geschrieben hat, teilen. Es ist etwas sehr Intimes, Persönliches, Geschütztes. Ich erlebe Menschen, die sagen: ›Ich habe noch nie geschrieben, und eigentlich weiß ich gar nicht, ob ich mir da heute etwas von erhoffe.‹ Und manchmal sind das genau die, die am Ende den Stift gar nicht absetzen wollen. Gebe ich Feedback, ist es ein bestärkendes, zum Beispiel, wenn jemand schöne Worte gefunden hat. Es ist ein ›Ich höre dich, ich nehme dich wahr‹.
Engelmann: Ja, ich habe schon das ein oder andere mitgemacht, Pfeiffersches Drüsenfieber zum Beispiel. So etwas erfordert viel Geduld und erinnert einen daran, dass gesund zu sein nicht selbstverständlich ist.
Engelmann: Der Hauptgrund war eigentlich eher oberflächlich: Ich hatte schlechte Haut, und ein Arzt riet mir, auf Zucker, Weizen und Milch zu verzichten. Das habe ich ein Jahr lang streng durchgezogen. Es hat mir gutgetan. Gleichzeitig finde ich rückblickend, dass alles, was sehr radikal ist, auch zur unnötigen Bürde werden kann. Heute verzichte ich nicht mehr, sondern versuche vielmehr, eine Balance zu finden.
Engelmann: Ja, zwei sogar. Eine in meiner Straße und eine bei meinen Eltern. Die Apothekerin dort ist sehr nett, und man kann sie wirklich nach allem fragen. Das finde ich auch das Schönste, dass man – ich möchte jetzt nicht sagen, einen kompletten − Lebensrat bekommt, aber dass man mit verschiedenen Anliegen kommen kann und gehört wird.
Vielen Dank für das Gespräch!
Die Fragen stellte Hanke Huber.
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