Beatrice Egli: "Jeder Tag hat Gutes in sich!"

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Vor zehn Jahren gewann Beatrice Egli die TV-Show "Deutschland sucht den Superstar". Seitdem ist aus ihr tatsächlich ein Superstar des deutschen Schlagers geworden. Im Interview berichtet sie, wie he rausfordernd die vergangenen Jahre für sie waren und was sie erdet.

Beatrice Egli
Beatrice Egli absolvierte eine Friseurlehre und eine Schauspielausbildung, bevor sie als Sängerin durchstartete.
© Michael de Boer

Was ist Ihr absolutes Highlight aus den vergangenen zehn Jahren?

Mein absolutes Highlight ist es, nach diesen 10 Jahren immer noch das zu machen, was ich so sehr liebe. Ich bin voller Dankbarkeit für den Weg, den ich gegangen bin und der mich dorthin gebracht hat, wo ich heute stehe. Es ist etwas ganz Kostbares, seine Berufung gefunden zu haben und sie so ausleben zu dürfen, wie ich es momentan darf.

Vor einigen Jahren gab es einen Punkt, da wurde Ihnen das alles zu viel. Wie hat sich diese Überforderung bei Ihnen geäußert?

Ich dachte immer "das wird ja alles ganz schnell wieder vorbei sein", also habe ich mich kopfüber in alles gestürzt, um nichts zu verpassen. Ich habe aus vollem Herzen zu allen Angeboten JA gesagt, weil ich glaubte, es sei eine einmalige Chance, die es nicht zu verpassen galt. Doch bei aller Liebe und Freude habe ich etwas zu wenig auf meinen Körper gehört, denn Ruhephasen gab es einfach nicht. Und selbst wenn es ruhig wurde, wurde ich unruhig und habe alles darangesetzt, dass es nicht still wird. Rückblickend kann ich sagen, dass ich zu der Zeit an meine Grenzen gegangen bin. Habe diese spüren und somit mich selbst besser kennengelernt und teile mir durch diese Erfahrungen heute meine Zeit anders ein. Ich habe gelernt, auch mal nein zu sagen, für mich einzustehen und mir eine Ruhephase einzugestehen. Denn bei aller Liebe zu meinem Beruf, bin ich einfach nur ein Mensch, der auch mal Momente der Erholung braucht. Das anzunehmen, ist ein ständiger Prozess, da ich eben meine Arbeit, beziehungsweise meine Berufung so liebe und ich dadurch immer wieder auslote, was möglich ist. Wie weit ich gehen kann. Eine große Veränderung, Hilfe und Unterstützung in diesem Prozess ist mein neues Team, welches sehr behutsam meine Zeit um mich herum managet. Das ist so viel wert.

Was können Sie anderen raten, die sich in ihrem Leben überfordert fühlen?

Ich kann aus vollem Herzen raten, sich dieses Gefühl als allererstes einzugestehen und anzunehmen. Sich selbst zu reflektieren. Mit Menschen zu sprechen, die dein Herz sehen und außerhalb des Berufs einfach das Beste für dich wollen. Ein großer Schritt ist dann, den Mut zu haben, seine eigenen Grenzen zu ziehen und für diese einzustehen. Zu definieren, bis wohin kann ich gerade gehen, wo sage ich »Stopp« oder wo »jetzt nicht, aber gern ein andermal«. Auf sich selbst zu hören, dem Herzen zu folgen und Entscheidungen zu treffen, die vielleicht von manchen im Außen nicht nachvollzogen werden können, ist dabei sehr wichtig. Denn wenn der Preis, es allen recht machen zu wollen, die eigene Gesundheit ist, muss sich etwas ändern. Heute sage ich einmal öfter nein – was aber ein ja zu mir selbst und der Zeit mit mir allein ist. Erfolg bedeutet für mich, mit mir selbst in Balance zu sein. Frei zu sein. Und immer mal wieder eine kleine Portion Glück zu finden.

In der CD-Box zu Ihrem neuen Album ist ein Dankbarkeitstagebuch enthalten. Für welche Dinge sind Sie dankbar an einem ganz normalen Tag?

Ich führe seit vielen Jahren Dankbarkeitstagebücher. Vorm Schlafengehen. Meine letzten Gedanken am Abend sind somit immer die guten – die, wofür ich heute dankbar bin. Jeder Tag hat Gutes in sich. Wenn du sie aufschreibst, hältst du sie fest und somit am Guten fest. Es sind ganz oft die kleinen Dinge: Mal ist es eine Begegnung des Tages, mal das Wetter, mal die Menschen, die mich durch den Tag getragen oder unterstützt haben, mal ein feines Essen, eine überraschende Nachricht, Freundlichkeit, die mir begegnet ist, mal einfach, dass ich so leicht durch den Tag kam oder auch einfach, dass das Bett, in dem ich gerade liege, so bequem ist. So einfache und banale Dinge, die aber doch so kostbar sind.

In Ihrem Lied „Neuanfang“ geht es darum, sich neu zu erfinden. Spiegelt das gerade Ihre aktuelle Lebenssituation?

Den Neuanfang habe ich bereits im letzten Jahr begonnen und 2023 dann vieles hinter mir gelassen. Nach zehn Jahren wollte ich nochmal einen neuen Weg einschlagen. Neues Produzenten-Team, neues Management, neue Plattenfirma. Es sind so viele wunderbare neue Menschen in mein Leben gekommen, nachdem ich mich getraut habe, Altbewährtes loszulassen. Es war ein sehr emotionaler Weg dorthin und auch das Losalassen ein stetiger Prozess, doch nun fühle ich mich so leicht und beflügelt wie nie. Ich bin herzgesteuert meinen Weg gegangen und spüre jeden Tag aufs Neue, dass dies der einzig richtige Weg ist.

Wie ist der Titel Ihres neuen Albums "Balance" in dem Zusammenhang zu verstehen?

Dieses Album beschreibt mein Leben. Ich gehe volles Risiko, wage einen Neuanfang und gehe herzgesteuert durchs Leben. Ich war und bin immer neugierig auf alles, was noch kommt. Ich bin voller Energie und Freude, aber genauso brauche ich die ruhigen Momente im Leben. Diese Balance zu finden und zu halten, ist eine große Aufgabe. Doch die Musik ist es, die mich nach intensiven Zeiten immer wieder erdet und mir zeigt, worauf es im Leben ankommt. Nämlich genau auf diese Balance. Daher ist das vielleicht nicht nur der Titel meines neuen Albums, sondern auch der meines Lebens.

Vielen fällt es schwer, hin und wieder Gewohntes zu hinterfragen und einen Schritt in unbekanntes Terrain zu wagen. Wie würden Sie diese Menschen dazu ermutigen?

"Vertrauen" ist ein großes Wort mit sehr viel Kraft. Ich bin der tiefen Überzeugung, dass das Wichtigste im Leben ist, auf sich selbst zu vertrauen. Sich selbst all das zu geben, was man im Außen sucht oder sich wünscht. Mutig und selbstbestimmt durchs Leben zu gehen, Neues zu wagen und die Möglichkeiten zu entdecken, die das Leben für einen parat hält, ist etwas Wundervolles. In jedem von uns schlummern so viele Chancen. Darauf zu vertrauen, dass egal, was passiert, es immer weiter geht, ist ein wunderschöner, hilfreicher Gedanke. Und dann: einfach machen.

Big Band Sound, Singer Songwriter Pop, Folk-Music, Hip-hop: Könnten Sie sich vorstellen, auch andere Musikstile auszuprobieren?

Für mein neues Album arbeite ich aktuell viel mit HipHop- und Popmusikern zusammen und das macht so Spaß. Und doch ist allen im Raum immer klar: sobald ich anfange zu singen, wird jeder Song zum Schlager. Und so soll es ja auch bleiben. Jedoch liebe ich all diese neuen Einflüsse aus verschiedenen Genres und freue mich, dass es die ein oder anderen musikalischen Überraschungen auf meinem Album zu hören geben wird. Und trotzdem wird man hören: Das ist immer noch Beatrice Egli. Die Schlagersängerin. Denn das bin ich, das liebe ich und das lebe ich mit jedem Ton.

Sie haben vor einigen Jahren das Matterhorn bestiegen. Wie lange und wie hart mussten Sie dafür trainieren?

Für mich war die Besteigung des Matterhorns ein Moment fürs Leben. Ein Jahr lang hartes Training. Ich habe mich noch besser kennengelernt, viele mentale Stärken trainiert und bin als Frau über mich hinausgewachsen. Mit jedem Schritt auf diesem über 4000m hohen Berg, bei dem die Luft immer dünner wurde, setzte sich so eine mentale Kraft frei. Ich bin immer in meinem Tempo und bei mir geblieben, und mein Herz hat mich zu jeder Zeit bestärkt, hier etwas ganz Großes zu schaffen. Beim Klettern am Todesberg zählt nur der Moment: nur der nächste Schritt, der nächste Griff. Nicht das, was schon hinter mir oder wie viel noch vor mir liegt. »Der Weg ist das Ziel« – diesen Spruch kannte ich natürlich. Doch da habe ich ihn zum ersten Mal gefühlt und gelebt. Und dieses Gefühl habe ich mir bewahrt und mitgenommen in mein weiteres Leben. Es gibt zum Beispiel Momente, wie kurz vor Showbeginn, in denen mich das Adrenalin überrollt. Dann denke ich an diese Momente bei der Besteigung des Matterhorns zurück und diese Gedanken daran, wie ich es geschafft habe, setzen sofort eine riesige Kraft in mir frei.

Wie wird es in den nächsten 10 Jahren bei Beatrice Egli weitergehen?

Ich wünsche mir, dass ich mein Leben in Gesundheit und Freude selbstbestimmt gestalten darf. Dass ich weiterhin das machen darf, wonach mein Herz sich sehnt und wohin es mich leitet. Zurzeit ist es die Musik und das Moderieren, was mich erfüllt. Ich freue mich auf viele weitere Erlebnisse und Erfahrungen, die ich machen darf. Aktuell freue ich mich auf meine nächste Tour Ende des Jahres, denn all die Musik, die wir nun seit Längerem hinter verschlossenen Türen vorbereiten dann endlich live mit Band auf die Bühne zu bringen und gemeinsam mit meinem Publikum zu feiern, ist eins der schönsten Gefühle überhaupt. Doch was danach kommt, das weiß nur mein Herz.

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Rüdiger Freund.

Beatrice Egli wurde 1988 in Lachen in der Schweiz geboren. Sie absolvierte eine Friseurlehre und eine Schauspielausbildung, bevor sie als Sängerin durchstartete. Dieser Tage erscheint ihr zehntes Album "Balance".

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