Knorpel: Was ihm guttut, was ihm schadet

Dr. Frank Schäfer

Unser Körper möchte aktiv sein. Das gilt auch für den Gelenkknorpel. Erfahren Sie, warum er Bewegung braucht, welche ihm guttut und welche eher nicht.

Mann, hält sich sein Knie.
Um Knorpel gesund zu erhalten, braucht er Bewegung.
© AND-ONE/iStockphoto

Weiß und glatt: So sieht gesunder Knorpel aus. In Gelenken sorgt er dafür, dass sie sich ohne größere Widerstände bewegen lassen. Bei Belastung verformt er sich, Gelenkflüssigkeit wird herausgedrückt. Bei Entlastung geht diese wieder in den Knorpel, die Verformung bildet sich zurück. Warum das für die Ernährung des Knorpelgewebes eine wichtige Rolle spielt, erklärt Professorin Dr. Anja Niehoff vom Institut für Biomechanik und Orthopädie der Deutschen Sporthochschule Köln: "Gelenkknorpel besitzt keine Blutgefäße, die ihn ernähren. Versorgt wird er über Gelenkflüssigkeit, die sich im Gelenkspalt zwischen beiden Gelenkflächen befindet. Bewegung be-und entlastet den Gelenkknorpel, was bei Entlastung dazu führt, dass Gelenkflüssigkeit in den Knorpel hineinläuft und Nährstoffe durch Diffusion ins Gewebe abgibt. Bei Belastung fließen Abfallprodukte mit der Gelenkflüssigkeit aus dem Knorpel heraus."

Was guttut, was nicht

Für seine Versorgung muss Knorpel also "durchgewalkt" werden. Doch nicht jede Art von Bewegung hilft gleich gut. Niehoff : "Generell ist Bewegung essenziell für einen gesunden Gelenkknorpel. Zu wenig oder keine Bewegung schadet ihm. Bei körperlicher Aktivität sollte aber auf die richtige Technik und gute Vorbereitung geachtet werden. Eine Über- oder Fehlbelastung kann Gelenkknorpel schädigen, besonders wenn das Gelenk vorgeschädigt war, etwa durch Verletzungen der Menisken oder Kreuzbänder im Kniegelenk." Will man Gelenke gesund erhalten, empfiehlt die Expertin, Sportarten zu meiden, die ein höheres Verletzungsrisiko und/oder eine Überbelastung für den Gelenkknorpel beinhalten. Dazu zählen Sportarten mit abrupten Richtungswechseln, plötzlichem Abstoppen und hohen stoßartigen Belastungen wie Fußball, Basketball oder Squash. "Es sollte auch vermieden werden, als Untrainierter direkt mit hohen Belastungen in großen Umfängen zu trainieren."

Doch welche Art von Bewegung aktiviert den Knorpel am besten? "Insgesamt deuten wissenschaftliche Untersuchungen darauf hin, dass eine moderate, regelmäßige und gelenkschonende Belastung gut für den Gelenkknorpel ist", so Niehoff . Schwimmen und Radfahren sind Beispiele dafür. "Auf Dauer wirkt sich Sport positiv auf die Gelenke aus, da er zur Kräftigung der Muskulatur und einer Steigerung koordinativer Fähigkeiten führt, sodass die Gelenke stabilisiert werden. Zu vermeiden sind exzessive, hohe stoßförmige oder einseitige Belastungen." Niehoff weist zudem auf die Bedeutung von Gelenkfehlstellungen hin, da sie das Risiko von Knorpelschäden steigern. "Eine Gelenkfehlstellung und deren Schweregrad sollte daher grundsätzlich ärztlich abgeklärt werden. Dazu gehört eine Beratung, welcher Sport ausgeübt werden kann und unter welchen Bedingungen, ob zum Beispiel orthopädische Hilfsmittel wie Bandagen beim Sporttreiben getragen werden sollen." 

Aufs Gewicht achten

Nicht nur mehr Bewegung vornehmlich in Form von Ausdauersport und viel Alltagsaktivität bekommen den Gelenken, sondern auch der Abbau von Übergewicht. Niehoff : "Übergewicht führt zu einer höheren mechanischen Belastung der Gelenke. Ein höheres Körpergewicht muss von den Gelenken getragen werden. Aber auch das vermehrte Fettgewebe an sich kann für den Gelenkknorpel gefährlich werden, da Fettzellen Botenstoffe ausschütten, die entzündliche Reaktionen im Körper fördern und auch eine Arthrose begünstigen oder gar beschleunigen."

Geschädigten Gelenkknorpel kann der Körper kaum reparieren. Doch auch dann hilft Bewegung. "Das hängt natürlich vom Grad der Schädigung und daraus resultierenden Schmerzen ab und lässt sich kaum allgemein sagen. Aber auch ein geschädigtes, schmerzendes Gelenk gilt es möglichst zu bewegen, um den Stoff wechsel des Gewebes aufrechtzuerhalten. Keine oder wenig Bewegung würde den Gelenkknorpel eher weiter schädigen. Man sollte versuchen, das geschädigte Gelenk schonend und mit niedriger Belastung zu bewegen."

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