Krebs: Warum der Schutz vor HPV auch den Mund betrifft

Elisabeth Kerler  |  16.07.2025 10:00 Uhr

Humane Papilloma-Viren können Krebs in der Gebärmutter auszulösen, aber auch im Mund-Rachen-Raum. Der Zusammenhang zwischen HPV in der Gebärmutter und im Mund wurde bisher unterschätzt, so eine Studie. Die Impfung schützt aber vor beidem.

Junge Frau und Mann bekleidet im Bett, er beugt sich über sie.
Viele Frauen stecken ihre Partner mit HPV an und werden dann selbst erneut infiziert: Frauen mit HPV in der Gebärmutter haben auch häufiger die Viren im Mund. Das Virus kann etwa bei Oralsex vom Genitalbereich in den Mund gelangen.
© nd3000/iStockphoto

Das humane Papillomavirus (HPV) ist bekannt als Hauptursache für Gebärmutterhalskrebs. Doch HPV kann auch Krebs auslösen an Vagina, Vulva, Anus, Penis und dem Oropharynx, dem mittleren Bereich der Kehle hinter dem Mund. Tatsächlich zählen HPV-Infektionen zu den Hauptverursachern von Oropharynx-Krebs, insbesondere an der Basis der Zunge und an den Mandeln. Darauf weist die Semmelweis Universität in Budapest hin. Ein Forschungsteam dort hat 41 Studien mit Daten von mehr 5.000 Frauen aus fünf Kontinenten ausgewertet. Das Ergebnis: Der Zusammenhang zwischen HPV in der Gebärmutter und im Mund-Rachen-Raum wurde bisher wohl unterschätzt. 

Ergebnisse der Forschung

Frauen mit einer HPV-Infektion am Gebärmutterhals tragen mehr als doppelt so häufig auch HPV im Mund. Konkret wurde bei jeder achten Frau mit HPV in der Gebärmutterschleimhaut auch HPV im Mund nachgewiesen (13 Prozent) – bei Frauen ohne Gebärmutter-HPV war es nur eine von 25 (4 Prozent). Der Anteil lag bei Frauen, die zusätzlich zur HPV-Infektion in der Gebärmutter einen auffälligen Zellabstrich hatten, noch höher: Hier war etwas mehr als jede sechste Frau betroffen (17 Prozent).

Unbemerkte Infektion

„Eine HPV-Infektion in der Gebärmutter kann ein Warnsignal für ein breiteres Infektionsrisiko sein“, erklärt Dr. Noémi Katinka Rózsa, die Leiterin der Studie, in einer Mitteilung zur Veröffentlichung. Das Heimtückische: Meist bleibt HPV im Mund unbemerkt, denn es verursacht zunächst keine Symptome. HPV gilt als häufigste, sexuell übertragbare Infektion, die geschätzt 630 Millionen Menschen betrifft. Etwa 5 Prozent als Krebserkrankungen lassen sich auf die Viren zurückführen, heißt es in der Studie. 

Wie kann sich das Virus ausbreiten?

HPV wird hauptsächlich durch sexuellen Kontakt übertragen. Das Virus kann zum Beispiel bei Oralverkehr vom Genitalbereich in den Mund gelangen. Viele Frauen stecken dabei ihre Partner an und werden dann selbst erneut infiziert. In manchen Fällen tragen Männer den Erreger auch aus früheren Beziehungen weiter, schreiben die Studienautoren. Zwar konzentrierte sich die Studie nicht auf Männer, aber sie erkrankten etwa vier Mal häufiger als Frauen an HPV-bedingten Mund- und Rachenkrebsarten. Eine mögliche Erklärung: Die Virenkonzentration in der Gebärmutterschleimhaut sei sehr viel höher als im Penis. So wären heterosexuelle Männer dem Virus beim Oralverkehr stärker ausgesetzt.

Impfung bietet den besten Schutz

Fast alle sexuell aktiven Menschen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit dem Virus. Häufig vergeht die Infektion wieder von selbst – doch wenn nicht, kann das Virus Krebserkrankungen auslösen. “Die HPV-Impfung bietet einen bis zu 90-prozentigen Schutz gegen das Virus für mindestens 15 Jahre”, betont Dr. Nándor Ács, Co-Autor der Studie. Die amerikanische FDA habe 2006 die erste HPV-Impfung zugelassen, seit 2020 sogar für die Vorbeugung von Kopf-Hals-Tumoren. Trotzdem liegt die Impfquote weltweit noch zu niedrig – zwischen 29 und 60 Prozent, je nach Region. Das Ziel der Weltgesundheitsorganisation WHO liegt bei 80 bis 90 Prozent.

Quelle: DOI 10.1177/00220345251337071

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