Lamivudin: HIV-Medikament bessert Sehvermögen bei diabetischem Makulaödem

ZOU  |  12.06.2025 11:56 Uhr

Das HIV-Medikament Lamivudin könnte eine neue, schonendere Behandlungsoption für Millionen von Menschen mit diabetischem Makulaödem (DMÖ) sein. Das DMÖ kann unbehandelt zu erheblichen Sehbeeinträchtigungen bis hin zur Erblindung führen.

Ältere Frau bei der Augenuntersuchung
Das DMÖ ist eine Komplikation bei etwa jedem 14. Diabetiker, die mit Flüssigkeitsansammlungen in der Netzhaut des Auges einhergeht.
© Drazen Zigic/iStockphoto

Tablette könnte Augeninjektionen ersetzen

Lamivudin kann das Sehvermögen von Menschen mit DMÖ effektiver und deutlich kostengünstiger verbessern als bestehende Behandlungen. Das zeigt eine klinische Studie in dem Fachmagazin „Med“. Ein weiterer großer Vorteil für Patienten: Das Medikament wird als Tablette eingenommen und könnte monatliche Injektionen direkt ins Auge ersparen.

Besseres Sehvermögen ab der ersten Anwendung

Bei Teilnehmenden, die Lamivudin erhielten, verbesserte sich das Sehvermögen schon vor den ersten Augeninjektionen deutlich: Sie konnten auf einer Sehtafel 9,8 Buchstaben mehr lesen, während sich das Sehvermögen bei jenen, die ein Placebo bekamen, um 1,8 Buchstaben verschlechtert hatte. Einen Monat nach Erhalt der Augeninjektionen konnten diejenigen, die Lamivudin bekamen, 16,9 Buchstaben mehr lesen, in der Placebogruppe, die nur mit Augeninjektionen behandelt worden waren, waren es nur 5,3 Buchstaben mehr.

Allein oder in Kombination wirksam

Die Ergebnisse deuten an, dass Lamivudin sowohl allein als auch in Kombination mit Augeninjektionen wirksam sein könnte. Um dies zu bestätigen, sind jedoch weitere und größere Studien nötig. Dafür hat die Forschungsgruppe bereits eine modifizierte Version von Lamivudin entwickelt, die dieselben Wirkungen im Auge entfaltet und weniger Nebenwirkungen hat. 

Lebensverändernde Therapieoption

Das DMÖ ist eine Komplikation bei etwa jedem 14. Diabetiker, die mit Flüssigkeitsansammlungen in der Netzhaut des Auges einhergeht. Lamivudin könnte in vielen Regionen der Welt mit schlechtem Zugang zu Fachärzten lebensverändernd für Betroffene sein: „Eine orale Tablette für 20 Dollar oder weniger im Monat verbessert das Sehvermögen genauso stark oder sogar stärker als Injektionen ins Auge, die bis zu 2.000 Dollar pro Monat kosten“, sagte Dr. Jayakrishna Ambati von der Universität Virginia in Charlottesville (USA).

Quelle: DOI 10.1016/j.medj.2025.100747

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