EMA beruhigt: Keine neuen Risiken belegt
„Paracetamol bleibt eine wichtige Therapieoption für schwangere Frauen bei Schmerzen und Fieber“, sagte Dr. Steffen Thirstrup, Chief Medical Officer der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA). Die Empfehlung seiner Behörde stütze sich auf eine gründliche Beurteilung der verfügbaren wissenschaftlichen Daten. Sie habe keine stichhaltigen Nachweise dafür gefunden, dass die Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft Autismus bei Kindern verursacht, so Thirstrup in einer Mitteilung der EMA, in der es außerdem heißt: Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gebe es keine neuen Anhaltspunkte, die Änderungen der in der EU geltenden Anwendungsempfehlungen erforderlich machen würden.
Warnung des US-Präsidenten
Der Name des amtierenden US-Präsidenten wird in der EMA-Verlautbarung zwar nicht genannt, doch es ist klar, dass diese eine Reaktion auf dessen jüngste Äußerungen darstellt. Trump hatte vor Journalisten davor gewarnt, dass Schwangere Paracetamol einnehmen. Dies sei „nicht gut“, denn es verursache Autismus. Die Fallzahlen von Autismus-Betroffenen seien in den USA zuletzt stark gestiegen, heißt es in einem Statement des Weißen Hauses. Mit seiner Warnung wolle der Präsident dagegen vorgehen.
Tatsächlich lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschließend sagen, ob eine Paracetamol-Anwendung in der Schwangerschaft das genannte Risiko birgt. Die letzte große Metaanalyse zu dem Thema fand zwar Hinweise auf einen Zusammenhang, doch stellt auch sie keinen Beweis dar, dass Paracetamol direkt Entwicklungsstörungen verursacht. Solche Zusammenhänge können auch durch andere Eigenschaften der Studienteilnehmer verursacht sein - nicht unbedingt durch das Medikament selbst.
Expertenrat: Dosierung beachten
Die EMA betont, dass Paracetamol bei Bedarf weiterhin in der Schwangerschaft angewendet werden könne. Wie bei jedem anderen Medikament solle die Anwendung prinzipiell nach dem Grundsatz erfolgen:
- nur wenn nötig,
- in der geringstmöglichen wirksamen Dosis,
- und nicht länger als unbedingt erforderlich.
Bei Embryotox, dem Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Berliner Charité, heißt es, Paracetamol zähle bei medikamentös behandlungsbedürftigen Schmerzen und bei hohem Fieber in allen Phasen der Schwangerschaft zu den Mitteln der Wahl. In jedem Fall besprechen Schwangere, die ein Medikament benötigen, die Risiken vorher mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt.