Präsentismus-Studie: Krank arbeiten kann langfristig erschöpfen

Elisabeth Kerler  |  10.11.2025 07:02 Uhr

Wer krank arbeitet, bleibt länger müde und erschöpft. Forschende aus Chemnitz, Groningen und Bonn warnen vor den Folgen von Präsentismus im Berufsalltag.

Junger Mann putzt sich im Büro die Nase. Vor ihm liegt bereits ein benutztes Taschentuch.
Wer regelmäßig krank arbeitet, könnte in eine Spirale aus Erschöpfung und Überlastung geraten, warnt ein Forscher.
© anatoliycherkas/iStockphoto

Wer trotz gesundheitlicher Beschwerden arbeitet, ist deutlich länger erschöpft als bislang angenommen. Das ist das Ergebnis einer Studie der Technischen Universität Chemnitz, der Universität Groningen und der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Dazu führte ein Forschungsteam eine Studie zum als Präsentismus bekannten Phänomen durch. 

16 Wochen lang Tagebuch zu Präsentismus und Erschöpfung geführt

Dafür haben 123 Berufstätige bis zu 16 Wochen lang Tagebuch dazu geführt, ob sie trotz Krankheit gearbeitet hatten und wie erschöpft sie sich fühlten. So fanden sie heraus: In der Zeit, in der Beschäftigte krank zur Arbeit gingen, stieg ihr Erschöpfungslevel deutlich an. Auch in den folgenden Wochen blieb es erhöht. „Wer krank arbeitet, braucht also wesentlich länger, um sich zu regenerieren. Viele unterschätzen, wie lange der Körper braucht, um sich vom Arbeiten trotz Krankheit zu erholen“, betont Dr. Carolin Dietz von der TU Chemnitz in einer Mitteilung zur Studie. Die Erschöpfung nach solchen Phasen baue sich nur langsam über mehrere Wochen hinweg ab.

Wie viele haben krank gearbeitet?

Zwei von drei der Berufstätigen berichteten von mindestens einer Episode im Untersuchungszeitraum. Manche von ihnen erklärten, auch mehrfach krank gearbeitet zu haben. Das scheint sich zu summieren: Je häufiger Menschen krank zur Arbeit erschienen, desto mehr Anzeichen chronischer Müdigkeit zeigten sie. 

Müdigkeit auf Präsentismus zurückzuführen

Um sicherzustellen, dass Müdigkeits-Effekte auf die Präsentismus-Episoden zurückzuführen waren, berücksichtigte das Team auch Krankheitssymptome, Arbeitsbelastung und Zeitdruck. Das Ergebnis dieser Analyse erklärt Professor Dr. Christine Syrek von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg: „Die Erschöpfung ist also nicht einfach eine Folge der Krankheit selbst, sondern vor allem eine Folge des Verhaltens, trotzdem weiterzuarbeiten.“

Spirale aus Überforderung und dauerhafter Erschöpfung

Wenn regelmäßig trotz gesundheitlicher Beschwerden gearbeitet werde, drohe eine Spirale aus Überforderung und dauerhafter Erschöpfung, erklärt Dr. Oliver Weigelt von der Universität Groningen. Zusätzlich zum Risiko für dauerhafte Erschöpfung vermeiden Berufstätige, die sich auskurieren, Kolleginnen und Kollegen anzustecken. 

Quelle: DOI 10.1037/ocp0000411

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