Neue Forschungserkenntnisse bestätigen eine 50 Jahre alte Theorie zu akustischen Halluzinationen, bei denen Menschen mit Schizophrenie „Stimmen hören“: Sie nehmen innere Sprache irrtümlicherweise als von außen kommend wahr.
Innere Stimme oder fremder Laut? Eine alte Theorie erhält neue Belege
„Diese Idee existiert seit 50 Jahren, war aber sehr schwer zu überprüfen, da innere Sprache grundsätzlich privat ist“, erklärt Thomas Whitford von der Universität New South Wales in einer Mitteilung zur Studie. Er hat es dennoch mit seinem Team geschafft, die innere Stimme per EEG (Elektroenzephalografie) indirekt zu messen.
Wie das Gehirn auf die eigene Stimme reagiert
„Wenn wir sprechen – auch in Gedanken – ist der Teil des Gehirns weniger aktiv, der Geräusche aus der Außenwelt verarbeitet. Das liegt daran, dass das Gehirn den Klang der eigenen Stimme vorhersagt. Bei Menschen, die Stimmen hören, scheint diese Vorhersage jedoch falsch zu sein. Das Gehirn reagiert dann, als käme die Stimme von jemand anderem.“
Bei Menschen mit akustischen Halluzinationen reagiert das Gehirn stärker auf die innere Stimme
Menschen mit und ohne akustische Halluzinationen hörten über Kopfhörer nach dem Zufallsprinzip die Laute „ba“ oder „bi“. Sie wurden gebeten, dabei die Laute auch selbst in Gedanken zu „sprechen“. Wenn die innere Sprache mit dem Laut aus dem Kopfhörer übereinstimmte, verringerte sich die Gehirnaktivität bei gesunden Menschen ähnlich wie beim lauten Sprechen. Bei Teilnehmenden mit akustischen Halluzinationen wurde sie dagegen deutlich stärker.
Gehirnunterschiede bei Menschen mit akustischen Halluzinationen
Whitford betont: „Bei Menschen, die Stimmen hören, tritt keine Aktivitätsminderung auf. Ihr Gehirn reagiert sogar noch stärker auf innere Sprache, als käme sie von jemand anderem. Das könnte erklären, warum sich die Stimmen so real anfühlen.“
Quelle: DOI 10.1093/schbul/sbaf167