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19.05.2025 11:05 Uhr
Beim Sprechen leistet das Gehirn viel: Es muss die richtigen Wörter finden und grammatikalisch richtig anordnen, die Mundmuskulatur steuern, Laute verarbeiten und ihre Bedeutung erfassen. Das Ganze wird noch komplexer, wenn jemand mehr als eine Sprache beherrscht. Und das bedeutet auch eine größere Herausforderung, wenn ein Schlaganfall die Sprechfähigkeit einschränkt.
Nach einem Schlaganfall, einer Hirnverletzungen oder anderen Erkrankungen kann das deutliche Sprechen und Verstehen von Sprache schwierig sein – auch Aphasie genannt. Bei mehrsprachigen Menschen tritt Aphasie häufig in allen Sprachen auf und nicht nur in einer. Dies könnte daran liegen, dass an allen Sprachen die gleichen Strukturen und Netzwerke des Gehirns beteiligt sind. Es kommt aber auch vor, dass sich jemand nach einem Schlaganfall nur an seine Muttersprache oder nur an die Zweitsprache erinnert oder dass der Wechsel zwischen den Sprachen beeinträchtigt ist.
Eine wichtige Rolle dafür spielt, wie häufig man die Sprache vor dem Schlaganfall benutzt hat: Wurden beide Sprachen häufig benutzt, sind wahrscheinlich auch beide beeinträchtigt. Verwendet man eine neue Sprache häufiger als die Muttersprache, so wird oft die Zweitsprache schneller wiedererlangt.
Bilinguale Sprachtherapie ist noch die Ausnahme
Die Sprachtherapie erfolgt meist nur in einer Sprache. Ob das auch zur Wiederherstellung anderer Sprachen beiträgt, ist nicht ganz klar. Prof. Dr. Mira Goral von der Universität New York sagte: „Die Ergebnisse sind gemischt. Manchmal erreichen wir eine gute Übertragung auf die nicht behandelte Sprache, manchmal aber auch nicht.“ Sie hält es für wichtig, Menschen dabei zu helfen, alle ihre Sprachen wiederzuerlangen: „Mehrsprachige Menschen schätzen die Kulturen und die Identität, die mit all ihren Sprachen verbunden sind.“
Die Arbeitsgruppe nutzt maschinelles Lernen, um einen „digitalen Zwilling“ der Sprachnetzwerke des Gehirns zu erstellen. Auf diese Weise erfahren die Forschenden viel darüber, wie Menschen Sprachen lernen, verlieren und wiedererlangen.
Quelle: DOI 10.1161/STROKEAHA.124.047867