Männerhirne schrumpfen schneller, doch Frauen haben öfter Alzheimer

Pharmazeutische Zeitung  |  16.10.2025 11:51 Uhr

Doppelt so viele Frauen wie Männer erkranken an Alzheimer-Demenz. Die Ursachen hierfür sind unklar. Forschende stellen jetzt fest: An der altersabhängigen Abnahme des Gehirnvolumens liegt es nicht, denn die ist bei Männern sogar stärker als bei Frauen.

Senioren-Paar auf der Couch. Beide lesen wichtige Dokumente, die der Mann in der Hand hält. Die Frau deutet auf eine Stelle darauf.
Wie unterscheiden sich Männer- und Frauengehirne im Alter? Ein Forschungsteam hat dafür das Volumen gemessen.
© stockphotodirectors/iStockphoto

Warum erkranken doppelt so viele Frauen an Alzheimer-Demenz wie Männer? Könnte es sein, dass ihr Gehirnvolumen im Alter stärker abnimmt? – Eher nicht, schlussfolgert ein Forschungsteam von der Universität Oslo: Denn bei Männern schrumpft das Gehirn im Alter schneller als bei Frauen. 

Um das herauszufinden, werteten die Forschenden MRT-Aufnahmen des Gehirns von 2181 Männern und 2545 Frauen im Alter von 17 bis 95 Jahren aus. Von jedem Teilnehmenden gab es mindestens zwei Aufnahmen, die im Abstand von durchschnittlich 3,3 Jahren angefertigt worden waren. Insgesamt wurden somit 12.638 Hirnscans betrachtet. Keiner der Probanden war kognitiv beeinträchtigt.

Männer verlieren über die Zeit mehr Gehirnvolumen

Das Ergebnis: Bei Männern ging das Volumen zahlreicher Hirnregionen über die Zeit stärker zurück. Bei Frauen dagegen war ein stärkerer Rückgang nur in einzelnen Arealen zu verzeichnen. Vor diesem Hintergrund sei es unwahrscheinlich, dass geschlechtsspezifische Unterschiede bei der altersabhängigen Abnahme des Gehirnvolumens für die höhere Prävalenz der Alzheimer-Demenz bei Frauen verantwortlich seien, resümieren die Autoren.

Was ein gesundes Gehirn verrät

Zwar wurden in dieser Studie keine Alzheimer-Patientinnen oder -Patienten untersucht, doch das spielt laut Fachleuten keine große Rolle. „Das Verständnis dessen, was in einem gesunden Gehirn geschieht, ist wirklich wichtig, um besser verstehen zu können, was passiert, wenn Menschen diese neurodegenerativen Erkrankungen bekommen“, verdeutlichte Professor Dr. Fiona Kumfor von der University of Sydney in Australien gegenüber dem Nachrichtenportal der Fachzeitschrift »Nature«.

Der Einfluss der Lebenserwartung

Die Ergebnisse liefern also wichtige Hinweise darauf, wie sich das Gehirn im Alter verändert – ganz ohne Krankheitseinflüsse. Sie zeigen zudem, dass Männer offenbar schneller altern als Frauen, was zu ihrer generell kürzeren Lebenserwartung passt. 

Übrigens ging man lange davon aus, dass Frauen wegen ihrer längeren Lebenserwartung häufiger Alzheimer bekommen: Immerhin ist Alzheimer eine altersassoziierte Erkrankung. Laut der Alzheimer Forschung Initiative ist jedoch das Erkrankungsrisiko von Frauen generell höher als das von Männern, unabhängig von der jeweiligen Lebenserwartung.

Warum Bildung eine Rolle spielt

Ein Punkt, den die Forschenden selbst einschränkend erwähnen: Die Teilnehmenden – vor allem die älteren Männer – hatten im Schnitt ein überdurchschnittlich hohes Bildungsniveau. Das kann die Ergebnisse beeinflussen, denn ein höherer Bildungsgrad gilt als Schutzfaktor gegen Alzheimer.

Quelle: DOI 10.1073/pnas.2510486122

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