Sexualität im Alter: 6 Fakten zur Lust ab 60

pta-Forum  |  03.11.2025 06:40 Uhr

Auch jenseits der 60 bleibt Sexualität ein wichtiger Teil des Lebens. Körper, Hormonhaushalt und Selbstbild verändern sich – doch mit Wissen, Offenheit und gesunden Gewohnheiten kann Intimität erfüllend bleiben.

Ein Paar jenseits des 60. Lebensjahrs kuschelt im Bett.
Für ein Drittel der Älteren hat sexuelles Erleben einen so hohen Stellenwert wie bei jungen Menschen, hat eine Studie ergeben.
© Wavebreakmedia/iStockphoto

Fakt 1: Bedürfnisse kennen 

Laut Berliner Altersstudie II (BASE II) sind etwa zwei Drittel der Menschen ab dem 60. Lebensjahr zwar weniger sexuell aktiv und denken auch weniger daran als junge Menschen. Gefühle von Intimität und Geborgenheit existieren aber unvermindert stark. Für ein Drittel der Älteren hat sexuelles Erleben einen solch hohen Stellenwert wie bei jungen Menschen. 

Fakt 2: Schleimhaut erhalten 

Die Wechseljahre erfahren medial viel Aufmerksamkeit. Der Erklärungsbedarf scheint hoch, viele Frauen wissen nicht, ab welchem Alter welche Veränderungen mit dem sinkenden Spiegel weiblicher Sexualhormone zusammenhängen können. Bei den verschiedenen Symptomen ist nicht immer differenzierbar, was speziell eines der Wechseljahre und was eines des normalen Alterungsprozesses ist. 

Eindeutig den Wechseljahren lassen sich aber Veränderungen im Bereich der Scheide und der Vagina zuordnen. Dort führt der sinkende Östrogenspiegel dazu, dass die Schleimhaut atrophiert und sich zudem der Stoffwechsel der Schleimhautzellen verändert. Die Folgen: weniger Milchsäurebakterien, dadurch ein höherer pH-Wert. Das veränderte Milieu fördert Vaginosen und Harnwegsinfekte. Dem entgegen wirken spezielle Estriol-haltige, lokal anzuwendende Medikamente zum Einführen in die Scheide und zum Eincremen der Schamlippen. Diese Medikamente unterliegen der Verschreibungspflicht. Frauen sollten stets mit dem behandelnden Arzt besprechen, was in welchem Rahmen sinnvoll ist. 

Fakt 3: Warnzeichen ernst nehmen 

Der Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten geht davon aus, dass im Alter ab 50 Jahren rund 80 Prozent aller Männer mit Erektiler Dysfunktion eine Erektionsschwäche durch körperliche Ursachen erleben. Dazu gehören insbesondere Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Herzinfarkt, Bluthochdruck, Arteriosklerose), aber auch Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, Niereninsuffizienz, Leberleiden oder Störungen der Schilddrüsenfunktion. Deshalb sollte eine Erektionsschwäche immer zunächst zum Internisten führen, damit dieser herausfinden kann, ob und welche körperliche Ursache dahintersteckt. Schwächelt der Penis, gilt das auch als erster Hinweis auf eine Arteriosklerose.

In Bezug auf ihre Hormone müssen Männer zwar nicht den abrupten Abfall ihrer Sexualhormone erleben, aber auch bei ihnen sinkt der Spiegel des Testosterons ab dem 40. Lebensjahr – nur eben langsamer und kontinuierlicher. 

Fakt 4: Standgeber 

Einen Weg zurück zur jugendlichen Erektionsfähigkeit gibt es zwar nicht, aber die PDE-5-Hemmer Sildenafil, Tadalafil, Vardenafil und Avanafil, allesamt mit vergleichbarer Wirkung, schaffen in den meisten Fällen gute Voraussetzungen für eine Erektion des Penis. Allerdings sollten Männer vor dem Einsatz dieser Medikamente immer erst nach den oben genannten organischen Ursachen suchen lassen. Das ist auch ein Grund dafür, dass in Deutschland die PDE-5-Hemmer weiterhin verschreibungspflichtig sind. 

Mögliche Nebenwirkungen von PDE-5-Hemmern sind vor allem Kopfschmerzen, Erröten, verstopfte Nase und Dyspepsie. Nimmt ein Mann Nitrate oder NO-Donatoren ein, trägt er ein erhöhtes Risiko für Herz und Kreislauf, leidet unter hohem Blutdruck mit Werten höher als 170/110 mm/Hg, hatte bereits einen Schlaganfall, einen Herzinfrakt oder Arrythmien im halben Jahr vor der gewünschten Medikation, sollte er die Mittel nicht einnehmen. 

Fakt 5: Selbstliebe 

Ein weiterer, die Lust beeinträchtigender Faktor ist die veränderte Optik. Da sammeln sich zu viele Kilos an, der Bauch wird schwabbelig, die Oberarme ebenfalls, Falten zeigen sich, wo es niemand möchte. Gerade jenen, die eine neue Beziehung eingehen, kann das Unsicherheit bescheren.

Es ist ein Lernprozess, sich auch dann noch körperlich zu akzeptieren, wenn nicht mehr alles straff sitzt. Wichtig ist dabei der Gedanke, dass echte Intimität nicht nur aus dem Rausch der Körper besteht. Echtheit im Wesen finden die meisten Menschen attraktiver als den perfekten Körper.

Fakt 6: Das Gute erhalten 

Einige Risiken, die mit dem Altern einhergehen, lassen sich mit einem gesunden Lebenswandel verringern, denn für beide Geschlechter gilt: Alles, was die Durchblutung erhält, hilft auch bei der Sexualität. An erster Stelle sollte dabei regelmäßige Bewegung stehen. Es muss kein Mammutprojekt sein, wie das Training für einen Marathonlauf, bereits 45 Minuten zügiges Spazierengehen pro Tag bringen viel. Und auch, wenn mancher sich erst einmal zwingen muss: Krafttraining ist ein wesentlicher Faktor für Gesundheit im Alter. Da kann das Studio motivierend wirken, man kann jedoch auch zu Hause täglich ein paar Übungen für den Muskelerhalt einbauen. Der angenehme und luststeigernde Nebeneffekt: Frau und Mann fühlen sich wohler in ihrem Körper und können offener auf den anderen zugehen.

Eine weitere wesentliche Stellschraube ist die Ernährung. In Summe eine ausgewogene Ernährung nach den Prinzipien der Mittelmehrkost hebt die Chance dafür, dass die Blutgefäße länger elastisch bleiben.

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