So bleibt die Haut gesund

Flüssigkeitsverlust, Gefäß- und Nervenschäden begünstigen bei Diabetes trockene und anfällige Haut.

Die Haut von Diabetikern braucht oft eine besondere Pflege.
© Ridofranz/iStockphoto

Wenn eine glatte Oberfläche uneben wird, steckt meist ein Mangel dahinter ähnlich wie die Erde in einem Flussbett Risse bekommt, sobald sich der Strom zurückzieht. Der Diabetes setzt der Haut zu, indem er ihr das Wasser entzieht. "Wird immer mehr Zucker ausgeschieden, dann trocknet der Körper aus. Der Zucker ist im Urin gelöst, und Diabetiker müssen viel zu häufig Wasser lassen", erklärt Dr. Stephanie Panthel, Dermatologin in Düsseldorf.

Doch nicht nur der Flüssigkeitsverlust sorgt für eine trockene, juckende Haut: Zu den Ursachen zählen auch die Schäden, die die Gefäße durch die Zuckerkrankheit davontragen – Experten sprechen von einer Angiopathie. Vor allem die kleinen Gefäße trifft es. Sie sorgen normalerweise für eine gute Durchblutung der Haut. Können sie ihren Dienst nicht mehr gut verrichten, werden Immunzellen nicht mehr in ausreichender Menge durch die Haut geschleust – woraufhin die Immunabwehr schwächelt. Schnell entstehen Wunden, die oft lange nicht heilen. Darüber hinaus kommt es zu einer Nervenschädigung (Neuropathie), die sich auch auf die Schweiß- und Talgdrüsen der Haut auswirkt: "Diese Drüsen können ihren regulierenden Einfluss auf den Zustand der Haut nicht mehr geltend machen. Das trägt dazu bei, dass die Trockenheit voranschreitet", sagt Panthel.

Um dieser schleichenden Entwicklung einen Riegel vorzuschieben, muss vor allem der Blutzucker gut eingestellt werden. Tückischerweise bleibt der erhöhte Zuckerspiegel oft über einen langen Zeitraum unbemerkt – und damit auch die Neuropathie, die nach und nach entsteht. Deshalb gilt es, aufmerksam zu sein. Vor allem die Füße senden Warnsignale wie ein Kribbeln oder Brennen aus.

Kurz duschen, sorgfältig trocknen

Insgesamt sollten Menschen mit Diabetes besondere Rücksicht auf ihre Haut nehmen und sie gut pflegen. Das fängt für Dermatologin Panthel bei der Reinigung an. Ihr Tipp: "Auf keinen Fall 20 Minuten lang heiß duschen! Besser kurz und lauwarm. Gleiches gilt auch fürs Baden, wenn man es nicht lassen möchte. Pflegende, am besten ölreiche Zusätze sind ein Muss, zum Beispiel auf Mandelölbasis." Anschließend sei es wichtig, sich gründlich von Kopf bis Fuß abzutrocknen. "Dabei aber nicht zu heftig die Zehen auseinanderziehen, sondern mit einem Föhn von oben pusten oder mithilfe eines weichen Kosmetiktuchs die Flüssigkeit aufsaugen", rät die Dermatologin.

Feuchtigkeit hält sich hartnäckig in der Leistengegend oder unter der Brust. Dort können schnell Pilzinfektionen entstehen, wenn man das Handtuch nicht sorgfältig nutzt. Häufige Brutstätten für Pilze sind Schwimmbäder und Saunen. "Wer Badeschlappen trägt und anschließend ein alkoholfreies, antiseptisches Fußspray nutzt, kann dadurch verhindern, dass sich die Schädlinge in der Haut einnisten", erklärt die Expertin.

Die trockene Haut lässt sich mit einer Creme schützen. "Reines Öl oder Vaseline meiden Diabetiker aber besser. Beides legt sich wie ein Film über die Haut, die darunter nicht mehr richtig atmen kann", sagt Panthel. Die Dermatologin gibt einen Überblick über die Wirksamkeit wichtiger Inhaltsstoffe:

Urea, auch Harnstoff genannt, bindet die Feuchtigkeit in der Haut und hält sie dadurch geschmeidig. Der Wirkstoff, der synthetisch hergestellt wird, kann auch Hornhaut lösen. Empfehlenswert für Diabetiker: Körperlotionen mit zehnprozentigem Ureagehalt.

Nachtkerzenöl wird aus den Samen der Nachtkerze gewonnen. Es wirkt feuchtigkeitsregulierend und beruhigt gereizte, juckende Haut.

Allantoin gilt als wundheilungsfördernd, zellregenerierend und verträglich. Es mildert Hautirritationen.

Glycerin soll gegen trockene, rissige und juckende Haut helfen, indem es in die Haut eindringt und sich zusätzlich wie ein leicht öliger Schutzfilm auf die Oberfläche legt. So verhindert es, dass Feuchtigkeit entweicht. Die Haut wirkt glatter, gesünder und bleibt elastisch.

Milchsäure reguliert als Bestandteil des hauteigenen Säureschutzmantels den physiologischen pH-Wert und kontrolliert so die bakterielle Besiedlung der Haut. Sie ist ein guter Feuchtigkeitsspender und kann Hornhaut lösen.

Spezielle Schaumcremes für Diabetiker haben bei der Pflege hochempfindlicher, trockener Haut den Vorteil, dass sie atmungsaktiv sind und zugleich schützen. Panthel: "Sie lassen sich leicht auftragen und ziehen schnell ein, ohne einen Fettfilm zu hinterlassen." Wenn trockene Diabetikerhaut dazu neigt, stark zu jucken, rät die Dermatologin zu einer Pflegelotion mit Polidocanol: "Dieser Wirkstoff betäubt die Hautoberfläche leicht und kann den Juckreiz lindern."

Natascha Plankermann

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