Statin-Unverträglichkeit wird überschätzt

ZOU | 17.02.2022

Jeder zweite Patient bricht die Einnahme von Statinen ab, reduziert die Dosis oder nimmt sie nur noch unregelmäßig, weil er glaubt, dass die Cholesterinsenker Muskelschmerzen und andere Nebenwirkungen verursachen. Eine neue Studie mit über vier Millionen Personen zeigt: Tatsächlich liegt nur bei höchstens zehn Prozent tatsächlich eine Statin-Unverträglichkeit vor.

In 176 Studien mit insgesamt 4.143.517 Personen lag bei 9,1 Prozent der Patienten eine Statin-Unverträglichkeit vor. Wurden andere diagnostische Kriterien verwendet, so kam es sogar nur bei fünf bis sieben Prozent der Patienten zur Diagnose einer Statin-Unverträglichkeit.

Risikofaktoren für eine Statin-Unverträglichkeit waren ein höheres Alter, weibliches Geschlecht, starkes Übergewicht, Diabetes, Schilddrüsenunterfunktion sowie chronisches Leber- oder Nierenversagen. Auch Arzneimittel zur Kontrolle von Herzrhythmusstörungen, Kalziumkanalblocker, Alkohol und höhere Statindosen waren mit einem höheren Risiko einer Unverträglichkeit verbunden.

 „Diese Ergebnisse waren für mich keine Überraschung. Sie zeigen, dass Statin-Intoleranz in den meisten Fällen überschätzt und überdiagnostiziert wird. Etwa 93 Prozent der Patienten unter Statin-Therapie können effektiv bei sehr guter Verträglichkeit und ohne Sicherheitsbedenken behandelt werden“, sagte Studienautor Professor Maciej Banach von der Medizinischen Universität Lodz (Polen). Er folgert aus den Ergebnissen, dass die Erwartung der Patienten, dass Statine schädlich sind – der Nocebo-Effekt – für mehr als die Hälfte aller Symptome verantwortlich sein könnte, und nicht das Medikament selbst.

„Die wichtigste Botschaft für die Patienten aus dieser Studie ist, dass sie Statine weiterhin in der verschriebenen Dosis einnehmen und etwaige Nebenwirkungen mit ihrem Arzt besprechen sollten, anstatt das Medikament auf eigene Faust abzusetzen“, sagte Banach.

Quelle: DOI 10.1093/eurheartj/ehac015