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Diabetes – von Anfang an richtig behandeln

23.04.2018

Wer die Diagnose Typ-2-Diabetes bekommt, fühlt sich oft überfordert, sieht er sich doch unvermittelt vor einem Berg ungeahnter Herausforderungen. Wie die Weichen für ein gutes Leben mit der Krankheit von Anfang an richtig gestellt werden, erfahren Sie im aktuellen Thema der Woche.

So behandeln Sie Diabetes von Anfang an richtig.
Je mehr Sport Diabetiker treiben, desto weniger Medikamente oder Insulin brauchen sie.
© contrastwerkstatt - Fotolia

Da sitzt der Arzt nun vor einem und sagt: „Sie haben Diabetes.“ Folgende Fragen helfen dabei, fürs Erste mehr Klarheit zu gewinnen:

  • Was bedeutet der Diabetes für mein weiteres Leben?
  • Wie wird die Krankheit behandelt?
  • Brauche ich Insulin?
  • Welche weiteren Untersuchungen stehen an?
  • Muss ich jetzt lebenslang Diät halten?
  • Was darf ich noch essen oder trinken?
  • Kann ich in meinem Beruf weiter arbeiten?
  • Was kann ich selbst tun?

Manche Frage wird der Arzt sofort beantworten können, die meisten können in einer Diabetikerschulung geklärt werden.

Den Alltag üben

In einer solchen Schulung lernen die Teilnehmer, was trotz Diabetes machbar ist. Der Alltag mit der Krankheit wird regelrecht geübt. Nur wer weiß, wo Fallen lauern, tritt nicht hinein. Für spezielle Themen wie Depressionen, Ängste oder die Wahrnehmung von Unterzuckerungen haben Experten Spezialschulungen erarbeitet. Sagt der Arzt nichts von einer Schulung, weisen Sie ihn unbedingt darauf hin.

Individualität statt Schubladen

Moderne Arzneimitteltherapie bedeutet, dass Ärzte Diabetiker nicht nach dem Schubladenprinzip behandeln, sondern sie berücksichtigen individuelle Besonderheiten. Das heißt, Ärzte verordnen nicht einfach jedem das Gleiche, sondern achten auf die Lebensgewohnheiten eines Patienten, auf seine soziale Situation und darauf, welche Krankheiten er außer dem Diabetes hat. Danach richtet sich die Wahl des Medikaments. Moderne Diabetes-Arzneimittel senken nicht nur den Blutzucker, sondern oft auch den Blutdruck. Sie können die Gewichtsabnahme fördern, sollen möglichst keine Unterzuckerungen hervorrufen und das Herz-Kreislauf-System günstig beeinflussen.

  • Spricht nichts dagegen, steht an erster Stelle gegen hohe Zuckerwerte der Wirkstoff <link http: www.aponet.de wissen arzneimitteldatenbank suchergebnis metformin.html>Metformin. Er gilt als sicherer Arzneistoff, der den Blutzucker ohne Gefahr für zu tiefe Werte senkt, außerdem eine Gewichtsabnahme fördert und das Herz-Kreislauf-System nicht schädigt. Zudem scheint er Tumoren vorbeugen zu können.
  • In zweiter Reihe folgen Arzneistoffe aus der Gruppe der Sulfonylharnstoffe, die jedoch heute nicht mehr unumstritten sind.
  • Zu den modernen Vertretern gehören die sogenannten Inkretine, die die Wirkung des Darmhormons GLP-1 entweder imitieren oder dessen Abbau hemmen. Durch diese Wirkung sinkt der Blutzucker ohne Unterzuckerungsrisiko. Außerdem fördern manche Inkretine die Gewichtsabnahme.
  • Die neuesten Arzneistoffe heißen SGLT-2-Hemmer. Sie blockieren das Enzym SGLT-2 in den Nieren, das normalerweise dafür sorgt, dass Zucker nicht mit dem Urin aus dem Körper gelangt. Unter den Arzneistoffen wird vermehrt Zucker ausgeschieden, der Blutzuckerspiegel sinkt.
  • Nicht zuletzt bekommen auch Typ-2-Diabetiker in bestimmten Fällen <link http: www.aponet.de wissen arzneimitteldatenbank suchergebnis insulin.html>Insulin. Das Hormon wird gespritzt, und es gibt verschiedene Einsatz gebiete bei diesem Diabetestyp.

Günstig, sicher, effektiv: Bewegung

Mediziner wissen, dass Typ-2-Diabetes aus einer Mischung von viel Essen, wenig Bewegung und erblicher Veranlagung entsteht. Und dass er nicht allein kommt, sondern meist kombiniert mit hohem Blutdruck, hohen Blutfettwerten und Übergewicht. Dieses Quartett nennen Fachleute auch metabolisches Syndrom.

Die effektivste und gleichzeitig nebenwirkungsärmste Maßnahme gegen Typ-2-Diabetes und das gesamte metabolische Syndrom ist Bewegung. Ihr Nutzen für die Gesundheit von Diabetikern konnten Studien eindeutig belegen. Einige Gründe dafür:

  • Die Insulinresistenz als Ursache eines Typ-2-Diabetes nimmt ab.
  • Bewegung bringt auch ganz ohne Insulin Glukose in die Zellen.
  • Die Fettverbrennung steigert sich. Bewegung fördert deshalb die schlanke Linie.
  • Die Knochen werden stärker. Das wirkt einer Diabetes-bedingten Osteoporose entgegen.

Überlegt starten

Wer mit diesem Wissen sofort starten will, hält am besten noch einmal kurz inne und überlegt, wie lange die letzte intensivere Bewegung zurückliegt. Schon länger? Dann steht der Gang zum Arzt auf dem Programm. Er checkt das Herz-Kreislauf-System, die Gelenke, prüft, ob bereits Folgeschäden vorliegen – und kann daraufhin entscheiden, was dem Einzelnen an Bewegung gutbekommt.

Abhängig von den Ergebnissen der Untersuchung gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • Körperlich gesunde Typ-2-Diabetiker können sich in der Bewegungswahl frei entscheiden. Bei Übergewicht eignen sich Nordic Walking, schnelles Gehen, Skiwandern, Schwimmen und Radfahren.Bei nur mäßigem Übergewicht spricht auch nichts gegen Joggen oder Bergwandern.
  • Eine weitere Variante bieten Diabetiker-Sportgruppen. Hier trifft man sich mit ebenfalls Betroffenen. Das kann die Motivation stärken, am Ball zu bleiben.
  • Menschen mit Herz-Kreislauf-Beschwerden bewegen sich am Besten im Rahmen einer Herzsportgruppe.

Je nach Ausprägung der Herz-Kreislauf-Erkrankung gibt es auch Gruppen, bei denen stets ein Arzt anwesend ist, der im Notfall sofort helfen kann. Wer Bewegung nichts abgewinnt, dem sei zum Trost gesagt: 150 Minuten pro Woche, in denen man zumindest leicht ins Schwitzen gerät, genügen. Zweieinhalb Stunden bei etwa 112 Stunden wacher Zeit pro Woche. Und es reicht schon moderates Gehen, um das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt zu senken.

Auf Linie kommen

Weniger Gewicht bringt auf verschiedenen Ebenen Gewinn: Die meisten Menschen fühlen sich schlank attraktiver. Weniger Kilos entlasten Knochen und Gelenke. Das Asthmarisiko sinkt, Sodbrennen lässt oft nach. Blutwerte bessern sich, häufig sinkt der Blutdruck. Manchmal brauchen Typ-2-Diabetiker nach einer Gewichtsabnahme kombiniert mit mehr Bewegung sogar keine Medikamente mehr, oft reichen weniger.

Wer abnehmen möchte, sucht sich am besten eine Gruppe Gleichgesinnter. Krankenkassen und manche Arztpraxen bieten Gruppenkurse mit Diätprogrammen an, in denen man die Teilnehmer außer in Ernährung auch in Bewegung und Verhalten schult. In aller Regel eignen sich diese Kurse auch für Typ-2-Diabetiker.

Nimmt man ab, sinkt meist auch der Bedarf an Medikamenten, die den Blutzucker senken. Dann passt der Arzt die Dosis dem veränderten Bedarf an. Will man abnehmen, muss er also immer eingeweiht sein.

Vor Folgen schützen

Wer Diabetes bekommt, lernt oft erstmals in seinem Leben, gut für sich selbst zu sorgen. Dazu gehört auch, Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen. Mindestens einmal im Jahr sollten bei Diabetikern Augen, Nieren, Nerven und Herz auf den Prüfstand. Diese Organe leiden besonders unter der Zuckerkrankheit. Nur wenn Schäden früh erkannt werden, besteht die Chance, trotz Diabetes noch viele Jahre ein kaum beeinträchtigtes Leben führen zu können.

Apothekerin Isabel Weinert

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